c't 8/2021
S. 36
Aktuell
Prozessoren

14-nm-Abschied

Core-i-11000-Prozessoren für Desktop-PCs

Intels elfte Generation der Core-i-CPUs „Rocket Lake“ bringt nach fünf Jahren endlich überarbeitete Rechenwerke, die eine deutlich bessere Leistung pro Takt bieten. Dafür haben diese 14-Nanometer-Prozessoren ­allerdings zwei Kerne weniger.

Von Christian Hirsch

Intels letzte Desktop-Prozessoren mit veralteter 14-Nanometer-Technik bestehen nur zur Hälfte aus Neuware: Die 19 Core-i-11000-CPUs der Serien Core i5 mit sechs sowie Core i7 und i9 mit acht Kernen erhalten die Mikroarchitektur „Cypress Cove“. Im Vergleich zu den Vorgängern Core i-10000 „Comet Lake“ soll die Leistung pro Takt der CPU-Kerne um bis zu 19 Prozent und die der Xe-Grafikeinheit um bis zu 50 Prozent steigen. Billigere Rocket-­Lake-Prozessoren mit zwei und vier Kernen der Serien Pentium Gold und Core i3 wird es nicht geben. Stattdessen bringt der Chiphersteller elf aktualisierte Modelle der zehnten Core-i-Generation, die in die gleiche Fassung LGA1200 passen. Sie tragen in der Produktbezeichnung als letzte Ziffer die 5, zum Beispiel Core i3-10325.

Core i-11000 Rocket Lake, LGA1200, 2 × DDR4-3200
Prozessor Kerne Takt / Turbo L3-Cache TDP Preis
Core i9-11900K/KF 8+HT 3,5 / 5,3 GHz* 16 MByte 125 W 539 / 513 US-$
Core i9-11900/F 8+HT 2,5 / 5,2 GHz* 16 MByte 65 W 439 / 422 US-$
Core i9-11900T 8+HT 1,5 / 4,9 GHz 16 MByte 35 W 439 US-$
Core i7-11700K/KF 8+HT 3,6 / 5,0 GHz 16 MByte 125 W 399 / 374 US-$
Core i7-11700/F 8+HT 2,5 / 4,9 GHz 16 MByte 65 W 323 / 298 US-$
Core i7-11700T 8+HT 1,4 / 4,6 GHz 16 MByte 35 W 323 US-$
Core i5-11600K/KF 6+HT 3,9 / 4,9 GHz 12 MByte 125 W 262 / 237 US-$
Core i5-11600 6+HT 2,8 / 4,8 GHz 12 MByte 65 W 213 US-$
Core i5-11600T 6+HT 1,7 / 4,1 GHz 12 MByte 35 W 213 US-$
Core i5-11500 6+HT 2,7 / 4,6 GHz 12 MByte 65 W 192 US-$
Core i5-11500T 6+HT 1,5 / 3,9 GHz 12 MByte 35 W 192 US-$
Core i5-11400/F 6+HT 2,6 / 4,4 GHz 12 MByte 65 W 182 / 157 US-$
Core i5-11400T 6+HT 1,3 / 3,7 GHz 12 MByte 35 W 182 US-$
* mit Thermal Velocity Boost F-Modelle ohne Grafik K-Modelle übertaktbar

Rückgriff auf Ice Lake

Um den Rückstand auf die immer stärkere Ryzen-Konkurrenz durch die jahrelangen Fertigungsprobleme bei 10 Nanometern nicht weiter anwachsen zu lassen, hat Intel in den letzten zwei Jahren „Rocket Lake“ als Plan B in Angriff genommen: Das Sunny-Cove-Design der Ende 2019 erschienenen 10-Nanometer-Mobilprozessoren Core i-1000G „Ice Lake“ wurde auf 14 Nanometer zurückportiert und mit der moderneren Xe-Grafikeinheit der wenige Monate alten Mobilnachfolger Core i-­1100G „Tiger Lake“ kombiniert. Die höhere Performance geht zum einen auf das Konto der größeren Caches: Wie schon im Vorabtest des Core i7-11700K in c’t 7/2021 von uns festgestellt, wächst jeweils pro Kern der Level-1- von 32 auf 48 KByte und der Level-2-Cache von 256 auf 512 KByte [1]. Zum anderen hat Intel den Rocket-­Lake-CPUs deutlich breitere Rechenwerke spendiert: Intern gibt es nun 10 statt 8 Ausführungseinheiten (Ports). Hinzugekommen ist jeweils eine weitere Address Generation und Store Data Unit, was den effektiven Durchsatz zum Level-1-Cache verdoppelt. Zudem hat Intel die Ladelatenzen verkürzt und die Sprungvorhersage weiter verbessert.

Mit Rocket Lake zieht erstmals die Vektorbefehlssatzerweiterung AVX512 in Intels Mainstream-Desktop-Prozessoren ein. Bislang war diese Server- und Mobilchips vorbehalten. Teil von AVX512 sind die KI-Funktionen Vector Neural Network Instructions (VNNI), die Intel auch als DL Boost bezeichnet (Deep Learning). Zudem gibt es in den Cypress-Cove-Kernen neue Befehle für Verschlüsselungsoperationen, die AES durch Vektorisierung beschleunigen und SHA-256-Hashes erzeugen können.

Zwei Kerne weniger

Das Spitzenmodell Core i9-11900K tritt im Vergleich zum Zehnkern-Vorgänger Core i9-10900K mit gleicher Turbo­frequenz von 5,3 GHz, aber zwei Kernen weniger an. Denn die Rückportierung des 10-Nanometer-Designs auf 14-Nanometer-Fertigung vergrößert den Silizium-Flächenbedarf. Genaue Zahlen wollte Intel nicht verraten, aber ein geköpftes Exemplar des vorab erhältlichen Core i7-11700K ist mit rund 260 mm2 ungefähr 30 Prozent größer als das bisherige Zehnkern-Die des Core i9-10900K (rund 200 mm2).

Der Speichercontroller der Core-i-­11000-Prozessoren kann nun mit DDR4-3200 statt DDR4-2933 umgehen. Allerdings läuft er nur beim Core i9-11900K mit höchstem Takt im sogenannten Gear-1-Modus. Alle anderen CPUs erreichen DDR4-3200 nur im Gear-2-Modus bei halber Taktfrequenz des RAM-Controllers, was die Latenzen beim Speicherzugriff verlängert. Maximaltempo im 1:1-Betrieb (Gear 1) ist DDR4-2933.

Die UHD-750-Grafikeinheit (Gen 12) der Core i-11000 besteht im Unterschied zur UHD 630 (Gen 9.5) der Vorgänger nun aus 32 statt 24 Einheiten mit komplett überarbeiteter Xe-Architektur. In unserem Vorabtest war sie im 3DMark Firestrike 65 Prozent schneller. Zudem bringt die neue GPU das längst überfällige HDMI 2.0, wofür bisher die Board-Hersteller externe Level Shifter/Protocol Converter (LSPCon) auflöten mussten. Die GPU entlastet die CPU-Kerne unter anderem bei der Wiedergabe von AV1-Videos mit 10 Bit Farbtiefe.

Die Core-i-11000-Prozessoren kommen am 30. März in den Handel. Ein Test erscheint in der nächsten c’t 9/2021. (chh@ct.de)

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