Schau mir zu!
Twitch: Livestreams schauen und selbst streamen
Millionen Menschen sehen anderen auf der Livestreaming-Plattform Twitch beim Spielen, bei der Arbeit oder beim Hobby zu. Mit wenig Aufwand bauen Sie selbst eine Community auf und verdienen womöglich sogar Geld. Wir stellen Twitch vor und erklären, wie das geht.
Lineares Fernsehen ist out, heißt es oft. Und doch stehen nicht wenige Menschen pünktlich auf der Matte, wenn ihre Lieblingsstreamerin ein neu erschienenes Spiel im Livestream vorstellt. Spiele sind der Inhalt der meisten Streams, aber längst geht es nicht mehr nur um Gaming: Kochen, Backen, Zeichnen, Musik auflegen oder das Pflügen eines Ackers mit dem Traktor – bei Twitch sind all diese Dinge live zu sehen.
Livestreams gibt es auf YouTube, Facebook, Instagram und vielen anderen Plattformen, doch nirgends streamen und schauen die Menschen mehr als auf Twitch. Insbesondere bei Game-Livestreams führt die Amazon-Tochter Twitch das Feld deutlich an: eine Erhebung von Streamlabs schreibt Twitch rund 70 Prozent der angesehenen Stunden und etwa 90 Prozent der gestreamten Stunden zu. Während in Sachen Videos YouTube insgesamt vorn liegt, kann es bei Livestreams für Twitch nicht mithalten. Zu sperrig sind die YouTube-Chatfunktionen, zu gering die Interaktionsmöglichkeiten. Bricht ein YouTube-Stream ab, hat der nächste Anlauf eine andere Adresse und das Publikum ist weg. Hakt es hingegen in einem Twitch-Stream, bleibt die Adresse stets dieselbe und das Publikum merkt kaum, dass der Stream kurz unterbrochen war.
Gerade in den Pandemiejahren 2020 und 2021 hat die Plattform viele Zuschauer gewonnen. Und immer mehr Leute gehen selbst live: Waren es Anfang 2020 noch rund vier Millionen Streamer, ist deren Zahl bis Ende 2021 auf das Doppelte angestiegen, denn die Hürden, einen Livestream anzubieten und damit vielleicht sogar Geld zu verdienen, sind niedrig.
Twitch-Livestreams verfolgen Sie im Browser unter twitch.tv oder in den Twitch-Apps für Android oder iOS/iPadOS. Ein Account auf der Plattform ist fürs Zuschauen nicht nötig. Den braucht man erst, um am Chat teilzunehmen. Das kostenlose Twitch-Konto erfordert die Angabe von Benutzername, Passwort und Geburtsdatum sowie wahlweise einer Mailadresse oder Handynummer zur Verifizierung. Wenn Sie Twitch mit einem Account nutzen, folgen Sie Kanälen per Klick auf ein Herz-Symbol und sehen dann auf einen Blick, ob diese online sind. Beim ersten Anmelden fragt Twitch nach Kategorien oder Kanälen, um seine Stream-Empfehlungen zu verbessern. Die Auswahl ist aber freiwillig.
Unterhaltsames, Kurioses & Reales
Die am meisten genutzte Kategorie auf Twitch hat nichts mit Computerspielen zu tun – sie heißt „Just Chatting“. Klingt erst mal wenig aufregend, unter den Livestreams dort findet man aber auch Perlen und Kurioses. Manch eine Streamerin unterhält sich mit ihrem Publikum, woanders steckt jemand Lego zusammen oder diskutiert über Politik. Zusätzlich zu den vielen Gaming-Kategorien entstehen ständig neue Bereiche.
Die Rubrik „IRL“ (für „in real life‟ –„im echten Leben‟) zeigt Streams, die so vielfältig sind wie das Leben selbst. Mit Schimpansen, die Chips knuspern, bestreitet der Kanal OnlyTrashTV sein Programm. Sehr erfolgreich ist beispielsweise der Kanal TwitchFarming von Landwirt Jan Bartel. Gut 108.000 Follower hat er inzwischen. Über 1000 Menschen schauen im Schnitt dabei zu, wie er kocht, Landwirtschaftssimulator spielt oder mit dem Trecker übers Feld fährt.
Im Kanal „der_kiosk_original“ sehen Sie live, was in einem Berliner Büdchen so vor sich geht. Langweilig ist das anscheinend nicht, immerhin über 700 Menschen schauen im Schnitt zu, wie andere sich mit Süßkram und Zigaretten eindecken. Die Kioskangestellten beantworten auch Fragen im Chat.
Nicht alles dreht sich auf Twitch um Games, doch sie machen einen großen Teil der Plattform aus; jedes Spiel hat eine eigene Kategorie. Filter grenzen das Angebot bei Bedarf auf Livestreams in der gewünschten Sprache ein. Da die meisten Streamer aus den USA kommen, sind englischsprachige Angebote am stärksten vertreten. Deutsche Streams machen nur gut sieben Prozent auf der Plattform aus. Aber auch mit dem Filter „Deutsch“ kommt so schnell keine Langweile auf. Übrigens ist auch unsere Nachrichten-Website heise online mit einem Kanal auf Twitch präsent (siehe ct.de/yh5f) und zeigt hier die #heiseshow sowie Game-Streams.