c't 17/2022
S. 42
Aktuell
Videostreaming

Auf Nimmerwiedersehen

Sony entfernt gekaufte Filme und Serien aus Playstation Store

Ende August verschwinden Hunderte Filme und Serien aus dem Playstation Store – und sind danach auch für die Nutzer nicht mehr erreichbar, die dafür Geld bezahlt haben. Fans physischer Medien dürften sich wieder einmal bestätigt fühlen.

Von Nico Jurran

Zwar werden Spielkonsolen vorrangig als Gamingmaschinen gekauft, viele nutzen sie aber auch als Medienplayer. Passend dazu konnte man über den Playstation Store lange Zeit Filme und Serien als Stream mieten und kaufen – bis Sony dieses Angebot Ende August vergangenen Jahres stoppte, weil auf der Playstation ebenfalls nutzbare Flatrate-Abos wie Amazon Prime Video, Disney+ und Netflix dem Kauf- und Mietmodell den Rang abgelaufen hatten.

Rund ein Jahr später kündigte Sony in seinem Blog nun einen drastischen Schritt an: „Ab dem 31. August 2022 wirst du aufgrund unserer sich entwickelnden Lizenzvereinbarungen mit Inhaltsanbietern nicht mehr in der Lage sein, deine zuvor gekauften Inhalte von Studiocanal anzusehen, und sie werden aus deiner Video-Bibliothek entfernt.” Dabei hatte Sony seinerzeit versprochen, dass bis dahin erworbene Inhalte weiterhin auf der PS4, der PS5 und Mobilgeräten abrufbar sein würden.

Betroffen von dieser Maßnahme sind in Deutschland über 300 Filme und Serienstaffeln und in Österreich knapp 140 Titel – Blockbuster wie „John Wick“ und die Serie „American Gods“. Dies ergibt sich aus Listen, die Sony veröffentlicht hat (siehe ct.de/yjjg).

Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass Sony Rückerstattungen für die betroffenen Filme und Serien anbietet. Eine Nachfrage der Redaktion beantwortete das Unternehmen bis Redaktionsschluss nicht. Auch auf Sonys Webseite gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass man Geld zurückbekommt. „Wir wissen deine fortlaufende Unterstützung sehr zu schätzen“, heißt es dort lediglich.

Sony beendete im vergangenen Jahr den Verkauf und die Vermietung von Filmen in seinem Playstation Store. Hunderte Kauftitel lassen sich bald nicht mehr abrufen., Bild: Sony
Sony beendete im vergangenen Jahr den Verkauf und die Vermietung von Filmen in seinem Playstation Store. Hunderte Kauftitel lassen sich bald nicht mehr abrufen.
Bild: Sony

Lediglich Lizenzerwerb

Rechtlich möglich ist die Löschung, da man nach dem deutschen Gesetz an den unkörperlichen Inhalten kein Eigentum erwirbt wie an Gegenständen, also etwa an DVDs und Blu-ray-Discs. Stattdessen zahlt man für eine Nutzungslizenz. Die Anbieter gestalten deren Nutzung jeweils vertraglich durch Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB).

Dabei hat sich Sony in seinen AGB abgesichert. So heißt es dort: „Unter bestimmten Umständen kann es vorkommen, dass ein Video von Playstation Video entfernt werden muss. In diesen Fällen ist das Herunterladen und/oder Streamen von gekauften Videos nicht mehr möglich.“ Sonys AGB weisen darauf hin, dass gekaufte oder ausgeliehene Videos, die der Nutzer bereits heruntergeladen hat, davon nicht betroffen seien. Deswegen sollte man auch gekaufte und ausgeliehene Videos „möglichst sofort nach dem Erwerb auf alle kompatiblen Geräte herunterladen, auf denen du darauf zugreifen möchtest“.

Ob man gekaufte Inhalte tatsächlich noch nach dem 31. August anschauen kann, sofern man sie rechtzeitig heruntergeladen hat, ist aber dennoch offen. Ein Hinweis darauf findet sich zumindest in Sonys Ankündigung nicht – stattdessen heißt es dort, wie eingangs beschrieben, dass man die betroffenen Inhalte ab dem Stichtag nicht mehr ansehen kann.

Dies ist nicht das erste Mal, dass ein Videostreamingangebot eingestellt wird und Käufer ihre erworbenen Filme nicht mehr anschauen können. So stellte 2008 das Online-Filmportal „in2movies“ seinen Betrieb ein, 2013 folgte der in Deutschland durch die Integration auf Smart-TVs von Panasonic bekannt gewordene VoD-Dienst „Antrax“. In beiden Fällen ist der Redaktion nicht bekannt, dass Käufer ihr Geld zurückerhalten hätten. (nij@ct.de)

Liste der betroffenen Filme und Serien: ct.de/yjjg

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