c't 17/2022
S. 182
Story
Tod im Infinite Forest
Bild: Michael Vogt

Tod im Infinite Forest

Die Welt ist keine Bühne, sie ist ein Spielfeld. Maschinen machen die Arbeit, der Mensch spielt. Die freie Zeit, die er gewinnt, widmet er gefährlichen Erlebnissen in digital erweiterten Realitäten. Wenn die aus dem Ruder laufen, sind immer noch Ermittler mit kühlem Kopf gefragt, die herausbekommen müssen, was passiert ist.

Von Michael Rapp

Haben wir erwartet, dass wir alle nach dem Ende des Kapitalismus zu Shakespeares und van Goghs mutieren oder unser Leben den Wissenschaften widmen? Nein, dachte die Sonderermittlerin für irrationale Fälle Yolo Tilt, während sie den seltsamen Tatort betrachtete: Für die grundversorgten Massen gibt es kein Geigenspiel, kein Improtheater und keinen Barbershop-Gesang. Adrenalin ist die Droge der Zeit und erweiterte Realität lässt es in Strömen fließen.

Der ehemalige Profigamer Sonic Neuwerk und der Forstbeamte Hunter Schütz, beide bekleidet mit Jagdhosen, Lodenjacken und Hüten, lagen tot in der unwirklich scheinenden, fast leeren Lagerhalle vor einem großen Beet mit Moospflanzen. Getötet durch Hirninfarkte, ausgelöst durch ihre eigenen manipulierten Hirn-Computer-Schnittstellen. Offenbar waren beide Opfer irgendeines maximal immersiven Spiels geworden, das jede Schranke zwischen Virtualität und Realität überwand, bis hin zum finalen Tod. Aber welches Spiel konnte das angerichtet haben? Welche Software hatte den tödlichen Code gesendet? Und wieso?

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