c't 17/2022
S. 66
Titel
Sommer, Sonne, Gadgets: Fahrradnavis

Verfahrensfehler

Navis für Radfahrer

Beim Autofahren nutzt es fast jeder: ein Navi oder eine Navi-App. Aber mit dem Fahrrad von A nach B zu fahren, stellt selbst darauf spezialisierte Radnavis vor schwierige Aufgaben. Unser Test zeigt, welche Modelle dennoch gute Wege finden, lange Touren durchhalten und auch bei Sonne gut ablesbar sind.

Von Michael Link

Nichts ist so lang wie eine vermeintliche Abkürzung. Auch in unserem Test verführten Fahrradnavis zu Umwegen, ja sogar zu Verstößen gegen Verkehrsregeln. Das liegt nicht immer an Fehlern von Naviherstellern. Doch wer ein Radnavi benutzt, muss es erst mal in den Griff bekommen, bevor dessen Routen besser passen. So spuckte unser monatelanger Test auch gleich aus, was die wichtigsten Stellschrauben dafür sind.

Die Preise für Fahrradnavis rangieren von unter 50 Euro bis 750 Euro. Wir haben aus der Masse fünf Geräte getestet, die für verschiedene Philosophien stehen: Hammerhead Karoo 2 (400 Euro), Mio Cyclo Discover Connect (300 Euro), Garmin Edge 830 (400 Euro), Sigma Rox 12.0 Sport (250 Euro) sowie Wahoo Elemnt Roam (300 Euro). Von veralteten Billiggeräten wie dem Teasi beziehungsweise Tahuna raten wir wegen fehlender Updatemöglichkeiten ab. Doch wozu überhaupt so ein One-Trick-Pony wie ein Fahrradnavi kaufen, wenn es Navi-Apps gibt?

Während der Testfahrten loggten wir GPS-Daten mit, fuhren Touren nach und zeichneten per Stereomikrofon am Lenker Anweisungen und Kommentare zum Test auf – und ernteten dabei manchen Blick von Unbeteiligten.
Während der Testfahrten loggten wir GPS-Daten mit, fuhren Touren nach und zeichneten per Stereomikrofon am Lenker Anweisungen und Kommentare zum Test auf – und ernteten dabei manchen Blick von Unbeteiligten.

Navi: Als Gerät oder App

Der Fahrradmodus in Google Maps auf dem Smartphone tut im Großen und Ganzen so, als ob das Fahrrad ein Auto ist. Er passt so leidlich, wenn man fast nur auf festen Wegen bleiben will. An etlichen tollen, aber unbefestigten Radwegen fährt man damit aber vorbei. Noch ignoranter ist Apples Karten-App in iOS-Geräten, die zwar einen Fahrradmodus hat, aber gar keine Radrouten findet.

Apps wie Komoot, Strava und Outdooractive pauken Radfahrer aus dieser Not mit guten Karten und weitaus besserer Navigation heraus. Praktisch ist, dass man damit auch Touren anderer Nutzer nachradeln kann. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass das Navi vorm Abbiegen Ansagen macht wie ein Autonavi. So praktisch das im Auto ist: Auf dem Rad hört man sie mitunter wegen der Fahrgeräusche kaum.

Große Smartphone-Displays bieten zwar viel Kartenüberblick, aber damit man sie bei sonnigem Ausflugswetter ablesen kann, muss man den Helligkeitsregler voll aufziehen. So schmilzt der Stromvorrat schneller dahin als ein Schneemann auf der Sonnenbank: Der Akku vieler Smartphones hält kaum länger als drei Stunden.

Wer einer Smartphonehalterung für den Lenker nicht traut – Vorschläge finden Sie im vorigen Artikel auf Seite 64 – und sein Schätzchen deswegen lieber in der Hand hält, riskiert ein Bußgeld ab 55 Euro. Bleibt, es in eine Tasche zu stecken und sich die Abbiegeanweisungen als Audio ausgeben zu lassen – so sieht man aber die Route nicht mehr. Es spricht also einiges für ein richtiges Navi, wenigstens bei Touren ab drei Stunden Länge.

Was man braucht und was nicht

Reden wir zuerst über die Hardware. So gern man helle Sonne beim Radeln hat: Für die recht kleinen Displays von Fahrradnavis ist sie der Endgegner. Transflektive Displays, die umso besser ablesbar sind, je mehr Sonnenlicht darauf fällt, brauchen wiederum bei wolkigem Wetter Hintergrundbeleuchtung. Nur der Wahoo Elemnt Roam und der Garmin Edge 830 haben einen Helligkeitssensor, mit dem sie die Wechsel zwischen Licht und Schatten gut ausregelten, was bei den anderen weniger gut gelang. Beim Mio Cyclo Discover Connect fehlt sowas.

Schön ist anders. Aber unterwegs spart das entschlackte Menü des Wahoo Elemnt Roam Zeit.
Schön ist anders. Aber unterwegs spart das entschlackte Menü des Wahoo Elemnt Roam Zeit.

Unter allen Navis stach die kaum spiegelnde Anzeige des Wahoo Elemnt Roam mit seiner auch farblich stark reduzierten Kartendarstellung heraus. Auf ihr ist die Route durch kleine schwarze Pfeile besonders gut zu sehen. Es ist das einzige Gerät, das man nur mit Knöpfen oben und an der Seite bedient, weil es keinen Touchscreen hat. Das münzt sich nebenbei in einer sehr langen Akkulaufzeit von 15 bis 18 Stunden um. Auch Garmin hat seine Karten ausgedünnt und blendet in der Grundeinstellung Unwichtiges auf seinem farbfreudigen Touch-LCD-Display aus. Bei Schatten braucht es aber mehr Licht. Die automatische Helligkeitsregelung stresst den Akku, sodass wir nur auf rund zwölf Stunden Laufzeit kamen.

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