c't 18/2022
S. 94
Test & Beratung
Gaming-Notebooks

Tragbares zum Zocken

Gaming-Notebooks mit Nvidias High-End-Grafikchip GeForce RTX 3070 Ti

Starke Gaming-Notebooks stellen moderne Spiele in hohen Detailgraden ruckelfrei dar und sind dennoch mobil. Wir lassen sechs Geräte mit 15,6- bis 16,1-Zoll-Bildschirmen gegeneinander antreten, die allesamt Nvidias High-End-GPU GeForce RTX 3070 Ti enthalten.

Von Florian Müssig

Gaming-Notebooks taugen nicht nur zum Alltagsausgleich, sondern haben auch mehr als genug Performance, um als Arbeitsgerät die Büroanforderungen zwischen virtuellen Meetings und Office-Dokumenten zu meistern. Anders als bei Desktop-PCs, die versierte Bastler selbst zusammenstellen, kann man die Geräte leicht an verschiedenen Standorten einsetzen und kommt zudem nur indirekt mit der anhaltenden Komponentenknappheit in Berührung: Man muss den Bauteilen schließlich nicht mühsam einzeln hinterherjagen oder überzogene Preise schlucken, sondern kann ein fertig zusammengestelltes System zu Preisen rund um die Herstellerempfehlung erwerben.

Für diesen Test haben sich sechs Kandidaten im Redakteurs-Homeoffice und c’t-Labor eingefunden: Acer Predator Helios 300 (PH315-55), Asus ROG Strix G15 (G513RW), Dell Alienware m15 R7, HP Omen 16 (b10), Lenovo Legion 5i Pro (16IAH7H) und Schenker XMG Neo 15 (E22). Die vertretenen Ausstattungsvarianten kosten zwischen 2200 und 3000 Euro.

Kriterien

Das Testfeld für diesen Artikel haben wir anhand zweier Merkmale zusammengestellt. Es sollten Systeme sein, die man trotz Gaming-Fokus auch noch gut mitnehmen kann. Die Probanden haben Displaydiagonalen zwischen 15,6 und 16,1 Zoll, was praktisch eine gemeinsame Klasse darstellt: Die Gehäusegrundflächen variieren im Testfeld nur um wenige Zentimeter. Die Abmessungen lassen auch keine Rückschlüsse auf die Bildschirmgröße zu: Das Alienware m15 R7 mit 15,6-Zoll-Bildschirm ist rund eineinhalb Zentimeter schmaler als der 16,1-Zöller HP Omen 16, misst in der Tiefe aber fast zweieinhalb Zentimeter mehr.

Das zweite Kriterium war ein leistungsstarker Grafikchip, der keine Probleme mit detail- und effektreichen 3D-Welten aktueller Spiele hat – und auch noch ein paar Reserven für künftige Titel. Wir haben deshalb nur Notebooks mit Nvidias High-End-GPU GeForce RTX 3070 Ti ausgewählt. AMDs schnellste Mobil-GPU Radeon RX 6800M findet man nur in genau zwei Asus-Notebooks, die beide noch ältere Prozessoren der Ryzen-5000-Generation haben. Seit Jahresbeginn ist aber die 6000er-Baureihe aktuell und bei Intel Core i-12000H; alle Notebooks im Testfeld haben solche Prozessoren des Jahrgangs 2022. Intels längst angekündigte Arc-GPUs kann man in Europa bislang noch nicht kaufen.

Nvidia hätte übrigens auch die noch flottere GPU GeForce RTX 3080 Ti im Angebot, doch deren Mehrleistung zur RTX 3070 Ti ist viel kleiner als der Aufpreis, den man für sie zahlen muss. Zur Orientierung: Das XMG Neo 15 kann man frei konfigurieren, und mit der schnelleren GPU müsste man bei sonst völlig identischer Ausstattung fast 800 Euro mehr bezahlen; bei Dells Alienware m15 R7 beträgt der Aufpreis sogar knapp 1000 Euro. Das schlechtere Preis/Leistungs-Verhältnis ist auch der Grund, warum viele andere Notebookhersteller erst gar keine RTX 3080 Ti für ihre Notebooks vorsehen.

Aus Kühlung wird Performance

Der GPU-Name allein ist kein verlässlicher Indikator für die 3D-Performance, die man tatsächlich nutzen kann. Stattdessen kommt es immer darauf an, welche Abwärme die Notebookhersteller zulassen beziehungsweise worauf die jeweiligen Kühlsysteme ausgelegt sind. Für die GeForce RTX 3070 Ti nennt das Nvidia-Datenblatt 80 bis 125 Watt – eine riesige Leistungs(aufnahme)spanne.

Nvidia schreibt den Herstellern zwar vor, den gewählten TDP-Wert öffentlich in Datenblättern anzugeben, doch dazu muss man a) überhaupt davon wissen und b) selbst aktiv werden und in den Untiefen der Webseiten nach dem ausführlichen Datenblatt Ausschau halten. Bei Zusammenfassungen, wie Händler sie gerne in Werbeprospekten verwenden, findet man die Information eher nicht. Je kleiner das Notebook, desto hellhöriger sollte man in dieser Hinsicht sein.

Schenker bietet für das XMG15 eine externe Flüssigkühlung an (Bildmitte). Viel Performance bringt der Extra-Klotz leider nicht.
Schenker bietet für das XMG15 eine externe Flüssigkühlung an (Bildmitte). Viel Performance bringt der Extra-Klotz leider nicht.

Als weiterer Faktor kommt hinzu, dass die Kühlsysteme von Notebooks für Werte ausgelegt werden, die kleiner sind als die Summe der Maximal-TDPs von CPU und GPU. Anders als bei Desktop-PCs, wo die Komponenten unabhängig voneinander gekühlt werden, teilen sich beide Hochleistungschips bei Mobilrechnern ein gemeinsames Kühlsystem, das obendrein engen Bauraumbegrenzungen unterliegt. Und während es bei Desktop-PCs kaum stört, wenn das Gehäuse im Laufe einer Gamingsession immer wärmer wird, bekommt man das hier direkt mit: Bei allen Kandidaten wurden die Tastaturen merklich warm. Wirklich unangenehme Temperaturen traten aber nirgends auf.

Wenn nur CPU oder GPU einzeln beschäftigt werden, macht sich die Auslegung des Kühlsystems auf einen „TDP-Mittelwert“ nicht bemerkbar. In Spielen werden allerdings beide Chips gleichzeitig gefordert – und das auch noch unterschiedlich je nach Titel. Dann wird das individuell vom jeweiligen Gerätehersteller vorgesehene Energiebudget dynamisch aufgeteilt, und die Spreu trennt sich vom Weizen: Acer und Lenovo gehen leicht in Führung, das HP Omen 16 fährt etwas hinterher. Dennoch: Absolut betrachtet liegt das Feld eng beieinander und meilenweit vor kompakten Notebooks mit integrierten Grafikeinheiten.

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