Arme offline
Lateinamerika: Die digitale Kluft und ihre Folgen
„Die Welt ist zu einem digitalen Dorf geworden. Um sechs Ecken kennt jeder jeden. Alle hängen zusammen.“ So eine weitverbreitete Ansicht. Doch die Wirklichkeit sieht in großen Teilen der Welt anders aus, wie ein Blick auf Lateinamerika zeigt.
Laut internationaler Fernmeldeunion (ITU) haben aktuell weltweit 2,7 Milliarden Menschen keinen Zugang zum Internet. Zwar gab es zwischen Anfang 2020 bis Mitte 2022 im Zuge der Covid-19-Pandemie und der damit verbundenen Isolationsmaßnahmen wie Homeoffice einen Konnektivitätsschub, der 800 Millionen Menschen ans Netz brachte. Doch dieser Trend wird sich der ITU zufolge so nicht weiter fortsetzen. Ein großer Teil der Weltbevölkerung bleibt bis auf Weiteres abgehängt. „Ohne neue Investitionen in die Infrastruktur und einen neuen Anstoß zur Bildung digitaler Fähigkeiten werden die Chancen immer geringer, alle bis 2030 an das Internet anzuschließen“, warnt der Generalsekretär der Internationalen Fernmeldeunion (ITU), Houlin Zhao.
Um die digitale Kluft zu schließen, seien „mehr Investitionen in Netze und digitale Technologien, Regulierung und die Ausbildung von Fachkräften“ erforderlich. Die schlechte und heterogene Netzabdeckung sowie die hohen Kosten für Daten und Geräte sorgen vor allem in sogenannten Schwellenländern für eine erhebliche Ungleichheit. Viele Bewohner des Planeten müssen in erster Linie ihren täglichen Bedarf an Lebensmitteln decken und für ein Dach über dem Kopf sorgen – auch wenn es nur aus Wellblech besteht.