Metaverse-Vehikel
430 vs. 1800 Euro: VR-Headsets Pico 4 und Meta Quest Pro im Test
Meta (ehemals Facebook) meint es ernst mit dem Metaverse – und hat ein autarkes High-End-Headset für Profis entwickelt. Ist es besser als der Preisbrecher Pico 4?
Es ist eine der größten Wetten der Technik-Geschichte: Sage und schreibe 36 Milliarden US-Dollar hat Facebook beziehungsweise Meta bislang investiert, um der noch völlig unkonkreten Idee eines „Metaverse“ nachzugehen. Fertig ist noch nichts, und deshalb will Konzernchef Mark Zuckerberg noch etliche weitere Milliarden hinterherwerfen, zum Leidwesen vieler Aktionäre.
Eines der wenigen anfassbaren Resultate der Anstrengungen ist nun das Virtual-Reality-Headset Meta Quest Pro. Es soll der Welt zeigen, dass VR mehr als Spielerei ist – und ist inzwischen reif für die Arbeitswelt. Es steckt voller High-Tech und kostet 1800 Euro. Ein auf den ersten Blick sehr ähnliches Gerät hat Metas chinesischer Konkurrent Bytedance (TikTok) nahezu zeitgleich auf den Markt gebracht: Die Pico 4 kostet lediglich 430 Euro. Wir haben beide Geräte getestet. In der Tabelle auf Seite 116 finden Sie zusätzlich auch noch die technischen Daten der älteren Mitbewerber Meta Quest 2 und Vive Focus 3.
Es handelt sich bei all diesen Geräten um autarke Headsets, die keine Verbindung zu PC oder Smartphone benötigen. Die Software läuft auf einem in die Headsets eingebauten Android-System, die Apps lädt man direkt auf den Brillen in Hersteller-Appstores herunter, ein Account beim Hersteller ist jeweils erforderlich. Auf Wunsch kann man aber auch einen PC ankoppeln, dann laufen grafisch anspruchsvollere PCVR-Titel auf den Headsets. Die Kopplung klappt bei beiden Headsets wahlweise über WLAN oder über ein USB-Kabel.
Pfannkuchenlinsen
Der augenfälligste Unterschied im Vergleich zu älteren Headsets ist die vergleichsweise flache Front von Quest Pro und Pico 4. Grund dafür sind die verwendeten Pancake-Linsen, die einen deutlich geringeren Abstand zwischen Auge und Display ermöglichen. Diese sehr flachen Linsen haben auch einige optische Vorteile, beispielsweise neigen sie weniger zu Lichtreflexionen („God-Rays“) wie die bisher üblichen Fresnel-Linsen.
Setzt man eine Quest Pro direkt nach der älteren Quest 2 auf, darf man allerdings keinen Wow-Effekt erwarten: Die bessere Darstellungsqualität fällt erst nach genauerem Hinsehen auf, am ehesten springt noch die kräftigere Farbdarstellung durch die Quantenpunkt-LC-Displays in der Quest Pro ins Auge. Gegenüber der Quest 2 hat sich die Auflösung der Quest Pro nicht maßgeblich verändert (1800 × 1920 Pixel pro Auge); die Pico 4 zeigt mit 2160 × 2160 ein paar Bildpunkte mehr.
Die Headsets können aber nicht nur virtuelle Welten darstellen, sondern auch die echte Umgebung temporär auf die Brille holen – das ist praktisch für die Orientierung, ermöglicht aber auch Mischformen von virtueller und echter Realität. „Passthrough“, also „Durchreiche“, heißt das in der Fachsprache und klappt bei Quest Pro und Pico 4 erstmals in Farbe. Bisherige Headsets zeigten die echte Welt in grieseligem Schwarzweiß. Genutzt werden dafür die außen an den Headsets eingebauten Kameras, mit denen sich die Headsets im Raum positionieren, deren Bilder also normalerweise nur von Algorithmen und nicht von Menschen gesehen werden. Auf den ersten Blick wirkt das Passthrough-Bild in der Pico 4 deutlich klarer als jenes der Quest Pro – schaut man genauer hin, stellt man allerdings fest, dass der Pico-Maßstab nicht stimmt: Die eigenen Hände sind beispielsweise größer als in echt, was sehr irritiert. Außerdem ist das Bild nur monoskopisch, also nicht räumlich. Das Quest-Pro-Passthrough ist stereoskopisch und maßstabsgetreu, dafür aber auch gröber als bei der Pico (siehe Vergleichsaufnahmen im c’t-3003-Video, ct.de/ypf7), außerdem neigt das Bild zu unschönen Überbelichtungen.