c't Jahresrückblick 2022
S. 10
Aktuell
Cyberattacken

Propaganda statt Cyberkrieg

Die Rolle von Cyberattacken im Ukrainekrieg

Vor dem Ukrainekrieg rechneten Experten mit verheerenden Cyberangriffen, die im Land den Strom ausschalten und Chaos auslösen. Doch im Vergleich zu Raketen haben Hacker bislang kaum Schäden angerichtet. Experten diskutieren, ob das der Cyberabwehr der Ukraine zu verdanken ist – oder ob Russland schlicht andere Ziele verfolgt.

Von Christian Wölbert

Am 24. Februar um 5:02 Uhr deutscher Zeit registrierte der Satellitenbetreiber Viasat ungewöhnliche Aktivitäten in seinem Netzwerk: In der Ukraine und in einigen weiteren europäischen Ländern gingen nach und nach zehntausende KA-SAT-Modems offline, die das Internet an abgelegene Orte bringen. Allein in Deutschland verabschiedeten sich mehrere tausend Modems, die zur Fernwartung von Windkraftanlagen dienten.

Ende März konnte Viasat dann erklären, was vorgefallen war: Jemand hatte sich über eine „falsch konfigurierte“ VPN-Appliance in das Management-Netzwerk gehackt und dann – wenige Stunden vor Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine – Zehntausenden Modems befohlen, bestimmte Bereiche ihres Flash-Speichers zu überschreiben und sich damit selbst offline zu nehmen. „Die Attacke betraf die Mehrheit der vorher aktiven Modems in der Ukraine und eine signifikante Zahl weiterer Modems in anderen Teilen Europas“, schreibt Viasat in seinem Untersuchungsbericht.

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