c't 5/2022
S. 181
FAQ
Videostreaming

FAQ

Videostreaming

Filme und Serien schauen mit Amazon Prime Video, Netflix und Disney+ ist in, lineares Fernsehen eher ein Lückenbüßer. So einfach die Technik, so vielfältig die Fragen, die uns dazu erreichen.

Von Nico Jurran

Seltsame Qualitätsunterschiede

Auf iTunes gibt es den Film „Dune – Der Wüstenplanet“ aus dem Jahre 1984 in 4K-Auflösung mit HDR-Bild im Format Dolby Vision. Auf der deutschen UHD-Blu-ray ist der Streifen hingegen nur im Format HDR10 – dafür aber mit deutschem 5.1-Ton, während der iTunes-Stream nur Stereoton bietet. Wieso sind die Fassungen unterschiedlich?

Gerade bei älteren Filmen kommt es häufiger vor, dass die Rechte für die verschiedenen Verwertungsformen bei unterschiedlichen Studios liegen. Im Fall von „Dune – Der Wüstenplanet“ stammt die UHD-Blu-ray beispielsweise von Koch Media, der Stream bei iTunes laut Apple aber vom US-Studio Lionsgate, das demnach die internationalen Streamingrechte hält. Letzteres hat offenbar nur Zugriff auf eine alte Tonfassung, während für die UHD-Blu-ray extra ein Dolby-Atmos-Mix angefertigt wurde.

In anderen Fällen wurden Musikrechte zwar für die Disc- oder TV-Fassung erworben, nicht aber für die Verbreitung in Form von Videostreams – weil zu der Zeit noch niemand an Streaming gedacht hat. Dies ist auch der Grund, warum beispielsweise bei der Serie „Scrubs“ auf Disney+ teilweise andere Lieder zu hören sind als in der TV-Fassung.

Sinn und Zweck von Zuspielern

Ich verstehe nicht, wieso noch externe Streaming-Player angeboten werden. Ich kann alle darüber verfügbaren Videostreamingdienste auch direkt auf meinem Fernseher über dessen TV-Apps abrufen. Künftig dürften diese Zuspieler doch wohl obsolet werden, oder?

Es ist korrekt, dass auf den aktuellen TV-Modellen der großen Fernsehhersteller praktisch alle bekannten Videostreamingdienste direkt abrufbar sind. Allerdings gibt es immer noch kleinere Hersteller, die nicht für alle Dienste passende TV-Apps bereitstellen. Und selbst wenn ein Fernsehhersteller für einen Dienst generell eine TV-App anbietet, bedeutet dies nicht, dass diese auch für ältere Modelle verfügbar ist. Wichtig sind die Player zudem weiterhin für Projektoren und Monitore, die seltener mit Zugängen zu Streamingdiensten versehen werden.

Daneben gibt es technische Gründe für den Einsatz der Streaming-Player: So haben nicht alle Fernseher einen HDMI-Rückkanal (ARC, Audio Return Channel), über den sich Dolby-Atmos-Ton an eine 3D-fähige Surround-Anlage oder Soundbar ausgeben lässt. Möchte man 3D-Sound hören, kommt man in diesem Fall nicht an einem Zuspieler vorbei.

Die Bedeutung von Zuspielern dürfte in Zukunft mit steigender Verbreitung der TV-Apps zwar sinken. Allerdings werden die Dienste in den kommenden Jahren auch immer häufiger effizientere Videokompressionsverfahren nutzen, um Videos in hoher Qualität über schmalbandigere Internetanschlüsse ausliefern zu können beziehungsweise eine bessere Bildqualität bei gleicher Datenrate zu erzielen. Neue Codecs setzen schnellere Videoprozessoren voraus – und da ist es einfacher und preisgünstiger, einen neuen Player anzuschließen, als einen neuen Fernseher zu kaufen.

In der TV-App der ARD lässt sich über das links einblendbare Menü unter dem Punkt „Live“ das laufende Programm der gesamten ARD-Gruppe aufrufen.

Live-TV als Stream

Ich interessiere mich nicht für Video-on-Demand-Angebote, sondern würde gerne einen Streaming-Player nutzen, um Live-Fernsehen an meinem Computermonitor (ohne TV-Tuner) zu schauen. Ist das möglich, ohne dass ich dafür extra zahlen muss?

Ja, das ist möglich. So bietet die TV-App der ARD neben dem Zugriff auf die Mediathek auch die Möglichkeit, ohne Zusatzkosten Das Erste, alle ARD-Regionalprogramme, One, Alpha und Kika als Livestream anzuschauen. Über die ZDF-App stehen wiederum neben dem Hauptprogramm noch ZDF Neo, ZDF Info, 3Sat, Phoenix, Arte und abermals Kika zum Abruf bereit – allerdings aktuell nicht, wenn man einen Roku-Player benutzt. Dort ist die ZDF-App bislang auf die Inhalte der Mediathek beschränkt.

Einzelne Sender der ProSiebenSat.1-Gruppe stellen aktuell für Livestreaming ihrer Programme auf vielen Playern noch eigene Apps bereit. Diese verschwinden aber bald aus den App Stores. Dann werden alle Programme der Sendergruppe nur noch über das zentrale Angebot „Joyn“ gestreamt. Für dieses Angebot fallen generell keine Zusatzkosten an, für ausgewählte Kanäle und HD-Qualität muss man jedoch zahlen. Die RTL-Gruppe hat zwar die App „RTL+“ für ihre Sender RTL, Vox, RTL 2, RTL Up, Vox Up und n-tv am Start, die ebenfalls Livestreaming umfasst. Deren Nutzung ist allerdings kostenpflichtig. (nij@ct.de)

Kommentare lesen (4 Beiträge)