c't 5/2022
S. 94
Test & Beratung
Verlustfreier Videoschnitt

Ein Stück ohne, bitte

Verlustfreier Videoschnitt mit LosslessCut

Die Originalvideos am Ende eines Projekts löschen? Undenkbar! Im Test konnten wir Gigabytes an Platz sparen, indem wir nur die wertvollsten Sequenzen weiter verarbeiteten und archivierten – dank LosslessCut ganz ohne Qualitätseinbußen.

Von Mirko Dölle

Sie sind heilig, aber auch riesig: Original-Videoaufnahmen von Festen, Reparaturen oder Basteleien wirft man nicht weg, sobald man daraus ein YouTube-Video zurechtgeschnitten hat. Vielleicht möchte man später ein paar lustige Clips zusammenschneiden oder ein Detail noch ausführlicher zeigen, dann könnte man die Videos noch einmal gut gebrauchen. Dabei sind letztlich nur wenige Minuten jedes Drehs überhaupt relevant, der Löwenanteil des Materials sind Vor- und Nachbereitungen, währenddessen die Kamera lief. Der Video-Editor LosslessCut für Linux, macOS und Windows erlaubt es Ihnen, die unzähligen Minuten Leerlauf aus Ihren Originalen herauszuschneiden, ohne deren Qualität anzutasten. So sparen Sie massenhaft Speicherplatz bei der Archivierung, aber auch bei der Bearbeitung Ihres YouTube-Videos.

Der Clou: LosslessCut kodiert Videos nicht neu, was durch die verlustbehafteten Kompressionsalgorithmen der Video-Codecs zwangsläufig zu Qualitätseinbußen führt, sondern kopiert immer nur vollständige Sequenzen von Keyframe zu Keyframe. Das bedeutet aber auch, dass Sie Videos abhängig von der Häufigkeit der Vollbilder nur grob zuschneiden können. Bei Aufnahmen aus OBS Studio heraus etwa gibt es standardmäßig nur alle zwei Sekunden einen Keyframe, somit können Sie das Video mit LosslessCut auch nur im Zwei-Sekunden-Raster schneiden. Camcorder und Digitalkameras hingegen zeichnen üblicherweise zwei oder mehr Keyframes pro Sekunde auf, das Schnittraster liegt folglich bei einer halben Sekunde oder noch weniger. Das ist noch immer viel zu grob für ein gutes YouTube-Video, aber völlig ausreichend, um die Schnipsel anschließend in Kdenlive, Adobe Premiere Pro, Final Cut Pro oder DaVinci Resolve weiterzuverarbeiten und mit Überblendungen oder Effekten zu versehen. Außerdem passt LosslessCut auf Wunsch das Container-Format an, wiederum ohne jegliche Qualitätsverluste: Egal ob Sie für Ihr Schnittprogramm MP4, MOV oder MKV benötigen, LosslessCut bereitet die Video- und Audiospuren unter Beibehaltung der Original-Codecs und Originaldaten auf.

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