c't 1/2023
S. 142
Wissen
Biomechanik
Bild: Thorsten Hübner

Im Fall des Fallens

Digitale Menschenmodelle simulieren Unfall- oder Tathergang realitätsnah

Ein wegen Mordes verurteilter Hausmeister kommt wieder frei, weil das Digitalmodell des Opfers in der Simulation ganz allein zu Tode stürzt. Individuelle Modelle könnten in Zukunft persönliche Bewegungsmuster auf Roboter übertragen oder realitätsnahe Avatare beleben.

Von Arne Grävemeyer

Ein Rechtsmediziner stand Ende Oktober 2008 im Badezimmer eines 87-jährigen Opfers und taxierte genau dessen Lage. Die Rentnerin war tot in ihrer Badewanne gefunden worden. Sie lag dort bekleidet im Wasser, mit dem Kopf zum Fußende, ein Bein noch halb außerhalb der Wanne. Die Leiche wies gleich zwei schwerwiegende Hämatome auf. Schuhe und Gehstock der Toten lagen vor der Wanne. Letztlich war das Opfer ertrunken.

Der Mediziner gab vor Gericht an, er könne sich nicht vorstellen, dass die Rentnerin ohne Einwirkung einer anderen Person in diese Lage geraten war und sich zudem beide Hämatome durch einen Sturz zugezogen haben könnte. Das Gericht folgte dieser Einschätzung. Der Hausmeister der Wohnanlage galt als Hauptverdächtiger und wurde im Mai 2010 wegen Mordes aus einem vermuteten Streit heraus verurteilt.

Kommentieren