Nachhaltiger Feinschliff
Framework Laptop 13 (2023) mit Intels CPU-Topmodell Core i7-1370P
Der reparaturfreundliche Framework Laptop 13 wird schon in dritter Generation verkauft. Am 2023er-Modell hat sich viel mehr geändert als nur das Mainboard, mit dem man auch bisherige Modelle modernisieren kann.
Die Firma Framework ist 2021 mit dem Versprechen angetreten, nachhaltige Notebooks zu bauen, und hat seitdem mit ihrem modular gestalteten Laptop 13 viele Erwartungen erfüllt: Man kann nicht nur zum Kaufzeitpunkt die Schnittstellen individuell wählen, sondern bekommt alle Komponenten auch einzeln im Webshop, um selbst reparieren zu können. Dass Basteln explizit erwünscht ist, sieht man auch daran, dass ein Schraubendreher zum Lieferumfang jedes Laptops gehört.
Weil Framework das physische Format der Hauptplatine beibehält, kann man alte Exemplare aufrüsten, indem man das Mainboard gegen eines tauscht, auf dem ein Prozessor einer Nachfolgegeneration aufgelötet ist. Alle anderen Bausteine, die für ein lauffähiges System notwendig sind – also Arbeitsspeicher, SSD und WLAN-Modul –, sind gesteckt. So kann man sie separat wechseln, was gerade bei kompakten Notebooks keine Selbstverständlichkeit mehr ist.
Mehr noch: Der Laptop 13 (2023) ist eines von nur ganz wenigen Notebooks, das man mit Intels CPU-Topmodell Core i7-1370P kaufen kann. Dieses kombiniert sechs Performance- mit acht Effizienzkernen, während der weitverbreitete Core i7-1360P zwei P-Kerne weniger hat. Das damit bestückte Testgerät liefert denn auch eine hohe Rechenleistung ab. Es gibt aber auch ordentlich Druck auf die Ohren: Schon bei kurzen Lastspitzen wird der Lüfter hörbar; bei anhaltender Volllast pustet er mit fast 3 sone. Das ist viel lauter als bei der versammelten Konkurrenz mit P-Prozessoren und sogar mehr als das, was kompakte Hochleistungsnotebooks mit hitzköpfigeren H-Prozessoren ihren Benutzern zumuten [1].
Bauteilfeinschliff
Obwohl sich das 2023er-Modell des Laptop 13 optisch nicht von seinen Vorgängern unterscheidet (was aber auch Absicht ist), hat Framework ihm weitaus mehr als nur eine neue Hauptplatine spendiert. Unter anderem wurde auch der größte Kritikpunkt ausgeräumt: Der 13,5-Zoll-Bildschirm hat jetzt schon ab Werk eine matte statt einer spiegelnden Oberfläche – man muss also nicht mehr selbst Folien aufziehen [2]. An Helligkeit (bis zu 400 cd/m2), Auflösung (2254 × 1504 Pixel) und tollem 3:2-Seitenverhältnis hat sich nichts geändert.
Die Lautsprecher wurden bereits mit der (hierzulande nicht erhältlichen) Chromebook-Edition anno 2022 verbessert und werden jetzt auch im Windows-Modell eingesetzt. Wobei – diese Bezeichnung ist nicht ganz korrekt: Man bekommt das Notebook wahlweise auch ohne Windows-Vorinstallation und -Lizenz; Installationsleitfäden für etliche Linux-Distributionen stehen auf Frameworks Webseite bereit (siehe ct.de/ybdn).
Ebenfalls angefasst wurden die Scharniere: Bislang lieferte Framework den Laptop mit solchen, die 3 Kilogramm Kraftaufwand benötigen – was einhändiges Hochklappen des Deckels erlaubt, in Zügen oder Fliegern aber auch für mitwackelnde Deckel sorgt. Als Alternative hat Framework im vergangenen Jahr steifere 4-Kilogramm-Scharniere ins Angebot genommen. Der 2023er-Laptop bekommt eine dritte Version; die 3,5-Kilogramm-Scharniere sollen das Beste aus beiden Welten vereinen – also steiferen Halt und dennoch einhändiges Deckelhochklappen. Die beiden anderen Varianten verbleiben im Ersatzteilkatalog und erlauben nachträgliches Modifizieren gemäß eigenen Präferenzen – das bietet kein anderer Notebookhersteller.
Ebenfalls neu ist ein überarbeiteter Akku, der jetzt 61 Wh statt vormals 55 Wh fasst. Vorbildlich: Es wird auch ihn als Ersatzteil geben, sodass man älteren Laptop-Generationen mit plattem Akku ein besseres Bauteil implantieren kann als das, das ursprünglich eingebaut war. Dafür ist allerdings ein Firmware-Update nötig – und diese sind nicht die Paradedisziplin von Framework.
Firmware-Verzögerungen
So hat Framework seit Kurzem zwar das seit November 2022 im Betatest befindliche BIOS-Update 3.17 für Laptops mit elfter Core-i-Generation final freigegeben, doch für Mainboards mit zwölfter Core-i-Generation fehlt es nach zig Monaten immer noch. Bei Version 3.06 hakt es an einem zum Paket gehörenden Firmware-Update für die Thunderbolt-Retimer, damit die Notebooks offiziell Thunderbolt-4-zertifiziert sind. Framework arbeitet deshalb an einer neuen Version, die bei Redaktionsschluss Mitte Mai allerdings noch nicht einmal zum öffentlichen Betatest freigegeben war.
Diese Zertifizierung hatte Framework Ende 2022 versprochen; ab Werk ist erst die jetzt antretende Laptop-Generation mit dreizehnter Core-i-Generation Thunderbolt-zertifiziert. Zur Ehrenrettung: Auch ohne Zertifikat funktioniert die meiste USB-C- und Thunderbolt-Peripherie völlig problemlos – selbst an Laptops mit elfter Core-i-Generation, die gar kein Zertifikat mehr bekommen werden.
Modul-Updates
Einige der Erweiterungskarten, mit denen man individuell die Schnittstellenbestückung wählt, bekommen ebenfalls ein Update. Es gibt neue DisplayPort- und HDMI-Adapter, die dahingehend modifiziert wurden, dass die Gegenstellen im Notebook länger und tiefer schlafen können – was der Akkulaufzeit zugutekommen soll. Framework hat Anleitungen veröffentlicht, wie man bisherige Karten auf den neuen Stand bekommt, aber während man für den DisplayPort-Adapter nur eine neue Firmware benötigt, ist für den HDMI-Adapter zusätzlich auch der Griff zu einem sehr feinen Lötkolben nötig (siehe ct.de/ybdn). Derzeit werden Laptop-Bestellungen noch mit dem alten HDMI-Adapter ausgeliefert.
Was die aktualisierten Module in der Praxis bringen, müssen wir schuldig bleiben: Unser Exemplar des 2023er Laptop 13 fiel im Test mit einem generell erhöhten Energieverbrauch bei geringer Systemlast beziehungsweise beim Schlafen auf. Die Akkulaufzeit von bestenfalls elf Stunden unterschied sich deshalb – trotz höherer Akkukapazität – nicht von dem, was wir beim 2022er-Vorgänger maßen [3]. Wir haben Framework darüber in Kenntnis gesetzt, bis Redaktionsschluss aber keine Lösung gefunden. Firmware und Treiber waren auf dem Stand, mit dem die erste Ladung 2023er-Laptops an Kunden ausgeliefert wird.
Framework verkauft den Laptop sowohl vorkonfiguriert als auch zum Selberschrauben. Unser Testgerät für knapp 2400 Euro mit Core i7-1370P entspricht der höchsten der drei von Framework festgelegten Ausstattungsvarianten. Mit Core i5-1340P beginnen die Preise bei 1200 Euro; der neue 61-Wh-Akku ist jedoch erst ab dem mittleren 1700-Euro-Modell an Bord. Alternativ bekommt man den Laptop als frei konfigurierbares DIY-Modell: Man kann SSD und Arbeitsspeicher bei Framework zusammen mit dem Notebook-Barebone (ab 980 Euro) kaufen oder aber sie sich anderweitig besorgen. Nur das DIY-Modell bekommt man ohne vorinstalliertes Windows.
Fazit
Die 2023er-Version des Laptop 13 sieht aus wie ihre Vorgänger, und diese Konstanz ist Konzept, damit es mit der Nachhaltigkeit klappt. Ein matter Bildschirm, ein stärkerer Akku und viele andere veränderte Bauteile zeigen, dass das Korsett nicht zu eng geschnürt wurde, sondern Detailverbesserungen zulässt. Diese kommen dank frei verkaufter Ersatzteile auch Bestandskunden zugute – ein Alleinstellungsmerkmal.
Framework sollte allerdings der Firmware-Entwicklung mehr Priorität einräumen – die Pflicht kommt schließlich vor der Kür, und abgegebene Versprechen sollten zeitnah erfüllt werden. Verscherzt es sich Framework mit den Early Adoptern, dürfte es wegen ausbleibender Mund-zu-Mund-Propaganda deutlich schwieriger werden, sich dauerhaft im Notebookmarkt zu halten. An hochgesteckten Plänen fehlt es jedenfalls nicht: Bis Jahresende soll nicht nur eine langersehnte AMD-Variante des Laptop 13 mit Ryzen- statt Core-i-Prozessoren erscheinen, sondern auch noch der größere Laptop 16, der den Traum von wechsel- und damit aufrüstbaren GPUs bei Notebooks Realität werden lassen soll. (mue@ct.de)
Framework Laptop 13 (2023, Intel): Daten und Testergebnisse | |
getestete Konfiguration | Professional |
Lieferumfang | Windows 11 Pro, Netzteil, Schraubendreher |
Schnittstellen (V = vorne, H = hinten, L = links, R = rechts, U = unten) | |
HDMI / DisplayPort / Kamera (Hello) | R / – / ✓ (–) |
USB / LAN / Klinke | 2 × L (1 × Typ C) / – / L |
Kartenleser / Strom / Docking-Anschluss | R (MicroSD) / – / – |
USB-C: 40 Gbit/s / 10 Gbit/s / DisplayPort / Laden | ✓ / ✓ / ✓ / ✓ |
Ausstattung | |
Display | 13,5 Zoll (34,3 cm), 2254 × 1504, 3:2, 201 dpi, 60 Hz, 9 … 396 cd/m2, matt, IPS |
Prozessor | Intel Core i7-1370P (6 P-Kerne + 8 E-Kerne) |
Hauptspeicher | 32 GByte DDR4 |
Grafikchip (Speicher) | Intel Iris Xe (vom Hauptspeicher) |
Sound | HDA: IDT 92HD95 |
LAN / WLAN | – / Intel AX210 (Wi-Fi 6E, 2 Streams) |
Mobilfunk / Bluetooth | – / Intel |
Touchpad (Gesten) / Fingerabdruckleser | HID (max. 4 Finger) / Goodix |
SSD | WDC SN740 (1024 GByte) |
Gewicht, Maße, Stromversorgung | |
Gewicht / Größe / Dicke mit Füßen | 1,35 kg / 29,7 cm × 22,9 cm / 1,7 … 1,9 cm |
Tastaturhöhe / Tastenraster / Beleuchtung | 1,2 cm / 19 mm × 19 mm / ✓ |
Akku (Ladestopp < 100 % einstellbar) | 61 Wh Lithium-Ionen (✓) |
Netzteil (Notebookzuleitung abnehmbar) | 60 W, 310 g (✓) |
bei USB-PD: 5 / 9 / 12 / 15 / 20 Volt mit … | 3 / 3 / – / 3 / 3 Ampere |
Leistungsaufnahme | |
Suspend / ausgeschaltet | 2 W / 0,6 W |
ohne Last: Display aus / 100 cd/m2 / max. | 6 W / 7,7 W / 9,6 W |
CPU-Last / Video / 3D-Spiele (max. Helligkeit) | 62 W / 17 W / 55 W |
max. Leistungsaufnahme / Netzteil-Powerfactor | 62 W / 0,58 |
Laufzeit, Geräusch, Benchmarks | |
Laufzeit Idle (100 cd/m2) / Video (200 cd/m2) / 3D (max.) | 11 h / 5,8 h / 1,3 h |
Ladestand nach 1h Laden | 72 % |
Geräusch ohne / mit Rechenlast | <0,1 sone / 2,9 sone |
Massenspeicher lesen / schreiben | 4816 / 4575 MByte/s |
Leserate SD-Karte | 77 MByte/s |
WLAN 6 GHz / 5 GHz / 2,4 GHz (20 m) | 167-268 / 126-163 / 297-311 Mbit/s |
Qualität Audioausgang / Dynamikumfang | / 90,3 dBA |
CineBench R23 Rendering (1 Thread / alle Threads) | 1737 / 12510 Punkte |
Geekbench 5 (Single / Multi) | 1706 / 10842 Punkte |
3DMark: Night Raid / Fire Strike / Time Spy | 19445 / 5463 / 1983 Punkte |
Preis und Garantie | |
Straßenpreis Testkonfiguration | 2380 € |
Garantie | 2 Jahre |
sehr gut gut zufriedenstellend schlecht sehr schlecht ✓ vorhanden – nicht vorhanden k. A. keine Angabe |
Infos zur Linux und Modulen: ct.de/ybdn