c't 15/2023
S. 72
Titel
Ab in den Urlaub: Bezahlen

Jederzeit liquide

Bezahlen im Ausland

Das Terminal weist Ihre Karte zurück, der Kassierer versteht Sie nicht, hinter Ihnen scharrt man bereits mit den Hufen – puh. Mit etwas Vorbereitung umschiffen Sie im Auslandsurlaub solche und andere Kalamitäten wie Kartendiebstahl.

Von Markus Montz

Können Sie sich im Inland meistens noch einigermaßen aus der Affäre ziehen, wenn Ihre Karten nicht funktionieren und Sie kein Bargeld dabeihaben, verdirbt Ihnen das im Ausland schnell den Spaß und Sie stehen quasi mittellos da. Wenn Sie im Ausland stets flüssig sein wollen, gibt es daher vor allem zwei Grundsätze: Setzen Sie niemals alles auf eine Karte und auch nicht alles auf Plastik. Vielleicht nimmt ein Händler oder Geldautomat Ihre Karten nicht an oder Sie geraten umgekehrt an einen Verkaufsautomaten, der nur Karten akzeptiert. Manchmal hat auch das Kartenlesegerät einen Defekt oder ist inkompatibel mit Ihrer Karte, von deren Verlust ganz abgesehen.

Kurzum: Mischen Sie Plastik- und Bargeld sowie das digitale Plastik im Smartphone. Ihr individuelles Mischungsverhältnis richten Sie danach, wohin Sie reisen, wie lange Sie bleiben wollen und ob Sie persönliche, aktuelle Erfahrungen mit der Zielregion haben. Kalkulieren Sie außerdem das Risiko mit ein, dass Ihnen etwas abhandenkommt. Informieren Sie sich vorab aus aktuellen Quellen darüber, welche Zahlungsmöglichkeiten vor Ort herrschen. Allgemeingültige Aussagen gibt es nicht.

Münzen und Scheine

Mit Bargeld kommen Sie nahezu überall auf der Welt zum Zuge. Selbst in kartenaffinen Ländern wie Schweden lohnt sich eine kleine Bargeldreserve für den Notfall; andersherum ist es in einigen Ländern wie Japan selbst um die Akzeptanz von Visa und Mastercard mäßig bestellt, auch an Bankautomaten.

Sofern Sie nicht wissen, ob Sie zum Beispiel direkt am Flughafen einen mit Ihren Karten funktionierenden Geldautomaten finden, lohnt es sich daher, bereits vor der Reise etwas Bargeld für die ersten Tage zu tauschen; achten Sie aber auf mögliche Ein- und Ausfuhrbestimmungen. Teilen Sie die Summe am besten auf. Verwahren Sie einen Teil am Körper, einen Teil im Hotelsafe oder an einem anderen sicheren Ort. Wenn Sie Bargeld an einem Automaten außerhalb des Euroraums ziehen, achten Sie zudem auf die Wechselmodalitäten. Die jeweilige Fremdbank bietet Ihnen oft eine Abrechnung in Euro an. Allerdings fällt deren Wechselkurs oft signifikant schlechter aus als bei einer Abrechnung in der jeweiligen Landeswährung, die Ihre Bank vornimmt. Schauen Sie gut hin, was der Automat Ihnen anbietet; manche Geräte sollen Sie gezielt zum Schlechteren bewegen.

Girocard

Die Girocard Ihrer Bank oder Sparkasse, oft nach ihrer früheren Bezeichnung „EC-Karte“ genannt, können Sie als solche nur an sehr wenigen Punkten im Ausland einsetzen, oft nicht mal innerhalb der EU. Wenn Sie damit zahlen oder an Automaten Bargeld abheben möchten, benötigt die Karte ein zweites, international akzeptiertes Zahlungssystem. Das zeigt eine „Co-Badge“ an, sie sitzt als zusätzliches Symbol meist auf der Vorderseite rechts.

Traditionelle Co-Badges sind Maestro von Mastercard und V Pay von Visa. Für Maestro können Sie weltweit Akzeptanzstellen finden, V Pay ist auf Europa beschränkt. Für V Pay braucht der Händler außerdem ein Kartenterminal, das mit dem Chip in der Karte zurechtkommt. Maestro hingegen funktioniert auch mit Geräten, die den Magnetstreifen auslesen.

Einige Sparkassen und Banken haben außerdem begonnen, Girocards mit vollwertigen Debitkarten-Co-Badges von Mastercard und Visa auszugeben. Diese können Sie mit wenigen Ausnahmen überall dort einsetzen, wo Sie auch mit Visa- und Mastercard-Kreditkarten zahlen können. Welche Zahlart ein Händler annimmt, erkennen Sie meist an entsprechenden Symbolen an der Ladentür oder neben der Kasse.

Auf das Logo kommt es an: Zeigt Ihre Karte nur das Girocard-Symbol (links) ohne Co-Badge von Maestro/Mastercard oder V Pay/Visa (rechts), können Sie damit im Ausland nichts anfangen.
Auf das Logo kommt es an: Zeigt Ihre Karte nur das Girocard-Symbol (links) ohne Co-Badge von Maestro/Mastercard oder V Pay/Visa (rechts), können Sie damit im Ausland nichts anfangen.

Mastercard, Visa & Co.

Mit den Kreditkarten der beiden großen Netzwerke sind Sie an vielen Orten der Welt gut aufgestellt. Zumindest in touristischen Regionen sowie bei größeren Handels- und Hotelketten können Sie damit häufig Einkäufe, Mietwagen und die Unterkunft zahlen oder an Bargeld kommen.

Die meisten europäischen Länder haben ein dichtes Akzeptanznetz für Visa und Mastercard. Probleme kann es hingegen in Einzelfällen mit Visa- und Mastercard-Debitkarten geben, die Sie beispielsweise von Direktbanken wie ING, DKB und Comdirect erhalten. Das betrifft vor allem Hotels und Autoverleiher. Diese wollen die Karte nachbelasten können, wenn Sie die vereinbarte Mietdauer überschreiten. Zwar erhalten Händler mittlerweile auch für Debitkarten eine Zahlungsgarantie, doch nicht alle vertrauen darauf.

Das gilt umso mehr für Prepaid-Karten von Mastercard und Visa. Diese haben den Vorteil, dass man Ihnen maximal das Geld stehlen kann, das Sie auf die Karte geladen haben. Allerdings kann ein Händler auch nur so viel abbuchen, wie sich noch auf der Karte befindet. Manche Händler akzeptieren diese Karten daher nicht. Außerdem kosten solche Karten je nach Maximalbetrag oder Auslandsfähigkeit teilweise Gebühren, auch am Geldautomaten. Noch dünner und meist auch teurer wird es bei der Akzeptanz von Kreditkarten wie American Express (Amex) oder Diner’s Club, und zwar auf der ganzen Welt, inklusive der USA.

Außerhalb Europas ist die Lage noch uneinheitlicher. Verlassen Sie sich nicht auf pauschale Aussagen, dass die USA ein „Kartenland“ seien oder es in Japan und Südkorea mit ihrer Technikbegeisterung keine Probleme gebe. Auch dort stoßen Sie öfter auf „Cash only“, als es die Stereotypen erwarten lassen. Als Faustregel gilt, übrigens auch in Europa: Wenn Sie die touristischen Hotspots verlassen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Bargeld Trumpf ist. In Japan wie auch zahlreichen anderen Ländern, zum Beispiel China, akzeptieren viele Händler ansonsten nur nationale Bezahlsysteme.

Achten Sie außerdem wie bei der Girocard immer auf die Gebühren und vergleichen Sie. Selbst wenn Ihre Bank mit „kostenlosem“ Abheben und Bezahlen „weltweit“ wirbt, kann sich das auch lediglich auf die eigenen Entgelte beziehen, exklusive Fremdbank oder Händler.

Sicherheit

Generell empfehlen wir, immer mindestens zwei Plastikkarten – zahlfähige Uhren und Handys sowie Amex nicht eingerechnet – mitzunehmen und getrennt voneinander aufzubewahren. Eine haben Sie am Körper, eine verbleibt während der Reise im Handgepäck und am Ziel im Hotel- oder Zimmersafe. Sie haben dann ein Backup bei Diebstahl, Verlust oder wenn eine Karte mal nicht funktioniert. Das ist aus den schon genannten Gründen besonders bei Debitkarten ratsam, zu denen ja auch die Girocard mit Co-Badge zählt. Noch ein Quäntchen mehr Sicherheit bringt es, wenn Sie einmal Visa und einmal Mastercard dabeihaben.

Schützen Sie stets Ihre PIN; zusammen mit der Karte ist sie der Jackpot für Diebe. Kriminelle können außerdem Ihre Kartendaten ausspähen. Mit Ausnahme der Girocard sind die Kartendaten schließlich aufgedruckt. Lassen Sie die Karte nirgends – auch nicht im Hotelzimmer – frei zugänglich liegen. Mit den Kartendaten können Kriminelle Kopien der Karte erstellen. Zwar ist der Chip dagegen immun, der Magnetstreifen jedoch nicht. Anschließend nutzen die Täter die Karte in einem Kartenlesegerät, das Magnetstreifen akzeptiert. Alternativ versuchen sie, mithilfe der Ausnahmen von der Zwei-Faktor-Authentifizierung an der Kasse oder im Internet so viel wie möglich damit zu kaufen. Überdies sind Kartendaten eine beliebte Handelsware unter Cyberkriminellen.

Prüfen Sie daher regelmäßig Ihre Kartenumsätze. Um Betrug zu reklamieren, reichen die monatliche Kreditkartenabrechnung oder bei Debitkarten die Girokontoauszüge. Noch besser ist es aber, die Umsätze täglich über die Smartphone-App oder das Onlinebanking auf dem Laptop zu checken. Im Mobilfunknetz ist die Verbindung meistens sicher. Wenn Sie Zweifel daran hegen, bauen Sie die Verbindung über ein VPN auf (S. 64), auch dann, wenn Sie aus anderen Gründen das Onlinebanking nutzen. In einem fremden WLAN empfiehlt sich das immer.

Stellen Sie Betrug fest oder geht Ihnen eine Karte verloren, melden Sie dies unverzüglich Ihrer Bank. Erst ab diesem Zeitpunkt haften Sie nicht mehr für weitere Schäden. Deutschlands Banken halten dafür eine gemeinsame Notrufnummer vor, die Sie weltweit unter +49 116 116 erreichen. In Österreich und der Schweiz gibt es je nach Karte verschiedene Nummern.

Ihre Bank prüft Ihre Zahlungen ebenfalls automatisiert auf Betrug und kann eine Sperre veranlassen. Auch deshalb lohnt es sich, eine zweite Karte dabei zu haben. Häufig ruft Sie in Verdachtsfällen ein Mitarbeiter der Bank an und fragt nach. Ist der Anruf seriös, fragt er sie aber niemals nach Kartendaten, Passwörtern oder PINs. Ebenso wenig verlangt er eine Zwei-Faktor-Authentifizierung von Ihnen. Noch sicherer ist es, wenn Sie Ihren Bankberater unter der bekannten Nummer zurückrufen.

Reißen alle Stricke, gibt es noch einen letzten, teuren Notnagel: Verwandte oder Freunde können Ihnen Bargeld über Western Union oder vergleichbare Dienste schicken. Wenn Sie unsere Regeln beherzigen, dürfte so etwas aber normalerweise gar nicht notwendig werden und Sie können Ihren Urlaub entspannt genießen. (mon@ct.de)

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