c't 16/2023
S. 110
Wissen
KI-Beauty-Filter
Bild: KI Midjourney, Stable Diffusion | Bearbeitung: c’t

Scheinwirklichkeiten

KI-Beauty-Filter fürs Smartphone rechnen das Spiegelbild schön – in Echtzeit

Für Konzerne wie Snap, Meta und den TikTok-Betreiber ByteDance sind Beauty-Filter seit jeher wichtige Umsatztreiber, denn sie locken junge Nutzer und die passenden Werbekunden auf die Plattformen. Die neuesten TikTok-Filter manipulieren Gesichter im Live-Video nun nahezu fehlerfrei, Deepfake-Technik macht’s möglich.

Von Holger Bleich und Andrea Trinkwalder

Eine eigentümliche Mischung aus Faszination, Staunen und Entsetzen bestimmte Anfang März die Berichterstattung in den Publikumsmedien, nachdem ByteDance einige neue Add-ons für seine Kurzvideoplattform TikTok veröffentlicht hatte. Mit im Paket: ein neuer Beauty-Filter namens Bold Glamour sowie eine Art digitaler Jungbrunnen (Teenager-Filter). Vor allem Menschen, die sich bislang wenig mit den Möglichkeiten visueller Realitätserweiterung (Augmented Reality, AR) in sozialen Netzwerken beschäftigt hatten, fröstelte es angesichts der Perfektion, mit der Bold Glamour das eigene Konterfei im angesagten Influencer-Look präsentiert: ohne Verzögerung, ohne auffällige Artefakte.

Sie können diesen Effekt selbst ausprobieren: Aktivieren Sie den Bold-Glamour-Filter in TikTok, dann halten Sie jemandem diesbezüglich Unbedarften, vielleicht der Großmutter, das Smartphone vors Gesicht. Oder wählen Sie den Teenager-Filter, der im Splitscreen auf magische Weise Gesichter um Jahre verjüngt. Sie dürften „Oohs“ und „Aahs“ ernten, vielleicht geschmeichelte, sicherlich aber sehr skeptische Blicke. Bold Glamour ist aber nur die technologische Speerspitze einer Entwicklung, die mehr als zehn Jahre zurückreicht.

Kommentieren