c't 20/2023
S. 28
Titel
Smart-TV: Netzwerkverkehr untersucht

Der Spion im Wohnzimmer

Smart TVs datensparsam betreiben

Moderne TV-Geräte lesen dem Sesselvolk die Wünsche vom Mund ab und reichern den Homescreen ungefragt mit Werbung sowie Empfehlungen zum bereits Konsumierten an. Wir haben uns den Netzwerkverkehr im Detail angesehen und geben Tipps für eine datensparsame Konfiguration.

Von Ulrike Kuhlmann und Peter Siering

Aktuelle Smart TVs sind Klickfallen: Beim Einrichten wechseln sich in schneller Folge Fragen zur Konfiguration wie der Empfangstechnik und Aufforderungen ab, AGBs und Datenschutzhinweisen zuzustimmen. Letztere werden meist nur am TV-Schirm dargeboten, dafür aber in epischer Länge und mit vielen Unterpunkten. Die Hersteller profitieren so vom „Privacy Paradox“: Der Nutzer weiß genau, dass er Daten nicht herschenken sollte, wird aber dermaßen mit juristischem Kauderwelsch zugeschüttet, dass er den kurzfristigen Nutzen über langfristige Bedenken stellt. Was man ablehnen kann, ohne auf Funktionen zu verzichten, variiert.

Um es gleich vorwegzunehmen: Wer sichergehen will, dass sein TV-Gerät gar keine Daten verschickt, darf es nicht ins Internet bringen. Immerhin lassen sich alle hier untersuchten Geräte ausschließlich für den klassischen TV-Betrieb und die Zuspielung von Inhalten über die HDMI-Eingänge konfigurieren. Das legt in der Regel aber alle Funktionen still, die heute am TV selbstverständlich sind, beispielsweise Medien vom Smartphone zuzuspielen – mithin eine perfekte Strategie, um Jugendliche vom Wohnzimmer-TV zu vergraulen.

Per Knopfdruck aus dem laufenden Programm in die Mediathek wechseln, direkt Netflix, Amazon Prime und andere Dienste aufrufen oder vom NAS Filme streamen, dieser Komfort entfällt im netzlosen Betrieb. Stattdessen hantiert man mit zusätzlichen Abspielgeräten und Fernbedienungen und muss dem Smart Home beibiegen, den ganzen Gerätepark ein- und auszuschalten.

Einstellungssache

Wir haben uns deswegen angesehen, wie man die Geräte aus dem Testfeld so konfigurieren kann, dass möglichst viel Komfort erhalten bleibt, ohne gleich allen Geschäftsbedingungen und Fragen zum Teilen von Nutzungsdaten zuzustimmen. Das ist für jedes TV ein inkrementeller Prozess, den man meist mehrfach durchläuft: Zuerst verweigert man die Zustimmung, wo immer es möglich ist. Wenn später eine Funktion dadurch blockiert ist, melden die Geräte das und fordern erneut das Okay ein.

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