c't 22/2023
S. 3
Standpunkt

Windows-Treiber: Gefrickel seit Jahrzehnten

Linux wird gerne als Frickel-Betriebssystem belächelt, das sich nur für Freunde ewigen Gefriemels eigne. Doch das eigentliche Frickelsystem ist Windows. Denn auch nach 38 Jahren Entwicklungszeit können Windows-Nutzer noch immer Stunden ihrer Lebenszeit mit der Treibersuche vertrödeln. Dabei werden sie obendrein zur leichten Beute von Betrügern, die Malware und Adware über Treiber-Downloadseiten verteilen.

Bei einem komplett mit vorinstalliertem Windows gekauften Notebook oder PC stolpert man zwar selten über fehlende Treiber. Doch wehe, man installiert Windows neu oder schraubt gar selbst an der Hardware. Viel zu häufig droht dann Ärger mit Treibern: Manche fehlen, andere sind veraltet, fehlerhaft oder voller Sicherheitslücken. Dabei sind Kompatibilität und flexible Hardware-Auswahl zwei der großen Stärken, mit denen Windows punkten will.

Die Schuld für Treiberhakeleien liegt zwar meistens nicht bei Microsoft, sondern bei den Herstellern von Notebooks, PCs und deren Komponenten. Der schulterzuckende Verweis auf unfähige Hardwarefirmen hilft Windows-Nutzern jedoch nicht. Für Sicherheit und zeitgemäßen Komfort unter Windows muss Microsoft selbst sorgen. Microsoft lobt sich seit Jahren dafür, auf bessere Treiber zu drängen und diese per Windows Update automatisch zu verteilen. Das klappt im Prinzip auch, weil die Technik dahinter kein Hexenwerk ist. Der vergleichsweise sichere Installationspfad führt allerdings zu oft ins Nirwana oder muss umgangen werden, damit der Rechner unter Windows überhaupt richtig läuft, siehe Seite 56.

Wer sich mit der Treibersuche abplagt, erledigt unnötige Arbeit, zu der Microsoft und Hardware-Hersteller schlichtweg keine Lust hatten. Wer daran scheitert, fühlt sich obendrein als Depp hingestellt. Der Frust über den zusammengefrickelten Windows-Treiberunterbau treibt viele Leute in Apples macOS-Universum. Und zumindest für ältere Computer beschafft und aktualisiert Linux Treiber längst nutzerfreundlicher als Windows. Wenn Microsoft wirklich wollte, könnte Windows das auch. Offenbar fehlt der Wille.

Christof Windeck
Christof Windeck

Christof Windeck

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