c't 4/2023
S. 20
Titel
Solaranlagen: Balkonkraftwerke
Bild: Sebastian Müller

Ich habe steckerfertig

Balkonkraftwerke: der aktuelle Stand

Kleine 600-Watt-Photovoltaikanlagen, die den Strombezug von Haus oder Wohnung senken, sind im Massenmarkt angekommen und keine Spielerei exklusiv für Technikinteressierte mehr. Bürokratische Hürden stehen noch immer im Weg, doch in zentrale Diskussionen kam zum Jahreswechsel frischer Wind. Zeit für eine Bestandsaufnahme.

Von Jan Mahn

Vierzig Millionen Haushalte gibt es laut Statistischem Bundesamt in Deutschland, also schätzungsweise auch so viele Kühlschränke. Ähnlich hoch ist die Anzahl an Breitbandanschlüssen – laut Daten der Bundesnetzagentur dürften an 37 Millionen Internetzugängen ungefähr so viele Router rund um die Uhr laufen. Zusammen mit Smart-Home-Gerätschaften und Standby-Verbrauchern, vor allem aus dem Hi-Fi- und Unterhaltungsbereich, machen sie den Grundverbrauch privater Haushalte aus – in großen Häusern kommen weitere Kleinverbraucher wie Klingeltrafos dazu. Selbst in einer einfach ausgestatteten Wohnung kommen schnell 100 Watt zusammen, die sie zu jeder Tages- und Nachtzeit aus dem Netz bezieht. Im Jahr sammeln sich so 875 Kilowattstunden an. Energie, für die man nach der letzten Preiserhöhungsrunde der Versorger bei 45 Cent pro Kilowattstunde knapp 400 Euro bezahlen muss.

Im Jahr 2022, das sicher noch lange wegen der rapiden Energiepreissteigerungen in Erinnerung bleiben wird, erlebte deshalb eine Idee ihren Durchbruch, die vorher nur einer an Umweltschutz und Energiethemen interessierten Minderheit ein Begriff war: Das Balkonkraftwerk schaffte den Sprung aus der Nische in den Massenmarkt. Im Amtsdeutsch heißen die Geräte „steckerfertige Erzeugungsanlage“, anderen sind sie als Mini-PV oder Guerilla-PV bekannt.

Kommentare lesen (3 Beiträge)