c't 13/2024
S. 3
Standpunkt

Auf der Suche nach mehr Vielfalt

"Let Google do the Googling for you", lass Google für Dich googeln: Dieser Slogan ist gleich mehrfach während der Keynote von Googles Entwicklerkonferenz I/O gefallen (siehe S. 40). Aus der Such- wird eine Antwort- und Machmaschine, die mit reichlich künstlicher Intelligenz demnächst auch komplexe Fragen beantwortet und Aufgaben im Auftrag des Anwenders erledigt. Klingt erst einmal reizvoll.

Denkt man die Idee weiter, landet man allerdings in einer Dystopie. Google lockt dann die Nutzer noch tiefer in seine Gefilde als ohnehin schon. Wer besucht noch die Site, von der die Information ursprünglich stammt, wenn Google daraus eine Antwort ausformuliert? Wer geht noch woanders hin, um seine Auslandsreise zu planen oder sich einen Trainingsplan generieren zu lassen, wenn er bei Google alles aus einer Hand erhält?

Googles Robots haben die Inhalte des Webs gefressen, seine KI hat sie verdaut. In dieser Nährlösung wächst jetzt ein Parasit, der das Potenzial hat, seinen Wirt – das restliche Web – langsam aushungern zu lassen und sich an seine Stelle zu setzen.

Es muss aber nicht so weit kommen. Die neue Epoche generativer KI hat nämlich eine ganze Reihe spannender Alternativen zum Quasimonopolisten hervorgebracht. Der Artikel ab Seite 94 stellt einige von ihnen vor. Diese Dienste sind allesamt nicht perfekt. Aber mal ehrlich: Sind Sie eigentlich mit Googles Suchergebnissen zufrieden?

Es ist halt so schön bequem. Google findet man bei vielen Browsern als Standardsuchmaschine vor. Irgendwie arrangiert man sich dann mit dem Dienst. Und blendet aus, dass man ausgerechnet einen Werbekonzern als wichtigsten Gatekeeper für seinen Zugang zum Web auserkoren hat.

Geben Sie Kagi, Perplexity, You.com oder einer anderen alternativen Suchmaschine mal eine Chance. Nicht für ein oder zwei Abfragen. Richten Sie sie für ein paar Wochen als Standard ein, um sich an sie zu gewöhnen. Vielleicht geht es Ihnen ja wie mir. Ich nutze seit einigen Monaten Kagi und bin damit sehr zufrieden.

Jo Bager
Jo Bager

Jo Bager

Kommentieren