c't 15/2024
S. 70
Titel
Digitaler Nachlass: Forschung

Alltäglichkeit und Intimität

Interview: Wie das digitale Erbe unsere Erinnerungskultur verändert

Die persönlichen digitalen Daten eines verstorbenen Menschen können für Familie und Freunde wertvolle Erinnerungen enthalten, aber auch belastend sein. Der Soziologe Lorenz Widmaier hat mit Hinterbliebenen gesprochen und ganz unterschiedliche Arten des Umgangs mit dem digitalen Erbe beobachtet.

Von Dorothee Wiegand

c’t: Herr Widmaier, Sie forschen zum Erinnern und Trauern im Internet und zum digitalen Nachlass. Wie arbeiten Sie?

Lorenz Widmaier: Gerade arbeite ich an meiner Promotion. Dafür habe ich 33 Interviews mit Hinterbliebenen geführt. Die Gespräche dauerten zwischen zwei und fünf Stunden. Ich wollte gern eine große Bandbreite abdecken, es waren ganz unterschiedliche Altersstufen, Todesarten und Verwandtschaftsverhältnisse darunter. Für die Interviews bin ich zu den Personen nach Hause gefahren, weil ich mir ansehen wollte, wie sie sich konkret an verstorbene Angehörige erinnern. Wir haben dann gemeinsam deren Geräte angeschaut und durch Profile gescrollt.

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