c't 16/2024
S. 150
Praxis
Notizen organisieren
Bild: KI Midjourney | Collage c’t

Zweites Gedächtnis statt KI

Notizen wissenschaftlich organisieren im digitalen Zettelkasten

Mit einem Tablet kann man in der Vorlesung prima mitschreiben und sich Notizen zu Büchern machen. Aber wie organisiert man die ganzen Informationen, wenn die große Abschlussarbeit ansteht? Eine Lösung bietet das Konzept des Zettelkastens von Niklas Luhmann. Wir erklären, mit welchen Apps Sie es auf einem Tablet oder Laptop digital umsetzen, damit Sie sich beim Verzetteln nicht verzetteln.

Von Hartmut Gieselmann

Wer im Studium oder wissenschaftlichen Beruf viel mit Büchern und Texten arbeitet, steht oft vor dem Problem, all die gelesenen Informationen später wieder abzurufen und zu verknüpfen, wenn es an das Schreiben einer Haus- oder Abschlussarbeit geht. Man hat vergessen, was die Anstreichungen und kryptischen Stichwörter von voriger Woche bedeuten, findet ein wichtiges Zitat nicht wieder und übersieht, dass eine Formel aus der Chemievorlesung essenziell für einen Vorgang aus der Zellbiologie ist.

Um Ordnung in seine Notizen und Gedanken zu bringen, kann das Zettelkastensystem helfen. Es ist in den vergangenen Jahren auch jenseits akademischer Kreise in Mode gekommen, seit die Universität Bielefeld 2015 begonnen hat, die beiden riesigen Zettelkästen des renommierten Soziologen Niklas Luhmann zu erforschen. Luhmann schrieb alle Notizen auf kleine Zettel, die er in Karteikästen sortierte. Zwischen 1952 und 1997 notierte er seine Gedanken und Informationen auf rund 90.000 Zetteln. 45 Jahre lang, bis zu seinem Tod, kamen täglich sechs kleine DIN-A6-Blätter hinzu. Damit generierte er 70 Bücher und hunderte Vorträge. Er galt als Universalgenie, der zu vielen Themen wie Gesellschaftssystemen, Staatsrecht und Philosophie grundlegende Schriften verfasst hat. Wenn ein Zettelkasten jemandem wie Luhmann zu solchen Höchstleistungen verhilft, warum dann nicht auch Ihnen?

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