c't 17/2024
S. 116
Wissen
Betrugsverdacht bei THG-Quote
Bild: KI, Collage c’t

Angeschmiert

Betrügereien auf Kosten von E-Auto-Besitzern

Wer abgasfrei mit dem E-Auto fährt, profitiert von CO2-Ausgleichszahlungen der Mineralölkonzerne. Doch die Höhe der jährlich ausgeschütteten THG-Prämie ist im ständigen Verfall. Durch drohende Insolvenzen könnte manch ein E-Auto-Besitzer leer ausgehen.

Von Dirk Kunde

Die Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) soll klimaschädliche Emissionen im Verkehrssektor reduzieren. Sie verpflichtet die Mineralölwirtschaft, den Anteil CO2-verursachender Kraftstoffe nach einer festgelegten Staffelung Jahr für Jahr zu reduzieren oder an anderer Stelle für einen Ausgleich zu sorgen (siehe Balkendiagramm auf S. 118). Hier kommen die Besitzer von E-Autos ins Spiel: Über eine komplizierte Formel legt der Gesetzgeber pauschal eine CO2-Ersparnis fest, die über ein elektrifiziertes Fahrzeug in einem Jahr erzielt wird. Dienstleister bündeln die CO2-Entlastung vieler Kunden zu Quotenzertifikaten. Die Anbieter verkaufen die Zertifikate an die Ölkonzerne und schütten den Erlös an die registrierten E-Auto-Besitzer in Form der jährlichen THG-Prämie aus.

E-Auto-Halter konnten sich 2022 noch über eine Überweisung in Höhe von 300 bis 400 Euro freuen, je nachdem, wie hoch der Verwaltungskostenanteil ihres Anbieters lag. Aktuell bekommt man nicht einmal mehr 100 Euro pro Jahr ausbezahlt. Die Entwicklung widerspricht jeder betriebswirtschaftlichen Erwartung. Schließlich steigt der Prozentsatz, den Mineralölkonzerne bei CO2-verursachenden Kraftstoffen gegenüber dem Referenzjahr 2010 kompensieren müssen, von Jahr zu Jahr an. Im Jahr 2023 waren es 8 Prozent, in diesem Jahr sind es 9,25 Prozent. Bis 2030 klettert der Wert auf 25 Prozent.

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