c't 26/2024
S. 168
Story
Das Glück
Bild: KI, Collage c’t

Das Glück

Direkte Demokratie funktioniert in der Praxis am besten mit einer Bevölkerung aus möglichst standardisierten Individuen. Die müssen ihre Bedürfnisse und Entscheidungen über eine schnelle, manipulationssichere Schnittstelle an eine zentrale Instanz übermitteln. Eine solchermaßen genial organisierte Gesellschaft wird in mehr als bloß einer Hinsicht vom Glück verwöhnt.

Von Thomas Heitlinger

Harriet duckte sich an den rauen Felsen. Ein schneidender kalter Wind in Orkanstärke pfiff um ihre Ohren. Mit dem Aufkommen der ersten Böen waren die Quadrokopter, die sie verfolgten, den Elementen ausgeliefert. Einen aus der Meute hatte bereits ein Windstoß erfasst und gegen die Felswand geschmettert. Manövrierunfähig hatte er sich kopfüber um die eigene Achse gedreht und war klappernd in der Schlucht verschwunden. Die Bergregion, in die Harriet vorgedrungen war, wies viele solcher tödlichen Schluchten auf.

Harriet war auf der Flucht. Geflohen aus Nothing, wie die Insassen ihre Anstalt im Allgemeinen nannten. Geflohen aus einer Umgebung, die es nach allgemeiner Übereinkunft nicht gab und der zu entrinnen allein schon deshalb nahezu unmöglich war. Es war noch nicht einmal so, dass Harriet Hilfe erhalten hatte. Wer im Nothing untergebracht war, hatte von niemandem Hilfe zu erwarten. Denn im Nothing waren all diejenigen untergebracht, bei denen der SUMS-Chip nicht anschlug.

Kommentieren