Her Masters Head

Dells 4K-Webcam im schicken Metalltubus nutzt eine raffinierte Haltemechanik: Die gummierte Klemme für die Displaybefestigung haftet magnetisch am Tubus, der alternative Standfuß mit Stativgewinde wird ebenfalls per Magnet befestigt. Die Klemme eignet sich dank niedrigem Steg für sehr schmal eingefasste Monitore, sitzt aber auch an Notebooks stabil. Schließt man die Kamera per USB 2.0 an, übermittelt sie Full HD mit 60 Hertz, an USB 3.2 mit 5 GBit/s sind es bei 4K 30 Hertz und bei Full HD bis zu 60 Hertz.

Das hoch aufgelöste Bild der Dell-Webcam gefällt mit natürlichen Farben und guter Lichtstärke. Helligkeitsänderungen gleicht die Kamera in kleinen Stufen aus – das kann nerven, wenn die Lichtbedingungen etwa am Fenster stark schwanken. Unter normalen Bürobedingungen war es dagegen kein Problem. Das Mikrofon in der Kamera reicht für Videotelefonate, für längere Meetings empfiehlt sich aber ein externes Mikrofon. Die Videobilder produziert die Webcam mit einer leichten Latenz.

Gesichtserkennung für Windows Hello beherrscht sie per IR-Sensor problemlos. Zusätzlich erkennt sie mit dem Tiefensensor, ob noch jemand vor der Kamera sitzt. Dann schaltet die WB7022 den Bildschirm auf Wunsch aus, wenn man sich entfernt hat, und reaktiviert ihn bei der Rückkehr. Leider greift der Abwesenheitssensor frühestens nach 30 Sekunden, wodurch der PC noch arg lange nach Verlassen des Raums aktiv bleibt.

Die Kamera besitzt einen zuverlässigen Autofokus und kann ein Sichtfeld von 65, 78 oder 90 Grad abdecken; dieses lässt sich ebenso wie Hellgkeit, Kontrast, Sättigung und Schärfe in Dells Peripheral Manager als schnell aktivierbares Setup festlegen. Einzelpersonen nutzen den kleinsten Ausschnitt und lassen ihn bei Bedarf innerhalb des großen Sichtfelds digital nachführen: KI-Auto-Framing nennt Dell diese Funktion, die angenehm ruhig und gleichmäßig reagiert und dank der man stets in der Bildmitte zu sehen ist. Allerdings erfordert die Berechnung eine Menge Energie: Der Kameratubus wird im Betrieb bis zu 45° C heiß und damit 5° C heißer als für berührbare Metallgehäuse erlaubt. Ein zweites Modell der WB7022 behielt einen etwas kühleren Kopf und wurde maximal 41 ° C warm. Die Leistungsaufnahme an USB-C lag bei 4,2 Watt (850 mA) und damit fast dreimal so hoch wie bei der 4K-Webcam Brio von Logitech (1,5 W, 300 mA).

Davon abgesehen braucht die WB7022 den Vergleich mit der Brio nicht scheuen, sie kostet allerdings noch mal deutlich mehr als die 4K-Webcam von Logitech. Dem auf dieser Seite auch getesteten Lenovo-Modell mit Windows Hello sind beide 4K-Kameras haushoch überlegen. (uk@ct.de)