Smart würfeln

Zauberwürfel digitalisiert: GAN356 i Carry

Ein Smart Cube fühlt sich an wie ein normaler Zauberwürfel, überträgt aber jede Bewegung an eine App. Die instruiert Anfänger und hilft Profis, sich auf Turniere vorzubereiten.

Von Wilhelm Drehling

Der Zauberwürfel GAN356 i Carry spricht per Bluetooth mit der App „Cubestation“ auf dem Smartphone. Sie ermittelt über die Sensoren des Würfels dessen aktuellen Zustand und zeigt ihn auf dem Display. Bewegungen einer Ebene schneidet sie mit und zeigt diese als Animation sogar an. So kann sie Nutzern auf unterschiedliche Weisen unterstützen: Sie hilft, einen verdrehten Würfel zu ordnen, lehrt die dazu nötigen Schritte und dient Profis als Trainer – aber nur auf Englisch oder Chinesisch.

Verbinden

Um den Würfel mit der App zu verbinden, bewegt man eine der Ebenen einmal hin und wieder zurück; eine blinkende LED zeigt, dass er eingeschaltet ist. Die App erkennt den Smart Cube meistens innerhalb weniger Sekunden. Sie läuft recht flüssig, beansprucht aber den Akku des Handys stark. Unser iPhone 8, das üblicherweise mehr als 24 Stunden durchhält, wollte im Test nach vier Stunden intensiver Nutzung ans Netzteil. Der Würfel funkt laut Hersteller 280 Stunden, bevor man die Batterie (CR1632) wechseln muss.

Die App lässt sich ohne Anmeldung als Gast verwenden, dann fehlen aber zum Beispiel Hinweise auf Tutorial-Videos. Die volle Funktionstiefe erschließt sich erst, wenn man in der App einen Account anlegt, der lediglich eine Mailadresse erfordert. Laut Apple Store sammelt der Hersteller keine weiteren Daten. Dennoch redet Cubestation ständig mit den Servern des Herstellers; ohne Internet-Zugriff funktioniert sie nicht.

Lösen

Die App zeigt stets im Querformat links den Würfel und rechts Hinweise oder Bedienelemente. Ein Tipp unter „Academy“ auf „AI Tutorial“ startet eine Anleitung für Anfänger. Die vermittelt Grundlagen, indem sie für jeden Schritt die auszuführende Bewegung animiert darstellt. Cubestation geht dabei sehr penibel vor; dreht man falsch, schlägt die Software eine Korrektur vor. Ziel am Ende ist es, die einzelnen Schritte der Anfänger-Methode zu erlernen.

Praktisch: Die App zeigt im Tutorial-Modus mit Pfeilen jede Bewegung, die nötig ist, um den Würfel zu lösen.

Das Antippen von „Practice“ führt zum eigentlichen Schwerpunkt von Cubestation, den Übungshilfen. „Training“ studiert bestimmte Abfolgen von Bewegungen ein (Algorithmen genannt), „Algorithms“ erweitert die Bibliothek der Bewegungsabfolgen um eigene. „Timer“ verwandelt das Smartphone in eine Stoppuhr – sie misst die Zeit von der ersten Bewegung bis zur Lösung des Würfels. Zuvor bringt man ihn mit einer vorgeschlagenen Abfolge durcheinander.

Erfolgreiche Lösungsversuche speichert die Software und zeigt eine Analyse dazu an. Den „Reconstruction“-Button dürften vor allem Profis zu schätzen wissen: Sie können so Zeiten pro Schritt und Anzahl der Bewegungen nachvollziehen – einstellbar auf unterschiedliche Lösungsmethoden. In unseren Tests arbeitete die App recht genau, lediglich in 4 von 500 Fällen funktionierte die Analyse nicht korrekt.

Fazit

Die Mechanik des Würfels ist grundsolide. Im Handling reicht er an die bei Profis beliebten Speedcube-Spitzenmodelle heran. Gleichzeitig ist der neue GAN356 i Carry einer der günstigsten Smart-Cubes. Er kostet mit knapp 40 Euro halb so viel wie der Konkurrent Rubiks Connect und der eigene Vorgänger i2 – der hatte noch ein Gyroskop zur Lageerkennung und einen fest eingebauten Akku.

Der Würfel ist aufgrund der eingebauten Elektronik nicht für Turniere zugelassen. Für Speedcuber, die sich zum Ziel gesetzt haben, den Würfel so schnell wie möglich zu lösen, rechtfertigt jedoch allein die Analyse-Funktion den Anschaffungspreis. Anfänger dagegen profitieren von der intelligenten Anleitung und einer ordentlichen Mechanik. (wid@ct.de)

GAN356 i Carry
Smart Cube
Hersteller, URL GAN, gancube.com
Systemanf. iOS ab 9.0, Android ab 4.3
Sprachen Chinesisch und Englisch
Preis 40 €