Prepaid-Tarife fürs Telefonieren und Surfen

Gut 2 Milliarden Euro geben die Deutschen jeden Monat für Internet, Telefonie und SMS per Mobilfunk aus. Der Markt ist hart umkämpft und deshalb ist es den Anbietern am liebsten, wenn die Kunden sich vertraglich an sie binden. Wer das Ladengeschäft eines Netzbetreibers oder Service-Providers betritt, bekommt erst einmal einen Laufzeitvertrag angeboten.

Viele Leute setzen „Prepaid“ mit „kein Vertrag“ gleich. Aber auch als Prepaid-Kunde schließen Sie einen Vertrag mit dem Provider. Sie bezahlen Geld und dürfen dafür das Mobilfunknetz nutzen. Allerdings können beide Seiten einen solchen Vertrag mit kurzer Frist kündigen oder ändern. Mit jeder Zahlung einer Monatsgebühr verlängert sich der Vertrag eben nur um diesen im Voraus bezahlten Zeitraum.

Daraus ergibt sich der größte Vorteil der Prepaid-Verträge: die kurze Laufzeit. Der Kunde bezahlt immer nur für vier Wochen im Voraus. Stellt er seine Zahlungen ein und reicht das Guthaben nicht mehr für den gewählten Tarif, fällt er in einen Grundtarif zurück, der nach Nutzung abgerechnet wird. Anders sieht es bei Halbjahres- oder Jahrestarifen aus, die wir uns in einer der kommenden Ausgaben näher ansehen.

Aufpassen muss man allerdings schon bei der Buchung: Immer mehr Anbieter verlangen vom Kunden schon bei der Bestellung die Angabe einer Bankverbindung. Hat man einen Optionstarif mit monatlichen Zahlungen gewählt, werden diese abgebucht, bis man die Tarifoption abwählt. Kunden mit schlechter Kreditwürdigkeit werden von solchen Anbietern mitunter abgelehnt, denn bei Lastschriften besteht für den Anbieter das Risiko, dass der Kunde erst die Leistung in Anspruch nimmt und dann zurückbucht – in diesem Fall muss der Anbieter seinem Geld hinterherlaufen.

Besser sind echte Prepaid-Verträge. Bei O2 und Vodafone ist die SIM-Karte komplett kostenlos, anderswo muss man 10 Euro bezahlen, bekommt dafür aber ein Guthaben auf der Karte. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass man sich ausweisen muss. Dazu braucht man einen Ausweis und muss entweder am Postschalter, bei einem Paketboten oder per Videokonferenz seine Identität nachweisen.

Geflüchtete aus der Ukraine können solche Prepaid-Karten ebenfalls erhalten. Sowohl ukrainische Ausweise und Reisepässe als auch deutsche Aufenthaltstitel und ähnliche Papiere werden von den Providern anerkannt. Telefonate von Deutschland in die Ukraine sind in allen Netzen derzeit kostenlos.

Auf Sie zugelassene SIM-Karten sollten Sie nur weitergeben, wenn Sie deren Verbleib verfolgen können. Geht die Karte durch mehrere Hände und gelangt ins Visier der Polizei, gerät erst einmal der registrierte Eigentümer in Verdacht. Man haftet zwar strafrechtlich nicht für das, was andere tun, aber schon Ermittlungen können sehr unangenehm werden. Gestohlene SIM-Karten sollten Sie deswegen unbedingt sperren lassen, auch wenn Ihnen die Rufnummer egal ist und auf dem Prepaid-Konto kein Guthaben mehr vorhanden ist.

Nicht geeignet sind Prepaid-Tarife für geschäftliche Anwender. Prepaid-Anbieter erstellen grundsätzlich keine Rechnung, sondern quittieren nur die Aufladung aufs Prepaid-Konto. Das wiederum gilt gegenüber dem Finanzamt nicht als Beleg für den Verbrauch des Guthabens, denn man kann sich dieses ja auch am Ende des Vertrags erstatten lassen. Business-Anschlüsse müssen deshalb über einen Laufzeitvertrag laufen, wenn man die Ausgaben geltend machen möchte.

Das richtige Netz

Bei der Auswahl des Angebots sollte man sein Augenmerk zunächst aufs Netz richten. Bei Vergleichen der Netzqualität gewinnt meist die Telekom, Vodafone liegt knapp dahinter auf Platz zwei. O2 war früher weit abgeschlagen, hat aber offenbar spürbar aufgeschlossen. Wenn Sie das O2-Netz vor Jahren benutzt haben und nicht zufrieden waren, sollten Sie es also durchaus noch mal probieren – Sie gehen ja keine Vertragsbindung ein. Denn die Preise sind wie die Qualität gestaffelt: Am teuersten sind die Angebote der Telekom, dann folgt Vodafone und am günstigsten ist O2.

Die Nutzung des 5G-Netzes ist in den wenigsten Prepaid-Verträgen inbegriffen. Das macht aber derzeit überhaupt nichts. Das 5G-Netz arbeitet an den meisten Orten immer noch auf Basis der 4G-Netzes. Wo 5G-Empfang besteht, ist auf jeden Fall auch 4G verfügbar, und das mit mindestens 75 Mbit/s in dünn ausgebauten Gebieten, wo nur eine 800-MHz-Zelle werkelt. Die Abdeckung wird durch 5G also erst einmal nicht verbessert, das könnte sich erst mit späteren Ausbaustufen ändern.

5G liefert deutlich mehr Datenrate. Die von den Netzbetreibern versprochenen 225 bis 500 Mbit/s können in 5G-Ausbaugebieten durchaus noch übertroffen werden. Davon werden Sie allerdings wenig merken, solange Sie nicht große Downloads machen und dabei die Zeit stoppen. Schon im 4G-Netz sind Sie in aller Regel so flott unterwegs, dass bei gutem Mobilfunkempfang alle Apps flüssig laufen.

Viele Prepaid-Verträge bei Service-Providern und Billigmarken der Netzbetreiber sind noch weiter gedrosselt und bieten nur 20 bis 25 Mbit/s im Downstream an. Das klingt nach wenig, hat in der Praxis aber nur eine geringe Bedeutung. Für die gefühlte Geschwindigkeit ist die Latenz viel wichtiger, und die leidet unter der Beschränkung nicht. Man merkt das erst, wenn man große Datenmengen überträgt, das aber ist für den Mobilfunk eine eher untypische Nutzung, da sie das vorhandene Datenvolumen in kürzester Zeit aufzehrt.

Alle hier vorgestellten Prepaid-Verträge ermöglichen den Zugriff aufs 4G-Netz und Telefonie per VoLTE (Voice over LTE). Vorteil der Technik ist eine hervorragende Sprachqualität. Bei VoLTE kommen modernste Codecs zum Einsatz, die Audio mit 16 kHz Bandbreite übertragen. Da kann das Festnetz mit HD-Voice und 7 kHz Audiobandbreite von der Qualität her nicht mehr mithalten. Die Angebote im Telekom- und O2-Netz können sogar VoWiFi, also Telefonie übers WLAN, was besonders praktisch bei schlechtem Mobilfunkempfang innerhalb von Gebäuden ist. Lediglich Vodafone enthält das seinen Prepaid-Kunden bislang vor.

Datenvolumen satt

Bei den meisten Anbietern hat man die Wahl zwischen mehreren Datentarifen. Alternativ dazu gibt es kombinierte Daten- und Telefontarife, diese bezeichnen die Anbieter oft als „Smartphone-Tarife“. Telefonate kann man auch mit den reinen Datenoptionen führen, allerdings werden ausgehende Telefonate dann einzeln abgerechnet, Standardpreis ist 9 Cent pro Minute. Die Kombi-Tarife hingegen enthalten entweder Freiminuten oder eine Flatrate für Telefonie. SMS-Nutzer müssen genau hinsehen: Viele Telefonflatrates umfassen auch den Versand von SMS, aber längst nicht mehr alle.

Derzeit gibt es für einige Angebote kostenloses Zusatzvolumen. Bei solchen Angeboten müssen Sie ganz genau hinschauen, wie lange das gilt. Bei Vodafone und Telekom beispielsweise läuft das Angebot nach sechs Monaten automatisch aus, anderswo gilt solches Zusatzvolumen dauerhaft; dort ist die Angabe als Hinweis darauf zu verstehen, dass der Anbieter den Tarif kürzlich verändert hat. Für den Kunden ist das maximal verwirrend.

Datenvolumen sollten Sie lieber reichlich buchen. Die Mehrkosten für die nächste Volumenstufe betragen meist nur wenige Euro pro Monat. Hat man zu sparsam gebucht und muss am Monatsende noch einmal Volumen nachkaufen, wird es hingegen richtig teuer. Das sollte daher die Ausnahme bleiben. Wenn Sie öfter mit dem Volumen nicht hinkommen, sollten Sie in den nächsthöheren Tarif wechseln.

Ist das Volumen aufgebraucht, reduzieren die Provider die Datenrate bis zur Unbenutzbarkeit. Die 16 bis 64 kBit/s, die dann noch übrig bleiben, machen den Aufruf der Aufladeseite des Providers, um neues Guthaben zu buchen, zum Geduldsspiel. Wenn möglich sollte man sich dafür in ein WLAN einbuchen.

Die angebotenen Volumenstaffeln sind bei den einzelnen Angeboten recht unterschiedlich. Fyve beispielsweise bietet maximal 4, Otelo maximal 5 Gigabyte Volumen an. Hat man das Ende der Skala des Anbieters erreicht und benötigt mehr Volumen, hilft nur ein Wechsel zu einem anderen Angebot. Echte Datenflatrates, also ohne jede Begrenzung im Inland, gibt es bei den Netzbetreibern O2, Telekom und Vodafone sowie beim Angebot von Edeka.

Für eine zeitlich begrenzte Exzessivnutzung, etwa einen Streamingabend im Hotelzimmer oder die ausgedehnte Videokonferenz im Ferienhaus, sollte man einen Tarif wählen, bei dem man eine Tagesflatrate buchen kann. Für meist 5 Euro bekommt man dann ein Tagesticket mit 10 Gigabyte Zusatzvolumen, je nach Anbieter gibt es auch mehr bis hin zur echten Flatrate ohne Begrenzung. Diese Tarifoptionen eignen sich übrigens auch als kurzfristige Notlösung, wenn der heimische Breitbandanschluss ausgefallen ist. Braucht man für ein paar Wochen mehr Datenvolumen, etwa für einen Urlaub auf dem Campingplatz, kann man auch für einen Monat zu einem Tarif mit viel mehr Datenvolumen oder einer Flatrate wechseln.

Aufpassen muss man im Roaming: Echte Flatrates gelten nur im Inland. Im EU-Ausland gilt eine Fair-Use-Klausel, die das Datenvolumen deckelt. Überschreitet man dieses, muss man für jedes weitere Gigabyte extra bezahlen, derzeit sind das 2,98 Euro pro Gigabyte. In eine Kostenfalle läuft man mit einem Prepaid-Tarif nicht: Reicht das Guthaben nicht aus, kappt der Provider kurzerhand die Datenverbindung. In Ländern außerhalb der EU ist das Surfen ohnehin meistens unbezahlbar teuer, wenn es keinen Optionstarif gibt. Die Schweiz wird als einziges an Deutschland grenzendes Land in vielen Tarifen als Nicht-EU-Ausland abgerechnet. Wer im Südschwarzwald, am Hochrhein und am Bodensee unterwegs ist, sollte das Roaming deaktivieren, damit sich das Handy bei schlechtem Empfang nicht in eins der Schweizer Netze einbucht und damit ungewollte Kosten verursacht.

Aufladen

Das mit der Karte verbundene Guthabenkonto kann nicht ins Minus laufen. Wird eine Zahlung für eine Tarifoption fällig und das Guthaben reicht nicht aus, endet die Option und es wird der ansonsten kostenlose Grundtarif angewendet. Wenn Sie das nicht bemerken, weil Sie die SMS des Anbieters ignorieren, wird das verbrauchte Datenvolumen vom noch vorhandenen Guthaben abgezogen, meist sind das 24 Cent pro Megabyte. Das Restguthaben geht dafür meist recht schnell drauf und dann wird der Dienst eingestellt. Sobald Sie genug neues Guthaben aufbuchen, wird die Tarifoption sofort wieder aktiviert und es kann weitergehen.

Guthaben können Sie auf verschiedene Weise erwerben. Im Supermarkt oder am Kiosk kann man Aufladebons kaufen. Die klassischen Rubbelkarten hierfür gibt es zwar hier und da noch, üblicherweise bekommt man aber einen Aufladecode auf einem Kassenbeleg. Den kann man über die Handy-Tastatur eingeben und mit der grünen Anruftaste aktivieren. Mobilfunkguthaben gibt es auch an vielen Geld- oder Fahrkartenautomaten, die Abrechnung erfolgt über die Kreditkarte oder Girocard.

Komfortabler, weil rund um die Uhr und überall verfügbar ist die Aufladung per App oder im Kundencenter im Internet. Die Zahlung erfolgt dann per Lastschrift, Kreditkarte oder PayPal. Hinterlegen Sie Zahlungsdaten beim Anbieter, können Sie Aufladungen auch über die Kontostandsabfrage oder per SMS erledigen. Damit unterlaufen Sie allerdings die Kostenkontrolle; solche Funktionen sollte man beispielsweise nicht für die eigenen Kinder freigeben.

Vodafone und O2 lassen auch die Aufladung per Überweisung zu. Das ist besonders praktisch, weil man das Konto dann per Dauerauftrag beschicken kann. Das unterläuft nicht die Kostenkontrolle, sorgt aber dafür, dass immer genug Geld auf dem Prepaid-Konto ist. Da ein Prepaid-Tarif generell nur vier Wochen gilt, Daueraufträge aber nur monatlich einzurichten sind, muss man pro Jahr eine zusätzliche Überweisung tätigen, damit das Konto nicht leerläuft.

Wenn Sie dem Anbieter einen Lastschriftauftrag erteilen, können Sie auch die Komfortaufladung aktivieren. Dann bucht der Anbieter einen festgelegten Betrag ab, sobald das Konto einen bestimmten Stand unterschreitet oder eine Tarifoption sonst nicht gebucht werden könnte. Das ist einerseits natürlich praktisch, hebelt aber andererseits die Kostenkontrolle aus. Erleichtert ein Gauner Ihr Prepaid-Konto per WAP-Billing, also durch direkte Abbuchung vom Prepaid-Guthaben unter Beihilfe des Netzbetreibers, fällt das unter Umständen nicht gleich auf, wenn automatisch neues Guthaben nachgefüllt wird. Für unerfahrene Anwender ist diese Option deshalb tabu. Um so etwas grundsätzlich zu verhindern, sollten Sie eine Drittanbietersperre für Einmalzahlungen und Abonnements einrichten. Es gibt zwar auch seriöse Angebote mit diesem Zahlungsweg, diese bieten aber immer sichere Alternativen an, schon weil einige Provider an diesem System nicht teilnehmen.

Wenn Sie die Karte in eine Schublade legen, laufen Sie Gefahr, dass der Anbieter Ihnen den Vertrag kündigt und die Karte deaktiviert. Das bekommen Sie bei Schubladenkarten nicht mit, wenn diese Ankündigung per SMS erfolgt. Leider ist nicht transparent, wann das geschieht. Testkarten der Redaktion von O2 und Vodafone sind auch nach Jahren ohne jede Nutzung noch aktiv, obwohl sich die Anbieter meistens vorbehalten, inaktive Karten zu sperren. Congstar beispielsweise verlangt per E-Mail alle 15 Monate eine Aufladung und droht damit, anderenfalls den Vertrag zu beenden.

Selbst wenn der Anbieter den Vertrag kündigt, haben Sie noch einen Anspruch darauf, dass er Ihnen das Restguthaben erstattet. Forcieren können Sie das, indem Sie die Rufnummer zu einem anderen Anbieter portieren, denn dann erlischt das Prepaid-Konto, das an die Rufnummer gebunden ist. Automatisch erfolgt die Erstattung nicht, Sie müssen dafür einen Antrag stellen.

Fazit

Prepaid-Tarife sind eine günstige und flexible Alternative zu Verträgen mit langer Laufzeit, wenn Sie keine Rechnung für den Anschluss benötigen. Sie bieten volle Kostenkontrolle und sind daher auch für Kinder und Jugendliche sowie unerfahrene Nutzer geeignet. Das Guthaben lässt sich auf vielerlei Weise manuell oder automatisch aufladen.

Die Tarife haben eine große Spannbreite, bei vielen ist nicht nur Datenvolumen enthalten, sondern auch eine Allnet-Flat für Telefonie. Mit einem modernen Smartphone, das VoLTE beherrscht, bieten die Mobilfunknetze inzwischen auch Prepaid-Nutzern eine ausgezeichnete Sprachqualität. (uma@ct.de)