Es werde dunkel!

Fyrtur und Kadrilj: Smarte Rollos von Ikea

Die smarten Sichtschutz- und Verdunkelungsrollos von Ikea lassen sich per App und Sprache steuern.

Von Stefan Porteck

Bereits im vergangenen Herbst sollten die motorisierten Innenrollos von Ikea auf den Markt kommen. Doch das Möbelhaus verschob zunächst den Termin und lieferte anschließend nur in homöopathischen Dosen aus. Mittlerweile sind die Rollos online sofort lieferbar und in den meisten Filialen in ausreichender Menge vorrätig. Wir haben eines gekauft und ­getestet, welche smarten Funktionen es bietet und wie es mit anderen Smart-Home-Komponenten harmoniert.

Ikea bietet die Rollos nur in Dunkelgrau, aber in zwei Varianten an: Fyrtur hat blickdichten Stoff und zählt damit zu den Verdunklungsrollos. Das Modell Kadrilj ist halbtransparent und dient der Verschattung im Sommer und dem Schutz vor neugierigen Blicken von draußen. Beide Modelle bietet Ikea mit Stoffbreiten von 60 bis 140 Zentimeter an, leider aber nur in einer Länge von 195 Zentimetern – was in manchen Häusern nicht ausreicht. Das Verschattungsrollo kostet 110 bis 170 Euro, das blickdichte Fyrtur jeweils 20 Euro mehr.

Zum Lieferumfang gehört ein herausnehmbarer Akku, eine Fernbedienung, die mittels Magnet in einer Wandhalterung einschnappt und ein USB-Ladegerät. Genau wie Ikeas smarte Trådfri-Lampen funken das Rollo und die Fernbedienung nach dem ZigBee-Standard. Damit das Rollo auf die Fernbedienung hört, muss der ebenfalls mitgelieferte Repeater in einer Steckdose sitzen, die maximal zehn Meter vom Rollo entfernt ist. Alternativ lässt sich das Rollo nur über seine Knöpfe am Gehäuse hoch- und runterfahren. Löblich: Fernbedienung und Rollo sind ab Werk bereits miteinander gekoppelt. Nach dem Anbau braucht man lediglich den Akku des Rollos zu laden und kann es danach sofort mit der Fernbedienung benutzen. An eine Fernbedienung lassen sich auf Wunsch noch drei weitere Rollos anlernen, die dann simultan gesteuert werden.

Zunächst waren wir skeptisch, wie lange der Akku für den Elektromotor unseres 120 Zentimeter breiten Verdunklungsrollos reichen soll. Doch die Sorge, dass wir jede Woche auf die Leiter steigen und den Akku zum Aufladen entnehmen müssen, erwies sich als unbegründet: Ikea gibt bei täglichem Hoch- und Runterfahren eine Laufzeit von 4 bis 6 Monaten an. Das entspricht etwa 150 Zyklen, was sich auch mit unseren Erfahrungen deckt.

Mithilfe der Fernbedienung lässt sich das Rollo offline und ohne Cloud steuern. Dafür muss aber der mitgelieferte ZigBee-Router in der Nähe des Rollos in einer Steckdose stecken. Der Akku wird direkt am Router aufgeladen. 
Mithilfe der Fernbedienung lässt sich das Rollo offline und ohne Cloud steuern. Dafür muss aber der mitgelieferte ZigBee-Router in der Nähe des Rollos in einer Steckdose stecken. Der Akku wird direkt am Router aufgeladen. 

Zu Befehl

Neben der Bedienung mittels Fernbedienung erlaubt das Rollo das Einbinden ins Smart-Home-Ökosystem von Ikea. Dafür benötigt man die Trådfri-Bridge, die auch die smarten Leuchtmittel von Ikea steuert. Anders als die Ikea-Lampen lassen sich die Rollos aber nicht mit einer in vielen Smart Homes schon vorhandenen Hue-Bridge von Philips koppeln, da diese nur Lampen unterstützt.

Das Anlernen des Rollos an die Trådfri-Bridge sollte man allerdings vor der Montage erledigen, da das Rollo und die ans Netzwerkkabel gebundene Bridge beim Anlernen nur wenige Zentimeter voneinander entfernt sein dürfen. Beim Koppeln an die Bridge geht das voreingestellte Pairing der Rollo-Komponenten verloren. Man muss deshalb auch den Funkverstärker und die Fernbedienung an der Trådfri-Bridge anlernen und anschließend die Fernbedienung erneut mit dem Rollo koppeln.

Danach taucht das Rollo in der „Home smart“-App von Ikea auf. Neben vollständigem und partiellem Öffnen und Schließen erlaubt die App auch das Anlegen von Timern, die das Rollo automatisch steuern. Zudem lässt sich hier die maximale Abrolllänge bequemer festlegen als über die Bedienknöpfe am Rollo selbst. Ärgerlich fanden wir, dass die App den Akkustand nicht anzeigt.

Erst nachdem das Rollo mit der Ikea-Cloud verknüpft wurde, lässt es sich für die Sprachassistenten von Amazon, Google und inzwischen auch Apple HomeKit freigeben und zusätzlich per Sprachbefehl steuern. Die Einbindungen in weitere Smart-Home-Systeme funktioniert dagegen bislang eher rudimentär: Derzeit existieren für ioBroker, FHEM und openHAB lediglich Bastel-Implementierungen mit ZigBee-mqtt-Schnittstellen. Eine massentaugliche Unterstützung wie die Integration in das Trådfri-Binding von openHAB ist derzeit noch nicht in Sicht.

Alexa, HomeKit und der Google Assistant sorgen derzeit aber für eine brauchbare Alternative, wenn man die Rollos in Abläufe einbeziehen möchte. In der Google-Home-App mussten wir dafür jedoch etwas improvisieren, da das Rollo im Einstellungsdialog für eigene Abläufe nicht auftaucht. Mit Hilfe von benutzerdefinierten Befehlen klappte es trotzdem: Nachdem wir die Morgen- und Abendroutine um die Befehle „Öffne das Rollo“ und „Schließe das Rollo“ erweitert hatten, funktionierte die Automatisierung reibungslos.

Licht und Schatten

Das Gehäuse und seine Klemmhaken zur Wand- oder Deckenbefestigung wirken stabil. Mit rund 30 Sekunden zum vollständigen Ab- oder Aufrollen ist das Rollo zwar nicht besonders schnell, dafür läuft sein Motor angenehm leise. Im Alltag zeigten sich aber andere leichte Schwächen. So ist die Stoffrolle dicker als bei vielen herkömmlichen Rollos, weshalb das Gehäuse des Fyrtur rund 2 Zentimeter von der Wand absteht. Trotzdem berührte die am unteren Ende des Rollostoffs angebrachte Aluminiumleiste beim Hochfahren auf den letzten Zentimetern vorm vollständigen Einrollen die Wand und hinterließ dort leichten Abrieb.

Vollständig abgerollt öffnet sich zwischen dem Gehäuse und der Stoffrolle ein rund 2 Zentimeter breiter horizontaler Spalt. Sofern das Rollo nicht mindestens ein bis zwei Handbreit über dem Fensterausschnitt montiert wird, fällt auch hier Licht ein und wird vom silbernen Gehäuse störend in den Raum reflektiert. Viele günstige Rollos haben deshalb eine Verblendung, die die Rolle umgibt und Lichteinfall verhindert – eine solche fehlt dem Fyrtur. 

Fazit

Die Verdunklungs- und Verschattungsrollos von Ikea locken mit einem attraktiven Preis bei gleichzeitig guter Qualität. Wegen der knapp bemessenen Länge von 1,95 Meter sind sie für etliche Fenster aber schlicht zu kurz. Mit der mitgelieferten Fernbedienung lassen sie sich zuverlässig steuern – man benötigt aber in der Nähe eine freie Steckdose für den Repeater.

Die Ikea-App bietet hingegen wenig Mehrwert und eine Integration in ­Smart-Home-Software von Drittanbietern fehlt, genau wie die Steuerung über eine in vielen Smart-Home-Haushalten vorhandene Hue-Bridge. Die letztgenannten Punkte kann man Ikea zwar nicht zur Last legen, dennoch stellen sie für manchen Smart-Home-Besitzer eine Einschränkung dar. (spo@ct.de)

Ikea Fyrtur 120 
Rollo mit Smart-Home-Funktionen
Hersteller Ikea, www.ikea.de
Länge, Breite, Tiefe 199 cm × 124 cm × 6 cm
Gewicht 3,4 kg
Stoffgröße 120 cm × 195 cm 
Lieferumfang Rollo, Fernbedienung, Akku, Ladegerät, ZigBee-Repeater
Steuerung App: Android, iOS / Integration: Amazon, HomeKit, Google
Preis 160 €