Für die blaue Stunde

Headset Anker PowerConf H700 mit ANC und Mikrofonarm

Praktisch fürs Homeoffice sind Headsets, die in Konferenzen gut klingen, gleichzeitig mit PC und Handy verbunden bleiben und die Umgebung ausblenden. Als vergleichsweise günstige Variante offenbarte das Anker PowerConf H700 im Test nur wenige Kompromisse.

Von Jörg Wirtgen

B lau oder Schwarz? Das schwarze Headset aus Ankers Reihe namens PowerConf heißt H500; das blaue H700 hat zusätzlich eine zweistufige Umgebungsgeräuschunterdrückung (ANC) eingebaut. Sie rauscht leicht und blendet Geräusche niedriger und mittlerer Frequenz ganz gut aus. Auch aufgrund seiner On-Ear-Bauweise dämpft das H700 nicht so gut wie die Over-Ear-ANC-Spezialisten etwa von Bose und Sony, leistete im Homeoffice mit einigem Baulärm während des Tests aber durchaus beruhigende Arbeit. Per Knopf am Headset schaltet man zwischen ANC, Normalbetrieb und Transparenzmodus um. Letzterer führt – ebenfalls mit leichtem Rauschen – Umgebungsgeräusche leicht verstärkt durch, um etwa Durchsagen, Klopfen oder Klingeln mitzuteilen.

Das H700 wiegt für einen On-Ear-Kopfhörer normale 186 Gramm und sitzt gut auf dem Kopf. Es ist symmetrisch aufgebaut: Die Muschel mit dem Mikrofon kann man rechts oder links tragen; sobald man den Arm herunterklappt, spielt das H700 die Stereokanäle der richtigen Seite zu und merkt sich die Einstellung.

Guter Sound, Spitzen-Mikro

Musik klingt klar mit überraschend fetten Bässen, etwas nuscheligen Mitten und ordentlichen Höhen. Bluetooth-Kopfhörern um 130 Euro wie der Anker Soundcore Q35 oder Urbanista Miami spielen auch aufgrund ihrer Over-Ear-Bauweise mit mehr Volumen, Präzision und Bühne, aber als Arbeitsuntermalung bringt der H700 durchaus eine Menge Spaß. In der App AnkerWork (Android, iOS, macOS, Windows) passt man den Klang per Equalizer an.

Das Mikrofon nimmt Sprache sehr gut verständlich und mit für eine Bluetooth-Verbindung sattem Ton auf. Störgeräusche durch Atmen, Tippen, Tassenklappern werden außergewöhnlich gut ausgeblendet. Für gelegentliche Podcast-Aufzeichnungen kommt es damit eher in Betracht als alle anderen bisher getesteten Bluetooth-Headsets, wenn man sich an den leicht hörbaren Artefakten des Digitalfilters und der Bluetooth-Begrenzung auf 8 kHz nicht stört. In Telefonaten und Videokonferenzen startet automatisch der Transparenzmodus, der die eigene Stimme ins abgespielte Audiosignal einmischt und somit hörbar macht. So lassen sich auch lange Gespräche ermüdungsfrei bestreiten.

Eine Analogbuchse fehlt. Per USB-C lässt sich das Headset laden und währenddessen per Bluetooth weiterbetreiben; als USB-Soundgerät arbeitet es aber nicht. Per Bluetooth verbindet sich der H700 mit zwei Geräten gleichzeitig. Hört man etwa am PC Musik und trifft auf dem Handy ein Anruf ein, unterbricht das Headset die Musik und stellt den Anruf durch; annehmen kann man ihn per Knopfdruck am Headset. Legt man auf, spielt die Musik weiter. Der Reconnect nach dem Einschalten oder nach der Rückkehr in den Empfangsbereich klappte nicht so zuverlässig wie bei anderen Headsets, manchmal mussten wir manuell nachhelfen. Als Codecs laufen SBC und AAC; aptX und LDAC vermisst man nicht, weil das H700 die kleinen Vorteile nicht herausarbeiten könnte. Die Latenz ist zumindest bei AAC gering genug für lippensynchrone Filmwiedergabe.

Setzt man das Headset ab, stoppt die Musik, beim Aufsetzen spielt sie weiter. Manchmal stoppte die Musik auch bei Bewegungen. Beim ersten Aufsetzen am Morgen koppelte sich das Handy gelegentlich schneller als der PC und startete einen vor Tagen gehörten Song. Glücklicherweise lässt sich die Automatik getrennt fürs Auf- und Absetzen abschalten.

Nachtlicht eingebaut

Das Mikrofon wird abgeschaltet, wenn man den Arm hochklappt. Teams und Zoom erkennen das nicht und zeigen einen nicht als gemutet an – stumm ist man trotzdem. Der beigelegte Bluetooth-Dongle (mit USB-A) ändert daran nichts. Dieses Verhalten ist typisch für Bluetooth-Headsets ohne UC- oder Teams-Zertifizierung. Besser kriegen das nur Headsets mit einem solchen Zertifikat hin, die zudem per USB oder mit ihrem eigenen Bluetooth-Dongle angeschlossen sind.

Die Ladestation macht, sobald sie eingestöpselt ist, mit einem blauen Licht auf sich aufmerksam. Beim Laden blinkt der dabei nach vorne zeigende Mikrofonarm, voll geladen leuchtet auch er permanent; eine Möglichkeit zum Abschalten haben wir nicht gefunden. Wer sein Homeoffice im Schlafzimmer einrichtet, wird damit nicht glücklich. Die Muscheln sind zum Reinigen abnehmbar, Anker bietet sie aber nicht als Ersatzteil an. Der Akku lässt sich nicht tauschen.

Im Equalizer-Profil AnkerWork Signature hebt das H700 (rot) die Bässe und Mitten an, hat gegenüber dem Sennheiser HD600 (gelb) aber ein Loch um 150 Hz. Für ein Büro-On-Ear klingt es aber angenehm klar und ausreichend voll.
Im Equalizer-Profil AnkerWork Signature hebt das H700 (rot) die Bässe und Mitten an, hat gegenüber dem Sennheiser HD600 (gelb) aber ein Loch um 150 Hz. Für ein Büro-On-Ear klingt es aber angenehm klar und ausreichend voll.

Fazit

Guter Sound, ein für Bluetooth-Headsets hervorragendes Mikrofon, lange Laufzeit, praktikabler ANC und Transparenzmodus: Diese wichtigen Punkte vereint der Anker H700. Schön wäre ein zuverlässigerer Reconnect, eine UC/Teams-Zertifizierung, ein Paar Ersatzpolster und Laden ohne Blaulicht.

Dem ungefähr gleich teuren Poly Voyager Focus 2 (siehe c’t 17/2021, S. 84) hat der H700 die klarere Bedienung, das kräftigere ANC und das bessere Mikrofon voraus. Der teurere Jabra Evolve2 75 (c’t 25/2021, S. 104) hat Bluetooth besser im Griff und klingt besser, bleibt aber beim zudem nur rechts tragbaren Mikro zurück. Poly und Jabra gibt es mit Teams/UC-Unterstützung, zudem arbeiten sie als USB-Soundgeräte. Wer ganz auf ANC verzichtet, sollte darüber hinaus das ab 120 Euro erhältliche Anker H500 in Betracht ziehen – in Schwarz. (jow@ct.de)

Anker PowerConf H700
On-Ear-Headset mit Mikrofonbügel
USB / analog USB-C (nur Laden) / –
Verbindung Bluetooth 5.2 (Multilink, Codecs AAC, SBC)
Gewicht 186 g
Muschelgröße (B × H) 68 mm × 68 mm
Lieferumfang Transporttasche, Kabel USB-C auf USB-A (1,5 m), Bluetooth-Dongle (USB-A) inkl. Adapter auf USB-C
Bewertung
Mikrofon plusplus
Klang neutral
Geräuschunterdrückung plus
Tragekomfort plus
Straßenpreis 150 € (170 € mit Ladestation)
plusplus sehr gut plus gut neutral zufriedenstellend minus schlecht minusminus sehr schlecht ✓ vorhanden – nicht vorhanden