Schlau wie Brot

„Smarter“ Toaster mit Touchscreen im Test

Alles wird angeblich schlau, sogar die Küchengeräte: Der Toasty One soll dank optischer Sensoren den Toast stets im gewünschten Bräunungsgrad servieren. Das klappt aber nicht immer – und ins Smart Home lässt sich der Toaster gar nicht integrieren.

Von Steffen Herget

Toasten Sie noch altmodisch, also mit Stufe drei oder vier einstellen, warten und überraschen lassen, wie hell oder dunkel das Brot am Ende aus dem Gerät hopst? Der Hersteller Tineco will mit dem Toasty One eine modernere Alternative zum althergebrachten Toaster verkaufen, einen 340 Euro teuren, smarten Toaster – inklusive vier Zoll (10,16 cm) großem Touchscreen.

Der Toasty One ist ausschließlich in Weiß erhältlich und besteht zu weiten Teilen aus glänzendem Kunststoff. Das Display ist von einem silbernen Element eingefasst, das der Hersteller aber wie den Griff der Krümelschublade ebenfalls aus Kunststoff fertigt. Metall findet man ausschließlich an der Oberseite und im Inneren. Er steht auf vier stabilen Gummifüßen und ist nicht größer als ein ganz normaler, dummer Toaster.

Die zentrale Frage, die sich gleich zu Beginn stellt, ist: Was versteht Tineco unter „smart“? Der Toasty One hat keinerlei Konnektivität, beherrscht weder WLAN noch Bluetooth und hat auch keinen USB- oder Netzwerkanschluss. Dieses Gerät ins Smart Home integrieren? Fehlanzeige. Das bringt einen weiteren Nachteil mit sich: Es existiert keine Möglichkeit, über Updates Probleme zu beheben oder neue Funktionen nachzuschieben – wie auch immer die bei einem Toaster aussehen könnten. Das macht den Toasty One im Vergleich zu „normalen“ Toastern nicht schlechter, hebt ihn aber eben auch nicht aus der schier endlosen Masse solcher vergleichsweise simplen und viel günstigeren Geräte heraus.

Ein paar Aspekte, die gängige Toaster nicht besitzen, bringt der Toasty One allerdings mit. So übernimmt das Touch-Display die Aufgaben klassischer Knöpfe und Schalter. Der Bildschirm reagiert exakt und flott auf jeden Fingertipp. Die Helligkeit dürfte aber ruhig einstellbar sein – die 275 cd/m2, die unser Messgerät dem Toaster bescheinigt, sind morgens vor dem ersten Kaffee ein bisschen zu grell für unsere müden Augen.

Toasten mit Favoriten

Die Einstellungen für die gewünschte Bräune gelten entweder für beide Toastschlitze zusammen oder individuell. Toastet man für mehrere Personen, lassen sich so in einem Aufwasch zwei Wünsche gleichzeitig erfüllen: eher heller Toast hier, knusprig dunkel dort. Obendrein kann der Toasty den Bräunungsgrad mit optischen Sensoren überwachen und soll dadurch jede einzelne Scheibe bis zum gewünschten Ergebnis rösten können –egal, ob er schon aufgewärmt ist oder gerade erst eingeschaltet wurde. Tineco nennt dieses System recht hochtrabend „IntelliHeat-Toasting-Algorithmus“. Alternativ beherrscht der Toaster vier zeitgesteuerte Bräunungsstufen, die sich ebenfalls für beide Schlitze getrennt einstellen lassen. Bei variabler Hitze der Glühdrähte laufen sie zwischen 90 Sekunden und 2:40 Minuten.

Gewohnheitstiere können ihre Lieblingseinstellung bei IntelliHeat auf bis zu acht Favoritenspeicherplätzen ablegen. Die haben jedoch keine Namen oder Nummern, sondern nur kleine Smileys als Symbol. Immerhin: Die Smileys sind analog zur gewünschten Bräunungsstufe mit unterschiedlich hellen oder dunklen Brauntönen hinterlegt. Der Toasty One hat stufenlos verschiedene Bräunungsstufen im Angebot, von „kaum zu erkennen“ bis „kurz vor Kohle“. Wer seinen Toaster gerne mit Gefrorenem füttert, aktiviert die entsprechende Option auf dem Touchscreen, zudem hält Tineco ein kurzes Aufwärmprogramm für bereits abgekühlte Brotscheiben vor.

Der Toastvorgang beginnt mit einem Tipp auf das Display und endet, wenn der Prozentzähler bei Hundert ankommt. Auf dem Display zählt der Toasty One für beide Schlitze getrennt hoch. Egal, wie unterschiedlich stark getoastet wird: Beide Scheiben kommen zur gleichen Zeit heraus, angekündigt von einem kurzen Jingle. Sowohl Ein- als auch Ausfahren der Toastscheiben erfolgt automatisch. Zum einseitigen Toasten lässt man einfach den zweiten Schlitz leer und stellt keinen Bräunungsgrad ein.

Die metallene Oberseite des Toasters wird im Betrieb unangenehm heiß, wovor ein entsprechendes Symbol warnt. Einen Aufsatz zum Erwärmen von Brötchen über den Schlitzen besitzt der Toaster nicht, man kann sie aber einfach auf die Metallfläche legen. Mehr als Stufe zwei von vier sollte man dann aber nicht verwenden, sonst wird die Schrippe schnell schwarz. Die Krümelschublade kann man jederzeit herausziehen. Das quittiert der Toaster jedoch mit einer Warnmeldung, bis sie wieder hineingesteckt wird. Der Toasty One verlangt, dass die Krümelschublade regelmäßig herausgezogen und gereinigt wird und erinnert daran einmal im Monat mit einer Meldung auf dem Bildschirm. Auch dann, wenn der Toaster viele Krümel in der Schublade erkennt, ruft er zur Reinigung auf.

Blass bei der Premiere

Wir haben ausgiebig mit weißem Toast getestet und dabei festgestellt: Die erste Scheibe ist absolute Glückssache. Immer wieder sahen beide Premieren-Toasts des Tages fast gleich blass aus, wenn der Toasty One sie nach oben schob – egal wie hell oder dunkel das Gerät eingestellt war. Nur selten gab der Toasty One zu Anfang zwei Scheiben aus, die so gebräunt waren, wie wir es eingestellt hatten.

Die erste Runde, wenn das Gerät noch kalt war, dauerte zudem weitaus länger als nach drei oder vier Durchgängen. Brauchte der Toasty One für zwei blasse Scheiben auf heller Stufe links und knusprig rechts noch bis zu 5:20 Minuten, war er ab dem vierten Durchgang stets in unter zwei Minuten fertig. Spätestens ab Durchgang drei passten die Resultate deutlich besser zu den Einstellungen. Von zehn hintereinander getoasteten Scheiben waren sieben sehr gleichmäßig gebräunt, eine etwas dunkler, zwei teils deutlich heller. In der blasseren Einstellung sah es ähnlich aus, der erste noch zu sanft getoastet, gegen Ende minimal dunkler, aber sechs bis sieben Durchgänge sehr vergleichbar wie gewünscht. Insgesamt waren die Brotscheiben sehr gleichmäßig schattiert, außen schön knusprig und innen fluffig.

Steckt man Vollkorntoast, Schwarzbrot oder Brötchenhälften in den Toaster, wird es noch weniger kalkulierbar. Die optischen Sensoren kommen mit solchen dunkleren Materialien schlechter klar. Vollkorntoast etwa wies oft keine großen Unterschiede im Bräunungsgrad beider Schlitze auf, auch wenn wir deutlich unterschiedliche Einstellungen gewählt hatten.

Fazit: teure Spielerei

Braucht man einen knapp 340 Euro teuren Toaster mit Touchscreen? Nein, natürlich nicht. Ist der Toasty One trotzdem faszinierend, obwohl man ihm nicht einmal guten Gewissens das Etikett „smart” verpassen kann? Ja, irgendwie schon. Er bringt Technikflair in eine Ecke des Hauses, von der man das nicht erwartet, und toastet auch gar nicht schlecht. Zwei Scheiben unterschiedlich stark rösten, aber beide zur gleichen Zeit auf den Teller legen, das ist angenehm. Die Favoriten sind für Haushalte mit mehreren Toastessern praktisch, die Bedienung per Touchscreen klappt problemlos. Unter dem Strich bleibt der Toasty One trotzdem eine sehr teure Spielerei. (sht@ct.de)

Tineco Toasty One
Smarter Toaster
Hersteller, URL Tineco, de-store.tineco.com
Abmessungen (H × B × T) / Gewicht 200 mm × 200 mm × 320 mm / 2,86 kg
Displaydiagonale / Helligkeit / Technik 4 Zoll / 275 cd/m2 / LCD
Konnektivität
Länge Netzkabel 80 cm
max. Leistungsaufnahme 1200 W
Preis 339 Euro