Mehrzweck-Zentrale
Smart-Home-System Gigaset Elements im Test
Dank frischer Komponenten und neuer Software kann man mit dem Elements-System von Gigaset nun auch Energie sparen oder alleinstehende Senioren überwachen. Doch bei der Anbindung ans smarte Heim ist noch Luft nach oben.
Als Gigaset das Elements-System vor rund sechs Jahren vorstellte, war es in erster Linie als Einbruchschutz gedacht. In unserem Test von sechs smarten Alarmanlagen (c’t 3/2017, S. 90) fiel es durch die gute Bedienbarkeit positiv auf, allerdings war die Auswahl an Komponenten mager.
Das hat sich geändert. Zu Standardkomponenten wie Bewegungsmelder, Fenster-/Türsensor, Sirene und Feuermelder sind unterschiedliche Kameras, ein Zwischenstecker mit Messfunktion, Heizungsthermostate und jüngst eine Türklingelkamera gekommen. Gigaset bewirbt das System nun als vollwertige Smart-Home-Lösung. Grund genug für uns, einen zweiten Blick zu riskieren.
Auffällig ist die große Zahl unterschiedlicher Starter-Kits, die Gigaset im Angebot hat. Dem Trend zum Energiesparen folgend gibt es neben den Alarm-Kits inzwischen auch Sets, die Thermostate enthalten. Mit „Gigaset smart care+Phone“ adressiert das Unternehmen zudem gezielt alleinstehende Senioren. Das Set enthält ein DECT-Telefon mit Notfalltaste, über ein zusätzliches Abo (Gigaset care tarif, ab 7 Euro monatlich) erfahren entfernt lebende Angehörige, ob alles in Ordnung ist. Dazu später mehr.
Für unseren Test nutzten wir das Gigaset Alarmsystem L (400 Euro), ergänzt durch ein Heizungsthermostat (60 Euro), die Outdoor Camera (200 Euro) und die Smart Doorbell One X (170 Euro).
Einrichtung
Herz des Systems ist die seit dem Start unveränderte Gigaset Base. Per Ethernet verbindet sie sich mit dem Heimnetz und kann bis zu 48 Funkkomponenten über den Funkstandard DECT Ultra Low Energy (ULE) anbinden. Zusätzliche Funkprotokolle bietet sie nicht und auch auf WLAN muss man verzichten.
„Ultra Low“ bei DECT ist im Vergleich zu anderen Funkstandards in Bezug auf den Energiehunger der Komponenten ziemlich irreführend. Fast alle batteriebetriebenen Elements-Erweiterungen sind mit einer kostspieligen Lithiumbatterie (CR123A) ausgestattet. Lediglich die Thermostate arbeiten mit handelsüblichen AA-Batterien und ließen sich im Test sogar mit Akkus betreiben (Eneloop Pro).
Vor dem Anlernen der Komponenten steht die obligatorische Anmeldung in der Gigaset-Cloud. Die für iOS und Android kostenlos erhältliche Elements-App führt Schritt für Schritt durch den Prozess. Danach fügt man die einzelnen DECT-Komponenten hinzu. Auch dabei hilft ein Assistent auf dem Smartphone, oder man verbindet die Geräte durch Drücken der Kopplungstaste auf der Zentrale und dem jeweiligen Sensor oder Modul.
Die Kameras sowie die Türklingel „Doorbell“ fallen aus dem Rahmen. Sie werden per WLAN, bei der Außenkamera „Outdoor Camera“ auf Wunsch alternativ per Ethernet ins Netzwerk integriert. Die Elements-App zapft sie über die IP-Anbindung an und ermöglicht eine bequeme Konfiguration per Smartphone.
Die App selbst hat sich seit unserem ersten Test wenig verändert. Der Alarmaspekt steht noch klar im Vordergrund. Ein denglisch anmutendes „All is good“ scheint einem entgegen, wenn kein Alarm anliegt und alle Komponenten online sind. Im oberen Bereich kann man das System per Knopfdruck scharf schalten und in den Anwesenheits- oder Nachtmodus versetzen. Über die Anwesenheitserkennung der App lässt sich der Modus automatisch setzen. Wenn mehrere Bewohner zum Haushalt zählen, sorgen solche Automatismen erfahrungsgemäß für häufige Fehlalarme. Ein zusätzlicher individueller Modus sorgt für mehr Flexibilität. Darin lässt sich frei wählen, welche Sensoren als Trigger für einen Alarm dienen. Aktiviert man die Option „Privatsphäre“, werden keine Ereignisse aufgezeichnet.
Die einzelnen Elements-Komponenten unterscheiden sich in ihren Funktionen kaum von Standardprodukten der Konkurrenz. Die Öffnungssensoren für Fenster oder Türen (je 40 Euro) stechen heraus, da sie statt mit Magnetrelais mit je einem Bewegungssensor arbeiten. Der sonst übliche Dauermagnet als Pendant zum Sensor entfällt, allerdings machen die Sensoren schon wegen des Lithium-Böllers im Innern keinen schlanken Fuß. Der Fenstersensor kann auch die Kippstellung von normalem Öffnen unterscheiden. Für 20 Euro mehr gibt es einen Universalsensor, der mit Bewegungssensorik und einem optional einsetzbaren Dauermagnet für klassischen Relaiskontakt ausgeliefert wird.
In der Geräteliste unter dem Eintrag „Elements“ finden sich Verknüpfungsmöglichkeiten zu weiteren Systemen. Elements arbeitet zusammen mit Google Home, Alexa, Philips Hue und der Smart-Home-Plattform Home Connect. Hier steckt die Tücke im Detail, denn Gigaset unterstützt jeweils nur Teile des Systems. So tauchten in der Alexa-App nach der Aktivierung des Elements-Skills gerade mal drei Komponenten auf: Smart Doorbell, der Zwischenstecker und das Thermostat. Davon lieferte nur die Türklingel einen Trigger für eigene Routinen in Alexa. In Googles Home-App erscheint zusätzlich die Elements Base, die man über Automatisierungen in einen anderen Modus versetzen kann. So lassen sich etwa alle Innenkameras per Sprache deaktivieren, wenn man sich daheim befindet. Eine Steuerung über ein API oder direkt über REST-Befehle ist nicht vorgesehen.
Wer ein Hue-System besitzt, kann dessen Bridge ebenfalls anmelden. Alle verknüpften Lampen lassen sich dann mit der Elements-App ein- und ausschalten. Auch ein per WLAN angebundenes Nuki-Schloss fügt sich ins System ein und erscheint als weiteres Element in der Geräteliste.
Für eigene Smart-Home-Spielereien bleibt wegen der mageren Anbindung an externe Instanzen nur die Elements-App des Herstellers übrig. Über den Menüpunkt „Regeln“ gelangt man auf eine Seite, die recht übersichtlich auflistet, was mit welchem Trigger möglich ist. Der Button etwa löst mit kurzem, langem oder doppeltem Klick eine Aktion im Zwischenstecker, aktiviert die Sirene oder schaltet eine Hue-Lampe.
Regeln lassen sich nur in engen Grenzen setzen und beschränken sich auf Standardabläufe wie „Thermostat zu, wenn Fenster gekippt“. Komplexere Wenn-Dann-Verknüpfungen mit mehreren Variablen sind nicht vorgesehen.
Vorbildlich ist die Übersicht der zubuchbaren Services in der App. Grundsätzlich kann man Gigaset Elements kostenlos nutzen. Videoaufzeichnungen in der Cloud müssen dann aber manuell angestoßen werden und sind auf 30 Sekunden beschränkt. Wer mehr will – längere Videos und/oder automatische Mitschnitte –, muss das passende Abo wählen. Abos sind für den Videobereich übersichtlich in Indoor- und Outdoorangebote geteilt, die Kosten reichen von 10 Euro bis 50 Euro pro Jahr.
Neu hinzugekommen ist die Kooperation mit StadtRitter. Das Unternehmen ist auf Objektschutz spezialisiert und bietet eine 24/7-Fernüberwachung der Anlage für 20 Euro monatlich. Im Premium-Tarif für 40 Euro steht Interventionspersonal bereit, das im Falle eines Alarms – gegen Übernahme der Kosten – vor Ort nach dem Rechten sieht.
Senioren-Alarm
Gigaset hat spezielle Festnetztelefone und Smartphones für Senioren im Angebot, auch das Elements-System gibt es in einer Smart-Care-Version. Die Hardware ist dabei identisch, man nutzt statt der Elements-App das für iOS und Android erhältliche „smart care“. Ergänzt werden die Sets durch ein seniorengerechtes Gigaset-Telefon oder die DECT-Zentrale One Box. Insgesamt geht es jedoch weniger um ein seniorenfreundliches Smart Home, sondern mehr um die Überwachung von außen.
Die Smart-Care-Kits richten sich an Angehörige, die aus der Ferne alles im Blick halten wollen. Smart Care führt auf dem Smartphone zunächst wie die Elements-App durch die Systemeinrichtung. Die anschließend überwachten Aktivitäten und Alarmszenarien unterscheiden sich allerdings deutlich: Der Button etwa lässt sich als SOS-Taster konfigurieren; vorgefertigte Routinen überprüfen, ob die Nachtruhe eingehalten wird oder die Person im Fokus zu lange im Bett bleibt. Aktivitäten in Küche oder Bad lassen sich verfolgen, um den normalen Tagesablauf zu dokumentieren. Bei Abweichungen kann man sich vom System benachrichtigen oder anrufen lassen.
Ob das immer sinnvoll ist, lässt sich schwer prüfen. In jedem Fall darf man ein solches System nur mit Einverständnis des jeweiligen Seniors installieren. Ein Notfallknopf neben dem Bett und am Festnetztelefon geben zwar ein gutes Gefühl, aber wer mag schon jeden ungeplanten Toilettengang als Push-Nachricht auf dem Smartphone der Angehörigen wissen? Gigaset scheint zur Analyse in der Cloud keine KI einzusetzen, in Onlinebewertungen empfinden viele Angehörige das System als zu starr, da man für den erwarteten Tagesablauf feste Zeitzonen einpflegen muss.
Fazit
Für ein Alarmsystem ist Gigaset Elements nicht besonders teuer und DECT-ULE als Funkstandard sorgt eher für ein Plus an Sicherheit: Der Standard ist so wenig verbreitet, dass Hacker ihn links liegen lassen. Dafür muss man ein paar Euro mehr für die Lithiumbatterien investieren.
Als Smart-Home-Zentrale macht die Base keine gute Figur. Zu wenig unterstützte Funkstandards, kein WLAN und die angebotenen Komponenten sind – für den Smart-Home-Bereich – vergleichsweise teuer. Per App lässt sich Elements zwar intuitiv steuern, bietet allerdings nur wenige Möglichkeiten zur Automatisierung. Smart-Home-Systeme mit Cloudzwang gibt es woanders billiger und mit höherem Öffnungsgrad hin zu IFTTT oder dokumentiertem API.
Immerhin: Es ist positiv, dass ein Hersteller ein System hegt und pflegt. Gigaset Elements wurde kontinuierlich erweitert, Firmware-Updates trudeln auch für ältere Komponenten ein. Mit speziellen Startpaketen fürs Energiesparen oder das Monitoring von Senioren ist es außerdem für neue Szenarien nutzbar. (sha@ct.de)
Gigaset Elements Alarmsystem L | |
Smart-Home-System | |
Hersteller | Gigaset, gigaset.com |
Komponenten | Elements Base, Türsensor, 2 Fenstersensoren, Bewegungsmelder, Kamera, Sirene |
Kommunikation | DECT-ULE |
Anschlüsse Base | Ethernet |
Standby-Verbrauch | 2 W (Elements Base) |
Smart Home | teilweise (s. Text): Google Home, Alexa, HomeConnect |
Preis | 400 € |