Vor 10 Jahren: Das Internet der Dinge funkt
Wer heute eine Tageszeitung aufschlägt oder anklickt, wird sie schnell finden, die Artikel über das Internet der Dinge, das unseren Alltag verändern wird. Neben für die Hausautomation werbenden Artikeln und jubelnden Visionen von den Smart Cities der Zukunft finden sich bereits lebenspraktische Tipps.
Nein, das haben wir uns nicht ausgedacht: Wie sicher die Bluetooth-Kopplung mit dem Dildo ist, war in der Tat schon Thema eines Ratgeberartikels. Ergänzt wird die Einübung in die nächste Stufe der Vernetzung durch das kritische Feuilleton, das über den Internetanschluss der Barbie-Puppe schlimme Dinge visioniert, mit Eltern als Proto-Überwachern ihrer Kinder. Andere Ergänzungen: begeisterte Berichte von der IFA in Berlin, wo Menschen sich am Stand von Kaspersky Labs „chippen“ lassen können, um Teil des Internets der Dinge zu werden, indem der Chip in der Daumenfalte „intelligente Türen“ zum Öffnen überredet.
Dabei ist das Internet der Dinge nicht neu. Der Begriff wurde bereits in iX 3/2006 verwendet, in der die „Aufbruchstimmung“ geschildert wird, die seinerzeit Handel und Logistik beflügelte. Damals bekam die CeBIT ihren ersten RFID „Solution Park“, komplett mit einer „Future Mall“ als Einkaufszentrum mit „intelligenten“ digitalen Einkaufsberatern, einer „Leisure World“ mit intelligenten Kühlschränken und Waschmaschinen – und Protesten der Bürgerrechtler von FoeBuD (heute Digitalcourage). Die zogen mit einem riesigen schwebenden RFID-Warnzeichen durch die Halle 6 und warnten vor den „Schnüffelchips“. Der iX-Bericht schilderte, wie das „viel zitierte Internet der Dinge“ vor allem im Automobilbau die Logistik verändert hatte, und gab sich optimistisch wie die CeBIT-Ausstellung. In „5 bis 10 Jahren“ werde dank der RFID-Transponder auf allen Waren der „Online-Produktabruf“ für alle Dinge verfügbar sein, zudem werde an der Kasse der Warenkorb in einem Rutsch erfasst und abgerechnet.