iX 4/2017
S. 136
Medien
App-Infos
Aufmacherbild

Plattformwechsel – von iOS nach Android

Umzugspläne

Geht es um Plattformen welcher Couleur auch immer, scheiden sich die Geister. Dennoch kommt es vor, dass jemand von der einen auf die andere umzieht. Und natürlich sollen die Apps mit.

In der Regel beschäftigt sich diese Rubrik mit einem fachlichen Thema und stellt Apps für die gängigen Mobilplattformen vor, die aus dem einen oder anderen Grund interessant erscheinen – beispielsweise Spiele, Apps für Fotografen oder solche für einen bestimmten wissenschaftlichen Bereich.

Dieser Artikel hat einen anderen Fokus. Heute geht es um den Umstieg von iOS auf Android, und die Mehrzahl der hier vorgestellten Apps sind daher Android-Apps. Die Idee hierfür hat ihren Ursprung in den eigenen Erfahrungen des Autors während dieses Umstiegs.

Im konkreten Fall werden bereits seit Jahren iOS- und Android-Geräte parallel betrieben, wobei iPhones das im Alltag vornehmlich genutzte Gerät sind. Das Erscheinen des Google Pixel im Herbst 2016 und die gefühlte Stagnation von Apples iPhone 7 waren der Anlass für die Anschaffung eines neuen Android-Geräts und den Umstieg auf das Pixel als Haupttelefon.

Mitnahme nicht möglich

Ein Umstieg von iOS auf Android hört sich zunächst einfach an, erweist sich aber in der Praxis in einigen Details als Herausforderung. Hinsichtlich der reinen Telefonie- und SMS-Funktionen ist der Wechsel noch unproblematisch. Geht man aber über SMS hinaus, so stellt der neue Android-Nutzer fest, dass er Apples „iMessage“ natürlich nicht auf das Pixel oder ein anderes Android-Gerät mitnehmen kann.

Auf den ersten Blick kein Problem, schließlich gibt es ja plattformübergreifende Messaging-Lösungen wie „WhatsApp“, „Facebook Messenger“ und viele ähnliche Dienste. Die Frage ist allerdings: Nutzen Freunde, Bekannte und andere Kontakte einen dieser Messenger? Es ist auf jeden Fall empfehlenswert, Apples iMessage-Servern mitzuteilen, dass sie die eigene Telefonnummer nicht mehr für iMessage nutzen sollen. Das bewirkt, dass andere iOS-Nutzer bei Nachrichten an die Telefonnummer diese entweder automatisch als SMS schicken oder wenigstens eine eindeutige Meldung erhalten, dass iMessage die Nummer nicht mehr unterstützt.

Schaut man sich im Android- und damit zu einem guten Teil auch im Google-Ökosystem um, stellt man fest, dass Google „Allo“ und „Duo“ als Äquivalente zu Apples „iMessage“ und „Facetime“ positioniert. Zudem gibt es beide Apps auch auf iOS. Was liegt da näher, als darauf umzusteigen?

Leider ist auch das nicht völlig problemlos möglich, denn die Installationen der Apps sind an eine Telefonnummer gebunden und lassen sich wie die meisten Messenger nicht gleichzeitig auf mehreren Geräten betreiben. Erstaunlich, iMessage kann das seit Jahren ohne Schwierigkeiten im Apple-Ökosystem.

Beim Allo-Wechsel zwischen Geräten werden beispielsweise auch die Chat-Historien nicht übernommen, sodass man auf einem neuen Handy oder Tablet immer wieder von vorn anfangen muss. Was Allo allerdings sehr gut löst, ist die Integration von „Google Assistant“ (zumindest in englischsprachigen Ländern) – sofern man sich auf Google innerhalb seiner individuellen Chats einlassen möchte.

Apps für gängige Social-Media-Plattformen oder andere häufig genutzte Dienste wie Facebook, Twitter, Evernote, Gmail oder andere existieren meist in einer äquivalenten Version für iOS und Android und sind daher eher unproblematisch. Vor allem die „Gmail“-App ist hier als interessantes Beispiel zu nennen, denn sie wurde erst vor Kurzem in einer neuen iOS-Version veröffentlicht und ist deutlich im Stil von Material Design gehalten.

Wer eine dienstunabhängige E-Mail-App für Android sucht, sollte sich das kostenlose „K-9 Mail“ anschauen. Dabei handelt es sich um eine als Open-Source-Projekt entwickelte App, die mit mehreren Accounts und verschiedenen Protokollen umgehen kann. Über Erweiterungen lässt sich sogar Unterstützung für PGP nachrüsten.

Optisch ist die App eher schlicht gehalten. Sie gewinnt sicherlich keinen Designpreis, ist aber dafür quelloffen und reich an Features. Im Play Store findet man darüber hinaus schnell kostenlose und schön gestaltete E-Mail-Apps für eine Vielzahl von Diensten oder Protokollen. An dieser Stelle sollte man sich aber fragen, ob man zum Beispiel einem kostenlosen Gmail- oder Outlook-Client eines unbekannten Drittanbieters seine Login-Daten anvertrauen möchte.

Immer gut verbunden bleiben

Der Autor ist ein regelmäßiger Hörer verschiedener Podcasts. Auf iOS-Geräten wird eine gut funktionierende Podcast-App mitgeliefert, die man bei Bedarf mit iTunes auf einem Rechner lokal synchronisieren kann. Die hierbei gemachten Erfahrungen sind gemischt. In vielen Fällen funktioniert die Verbindung gut, kommt aber sehr leicht aus dem Tritt, wenn man mehrere iOS-Geräte oder ein AppleTV in das Abgleichprogramm aufnimmt.

Android-Geräte kommen in der Regel ohne Podcast-App. Die mit Abstand beste Lösung in diesem Fall ist „Pocket Casts“. Die App kostet zwar 2,99 Euro, bietet dafür aber ein klares und optisch ansprechendes Layout im Material-Design-Stil, und die Suche nach den gewünschten Podcasts erlaubte den Umstieg ohne Probleme. Pocket Casts bietet viele Einstellungsmöglichkeiten, die die iOS-Podcast-App nicht hat, zum Beispiel wie viele Sekunden ein Sprung nach vorne oder zurück gehen soll.

Pocket Casts erlaubt das Synchronisieren der Podcasts und des Abspielstatus über einen eigenen Onlinedienst, für den man sich aus der App heraus kostenlos registrieren kann. Wem die mit iOS gelieferte Podcast-App nicht genügt, der kann Pocket Casts auch zum Preis von 3,99 Euro für iOS erwerben und dann seine Podcasts zwischen iOS und Android abgleichen.

Natürlich möchte man nicht auf lieb gewordene Musik verzichten. Nutzt man hauptsächlich einen der verfügbaren Streaming-Dienste, gestaltet sich die Migration von iOS zu Android oft schmerzfrei. Sogar „Apple Music“ ist heutzutage auf der Konkurrenzplattform erhältlich.

Leider stellt sich die Situation im Fall des Autors komplizierter dar. Er nutzt zwar Spotify (mit einem kostenlosen Account), um gelegentlich neue Musik zu entdecken, eine nahezu 15 Jahre alte und gut gepflegte lokale iTunes-Bibliothek im Stich zu lassen, ist dann aber doch keine Option. Dazu kommt, dass sie in der häuslichen Mac-Umgebung häufig genutzt wird.

Nicht überraschend gibt es eine Vielzahl von Lösungen im Play Store. Die meisten davon funktionieren allerdings eher schlecht als recht. Nach vielen Versuchen hat sich „iSyncr“ als das mit Abstand am stabilsten arbeitende Produkt herausgestellt. Die App gibt es in einer kostenlosen Lite-Version und als Vollversion zum Preis von 3,99 Euro. Die Lite-Version ist auf das Synchronisieren einer iTunes-Playlist mit 100 Liedern beschränkt und bietet sich daher gut zum Ausprobieren und Experimentieren an.

Synchronisierung über Desktop-Client

Die Verwendung von iSyncr erfordert die Installation und den Betrieb eines Desktop-Clients zur Synchronisierung, den der Hersteller JRT Studio kostenlos für Windows und macOS zur Verfügung stellt. Es sei angemerkt, dass der Autor nur die Mac-Version ausprobiert hat, die gute Dienste geleistet hat. Der technische Hintergrund: Der Desktop-Client von iSyncr startet einen Server-Prozess auf dem Rechner, der den Zugriff auf die iTunes-Bibliothek erlaubt. Dieser Prozess ermöglicht dann der iSyncr-App auf dem Android-Gerät die Synchronisation mit iTunes über Wi-Fi oder eine USB-Verbindung. Wer nur gelegentlich synchronisieren möchte, sollte auch im lokalen Wi-Fi darauf achten, dass die Desktop-App nur läuft, wenn man sie wirklich benötigt.

Nach dem Abgleich tauchen die synchronisierten Playlisten in der Music-App von Google Play auf. Bei erstmaliger Benutzung der App muss man ihr noch mitteilen, dass man nicht am Google-Play-Onlinedienst interessiert ist, danach funktioniert sie als einfaches Abspielgerät. Android hat darüber hinaus eine Vielzahl von Musik-Playern zu bieten. Wer ein gutes Zusammenspiel mit iSyncr möchte, dem sei „Rocket Player“ vom gleichen Hersteller empfohlen. Die App ist kostenlos und bietet regelmäßig das Freischalten von Extrafunktionen gegen Ads oder als In-App-Kauf an.

Je nach Android-Zielgerät mag dieses bereits mit einer App zum Abspielen von Videos kommen oder die Foto-App nutzen. Wer einen guten (oder alternativen) Video-Player für Android sucht, dem sei ein Blick in die App-Infos der iX 2/2015 als Grundlage empfohlen. VLC für Android hat allerdings eine neue URL im Play Store und dürfte heute eine der besten Android-Apps für diesen Zweck sein. (ka)