iX 5/2020
S. 6
Leserbriefe
Mai 2020

Leserbriefe Mai 2020

Barrel Overflow Exception

(Replik zum Leserbrief von Lars Rohwedder in iX 4/2020 zu C++-Tricks; Speicherlecks finden; iX 3/2020, S. 132)

So, so, man soll also kein new/delete in die Hand nehmen? Dem normativen Understatement muss ich offen widersprechen. Kompetente Softwarearchitekten können auf dem Konzertflügel C++ auch längere Konzerte geben. Smart Pointer haben hier und da ihren Nutzen. Wer aber den Gebrauch von nackten Zeigern, new und delete, hartnäckig als obsolet erklären will, gerät schnell in den Verdacht, seine persönlichen Grenzen hinter globalgalaktischen Regeln zu verstecken.

Vor 40 Jahren gab es einige Hundert Programmierer im Lande. Im Zeitalter geschwätziger Kühlschränke werden über x00000 benötigt, in höchster Qualifikation für Tausende Spezialstrecken. Allzu viele Informatiker landen ohne hinreichende Qualifikation und Kompetenz in komplexen Projekten, durch Spitzengehälter verführt, aber doch vorwiegend überfordert. Da kann sich aus eigenem ­Zeigerzittern schnell eine Abwehrideo­logie entwickeln, die Python/JS/QML zum Stand der Kunst, Gebrauchsmuster zu Lehrbuchregeln erklärt und so weiter.

Leider erfordern die Geländersprachen nicht weniger Kompetenz, gerade bei komplexen Projekten mit agiler bis hektischer Auftragsumgebung. Der Einstieg ist kuschelig, der Projektalltag schnell Spießrutenlaufen. Lernsprachen sind keine Produktionssprachen, aus gutem Grund. Kein Tool, keine Schnell-und-einfach-Sprache kann Expertenkompetenz ersetzen. Statt Beschränkungsideologie hilft hier nur ­Erfahrung und Weiterbildung.

Lothar Köster, Berlin, via E-Mail

Keine Unabhängigkeit

(Digitale Souveränität; Gaia-X soll eine rechtskonforme europäische Cloud werden; iX 4/2020, S. 84) 

Beim Lesen des Artikels zu Gaia-X bin ich einigermaßen erschrocken, dass man mit AWS, Google und Microsoft ko­operiert, um Gaia-X zu bauen. Hier die Gründe: Natürlich wollen die drei US-Cloud-­Giganten mitmachen, denn hier gibt es europäisches Steuergeld in Hülle und Fülle. Auf Steuergeld passt keiner so richtig auf, also ist es leicht verdient. Natürlich wollen die drei möglichst tief in Gaia-X integriert sein, denn wäre das Projekt wirklich vollständig unabhängig von ihnen, drohte ein „Airbus der IT“ – das gilt es natürlich zu verhindern.

Ich kann die Argumente für die Teilnahme in vielerlei Hinsicht nicht teilen. Man muss das Rad nicht neu erfinden, wenn man auf sie verzichtet. Für viele Anwendungsfälle (IaaS, PaaS, SaaS) gibt es Open-Source-Projekte, die man nutzen kann. Natürlich kommt man damit lange nicht an die Big Three heran. Aber ist das der Anspruch? Gaia-X mag vielleicht funktional schwächer ausfallen als die Dienste der großen drei, aber sie könnte Vorteile bieten: Datenschutz, Respekt vor Freiheitsrechten und Offenheit. Diese Werte werden immer wichtiger, werden auch von potenziellen Kunden höher geschätzt und überwiegen unter Umständen bei der Entscheidung für Gaia-X.

Außerdem hat man am Beispiel Huawei gesehen, wie ein US-Präsident einem ganzen Unternehmen das Wasser abgraben kann. Wollen wir uns wirklich auf das Wohlwollen der kommenden US-Präsidenten verlassen? Wenn die Big Three in Gaia-X integriert werden und das Projekt ein Erfolg werden sollte, ist abzusehen, dass ein nicht wohlwollender US-Präsident es sofort beenden könnte.

So sehr ich die Idee einer europäischen Cloud befürworte, so sehr bin ich skeptisch, ob sich die angestrebte Unabhängigkeit erreichen lässt, wenn man bei der Entwicklung von Gaia-X mit US-Firmen kooperiert.

AndraBenJosefa via iX-Forum

Klemmende IT

(Editorial; Linux ist schuld? iX 4/2017, S. 3. – Dieser Leserbrief erreichte uns tatsächlich erst kürzlich.) 

Vielen Dank für Ihren zutreffenden Kommentar. Insbesondere auch die Einführung von Linux als politische Entscheidung zu bezeichnen, ist zutreffend. Als unmittelbar betroffener Münchner kann ich ein Liedchen von der „klemmenden“ IT singen. Da scheint der Linux-Spirit mit Bastel- und Wurschtelclub verwechselt worden zu sein, ohne erkennbares Prozess- und Qualitätsmanagement. Allerdings stört mich, dass bei der Diskussion um Open Source im öffentlichen Bereich zwei Dinge immer ausgeblendet werden:

1. Wenn die notwendigen IT-Entwicklungskapazitäten nicht bezahlt werden (beziehungsweise bezahlt werden können, da Tarif des öffentlichen Dienstes, Ausschreibungen …), besteht keine Chance, ein solches System tatsächlich wirtschaftlicher zu betreiben, als Software von der Stange. Dazu kommen die fehlenden Skalen­effekte, die in unserem föderalistischen System nie ausgeschöpft werden können, da jeder sein eigenes Süppchen kocht.

2. Es gibt weite Teile in der IT, die auf Windows aufgrund der Anwendungssoftware angewiesen sind. Die Parallelinfrastruktur und Administration ist ja auch nicht umsonst.

Dass die Open-Source-Community diese Aspekte stets verschweigt oder nicht gegenrechnet, finde ich unaufrichtig.

A. Lazaridis via E-Mail

Ergänzungen und Berichtigungen

Rezensionen; Rechtshandbuch Cyber-Security; iX 4/2020, S. 149

Das Buch kostet 98 €, nicht 89 € wie im Artikel angegeben.

Digitale Souveränität; Gaia-X soll eine rechtskonforme europäische Cloud werden; iX 4/2020, S. 84

Leider ist uns in Ausgabe 4/2020 ein ärgerlicher Fehler unterlaufen. Auf Seite 85 ist die Bildunterschrift zu Abbildung 1 falsch, und auch die Zitate von Acatech im Fließtext auf Seite 84 wurden einer falschen Person zugewiesen. Das Interview wurde mit Herrn Karl-Heinz Streibich, Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, geführt, nicht mit Herrn Frowein, dem Pressesprecher von Acatech. Auch die Abbildung zeigt Herrn Streibich. Wir bitten unsere Leser wie auch die Herren Streibich und Frowein um Entschuldigung.

Karl-Heinz Streibich, Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften

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