iX 8/2020
S. 56
Titel
Softwareentwicklung

Ethik in der Softwareentwicklung: Wann, wer und wie?

Ethisch programmieren

Stefan Brandenburg, Markus Feufel

Software spielt in immer mehr Bereichen unseres Alltags eine immer größere Rolle. Für Softwareentwickler und -entwicklerinnen bedeutet das viel Macht – und eine Menge Verantwortung.

Bereits seit einigen Jahren wächst die Bedeutung ethischer Aspekte bei der Entwicklung von Software und digitalen Services. Aktuelle Trends wie Ubiquitous Computing, künstliche Intelligenz, autonome und automatisierte Assistenzsysteme und Big Data führen in sehr kurzer Zeit zu ganz neuen und oft unerwarteten ethischen Herausforderungen. Im Gegensatz zu den technischen Herausforderungen und Möglichkeiten digitaler Innovationen werden deren Auswirkungen auf Nutzer*innen und die Gesellschaft bisher kaum oder erst dann diskutiert, wenn der öffentliche Druck steigt (ein Beispiel ist die Datenschutzproblematik der Corona-­Warn-App).

Dabei werden die Möglichkeiten, mithilfe scheinbar zusammenhangsloser Nutzerdaten Verhalten individuell vorherzusagen und zu beeinflussen, oft unterschätzt. So genügen nach vier Interneteinkäufen mit Kreditkarte wenige Metadaten wie Ort und Zeit des Einkaufs sowie Kaufsumme, um die Identität des Käufers oder der Käuferin in eigentlich anonymisierten Datensätzen mit 90-prozentiger Wahrschein­lichkeit zu bestimmen. Aus dem Muster aktivierter Bewegungsmelder in einem Gebäude kann in ähnlicher Weise zurückverfolgt werden, wer wie oft auf die Toilette geht und ob er oder sie sich danach die Hände wäscht.

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