iX 9/2020
S. 120
Wissen
Mobilfunknetze

Kurz erklärt: Open RAN

Endlich offen

Uwe Schulze

Herstellerunabhängige Schnittstellen, Interoperabilität und Virtualisierung sind in IP-Netzen längst üblich. Nicht so im Mobilfunk. Mit Open RAN soll sich das ändern.

Der Markt für Mobilfunkausrüstung ist ein besonderer: Telekommunikationsprovider, die nicht auf den chinesischen Anbieter Huawei setzen wollen oder dürfen (in einigen Staaten gibt es bereits entsprechende Gesetze), haben nur die Wahl zwischen Ericsson und Nokia. Dass kein amerikanischer Hersteller auch nur Teile für die Schlüsseltechnik 5G produ­zieren kann, bewegt inzwischen die Politik und offenbart das Dilemma: Ein Einstieg ist nicht schrittweise möglich, weil Mobilfunknetze komplett von einem Anbieter geliefert werden und die Verbindungen zwischen den Komponenten noch immer proprietär sind. Neben fehlendem Wettbewerb schmerzt die Serviceprovider, dass mit jeder neue Mobilfunkgeneration die gesamte Technik für Milliardensummen ausgetauscht oder parallel aufgebaut werden muss.

Abhilfe will die Initiative Open RAN schaffen, die es sich zum Ziel gesetzt hat, offene Schnittstellen zwischen den einzelnen Komponenten zu definieren und Funktionen zunehmend in virtualisierter Software abzubilden (Software-defined Radio, SDR). Die Funk- und Signalverarbeitung im Mobilfunknetz – das Radio Access Network (RAN) – umfasst Basisstationen, Antennen und die Technik zur Kommunikation mit dem Kernnetz (Backhaul). Die zentralen Komponenten einer Basisstation sind die Funkeinheit (Radio Unit, RU) zum Senden und Empfangen der Signale und die Basisbandeinheit (Base­band Unit, BBU), die mit einem Backbone verbunden ist und die Daten digital verarbeitet.

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