Keine Zeit zum Ausruhen

Über den Kampf gegen die Klimakatastrophe wird in der IT viel geredet und geschrieben – nur getan wird auch hier viel zu wenig. Doch warum ist das so? Eine der Antworten, die gerade in der Informationstechnik erstaunen mag: Oft fehlt das notwendige Wissen. Das Wissen darüber, wie sich Software nachhaltiger und weniger ressourcenverschwenderisch gestalten lässt. Das Wissen darüber, wie sich die hinlänglich bekannten Energieverschwender wie Netzteile und Lüfter ersetzen oder reduzieren lassen. Das Wissen darüber, wie sich die RZ-Klimatisierung vom Klimakiller zum Wärmespender verwandeln lässt. Oder das Wissen, wie sich kritische oder umweltschädliche Stoffe ersetzen lassen.

Zu den oft fehlenden Handlungsstrategien gesellt sich die zunehmende Komplexität. Denn wer glaubt, technischer Fortschritt gehe automatisch mit dem Schließen von Wissenslücken einher, irrt: Lieferketten, wechselseitige Abhängigkeiten von Teilsystemen und Wirkungsweisen komplexer Softwaresysteme werden immer unüberschaubarer, Beschaffungsrisiken und die Folgen von Ausfällen immer unkalkulierbarer. Das führt vielerorts zu Überforderungen und Ratlosigkeit, die schnell in Handlungsunfähigkeit mündet.

Eine weitere Antwort auf das Warum hat gleich mehrere Teile. Der erste lautet: In der IT dreht sich alles um genau zwei Dinge: Kosten und Gewährleistungen, genannt SLAs. Was nichts anderes heißt als Geld und die Sorge, den eigenen Kopf hinhalten zu müssen. Und im Zweifelsfall sind geringere Investitionen jetzt wichtiger als spätere Einsparungen bei den Betriebs- und Folgekosten. Der zweite Teil: Den Status quo beizubehalten ist immer einfacher, als Änderungen herbeizuführen. Gewohnheiten, Bequemlichkeiten, mangelnde Courage und der fehlende Wille zur Eigeninitiative stehen Veränderungen am häufigsten im Weg – auch in der als innovativ geltenden IT-Branche.

Doch werden weder Klimakatastrophe, Umweltzerstörung noch Artensterben darauf Rücksicht nehmen und warten, bis Menschen ihre Bequemlichkeiten abgelegt haben. Handeln tut jetzt not – je länger wir abwarten, desto ungemütlicher wird die Zukunft. Deshalb will das Sonderheft nicht nur Wissen vermitteln und Antworten geben, sondern auch Anregungen zum Handeln.