Leserbriefe April 2022
Viele Fragen, keine Antworten
(Editorial: Wes Geistes KI? iX 3/2022, S. 3)
Inhaltlich möchte ich anmerken: Die Beschreibung der Lage ist korrekt, alle gestellten Fragen sind richtig. Aber kein Wort zur Therapie. Ist der Zeitgeist möglicherweise so verliebt in seine Spielzeuge, dass er laut pfeifend die Bäume zählt, um seine Blindheit für den Wald zu tarnen?
Reinhard Karger, via E-Mail
Kein echter Nachfolger für CentOS
(Linux: Welche Alternativen zu CentOS Admins haben; iX 3/2022, S. 66)
Mit Freude und Interesse habe ich wie jeden Monat durch meine iX geblättert, aber mich diesmal etwas gewundert. Schön: Ihr habt das Thema CentOS-Nachfolger aufgegriffen und einen recht großen Absatz SUSE und der Verwirrung rund um Liberty Linux gewidmet.
Unschön: dass euch, aber auch vielen anderen Redaktionen, bisher nicht aufgefallen zu sein scheint, dass es in der jetzigen Form einfach alter Wein in neuen Schläuchen ist. Bisher hieß das quasi identische Angebot „Expanded Support“. Dahinter steckte bereits seit geraumer Zeit, ich meine sogar schon bis RHEL6 zurück, das Bereitstellen von Updates, kompiliert aus den von Red Hat veröffentlichten source rpm, sowie Support-Dienstleistungen.
Somit ist das „neue“ Angebot von SUSE leider nicht nur kein eigenständiger Enterprise-Linux-Klon, sondern auch einfach nur ein neuer Marketing-Name.
Warum sich SLES in der Vergangenheit meiner persönlichen Meinung nach – neben dem Namen und wenig hilfreichen Informationen auf der Webseite – nicht gut bei Kunden hat platzieren lassen: Mit Preisen war man schon immer sehr, sehr zögerlich, selbst nach Wochen im persönlichen Dialog. Und man wird seitens SUSE nicht müde zu betonen, dass keinerlei Gewähr übernommen wird, dass mit dem Einsatz von ES auf bestehenden RHEL-Systemen nicht doch Red-Hat-Copyrights oder -Agreements, denen man im Rahmen einer früheren Subskription vielleicht zugestimmt hat, verletzt werden und rechtliche Konsequenzen drohen. Diese Haltung sorgt für massive Unsicherheiten bei potenziellen Kunden, die dann lieber ihre Red-Hat-Subskription weiter laufen lassen, um kein Risiko einzugehen.
Dominik Wombacher, via E-Mail
Keine Sorgen vorm Angriff
(Ransomware: Wie Ransomware-Angriffe heuteablaufen; iX 3/2022, S. 46)
Backup und richtige Dateiformate, da kann der Ransom-Russe ruhig kommen … ehrlich jetzt! Die Probleme lassen sich alle mit etwas Nachdenken beseitigen, die zum Teil etwas Arbeit erfordern, sich aber allemal lohnen.
Groupware mittels Open Exchange nur via Webbrowser, Kalender und Kontakte ebenso. Diese Systeme sind doppelt und dreifach gesichert, jede Mail wird im Hintergrund in eine indizierte PDF konvertiert und auf einem Write-Once-System gesichert. Kostet nur Speicher, aber der kostet nichts.
Wir haben sehr viele Word- und Excel-Dokumente. Wo es geht, nutzen wir LibreOffice, funktioniert prima. Mitarbeiter haben ein halbes Jahr gejammert, mittlerweile ist Ruhe. Jedes Dokument, das auf einem Share landet, wird ebenfalls in ein PDF überführt und entsprechend in ein Archiv gepackt.
Die Server laufen auf Proxmox in einem HA-Cluster und die VMs und Container werden jede Nacht via Proxmox-Backup-Server gesichert. Offsite sowieso auf einem zweiten Proxmox-Backup-Server, darüber hinaus jeden Tag einmal auf eine von fünf 14-TByte-Platten, die dann galvanisch getrennt werden und in einen Safe wandern. Die Backup-Server verifizieren die Daten und gestatten Zugriff auf einzelne Dateien aus der Backup-History.
Klare Trennung von OS und Anwender- beziehungsweise Nutzdaten. Falls es zu Vorfällen kommt, wird das System neu aufgesetzt und erst mal mit den archivierten PDF-Dateien gearbeitet, bis die Daten gecheckt sind. Das Netzwerk ist nach Abteilungen segmentiert. Unabhängige AD-Server: Sind mehr Aufwand, der lohnt sich aber. Bei den Firewalls macht PFSense seine Arbeit gut, repliziert gut und ist hochverfügbar. All das reicht für uns: Bis jetzt hat es einige Vorfälle gegeben, allesamt ohne ernste Folgen.
dumblederp, aus dem iX-Forum
Industrielle IT ohne Edge-Devices
(Industrielle IT: Das Designprinzip Local-First Cooperation bringt die IT in die Fabrikhalle; iX 3/2022, S. 102)
Wir brauchen noch nicht einmal Edge-Devices, weil Prozessoren und Speicher immer billiger werden – vor allem im Vergleich zu Datenbussen. Bandbreite zu erhöhen ist also teurer, als lokal zu rechnen! Mal abgesehen davon: Je mehr ich Daten von rechts nach links schiebe und durch Kommunikationsstacks und noch schön große Betriebssysteme jage, desto mehr Latenz und Jitter fange ich mir ein.
Daher muss ich dezentral und verteilt denken, aber immer lokal rechnen. Am besten direkt auf der Maschine (einfache Betriebssysteme, am besten Bare Metal mit State Machines, harte Echtzeit, schlank, schnell, kleiner Memory Footprint), zur Not auf der „zentralen“ Maschinen-SPS, aber sicher nicht im Edge-Device oder in der Cloud.
Das macht es nur teurer und technisch schlechter. Und auch vom gesamten Energieverbrauch dürften solche Ansätze schlechter sein.
D. Schneider, Lichtenwald
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