Mac & i 4/2016
S. 3
Editorial

Ein Herz für alte Hardware

Ich kenne Menschen in meiner Umgebung, die sind echte Hardcore-Fans von Android-Handys. Sie finden das neueste Samsung mit seinen abgerundeten Ecken sexy, lieben Xiaomis stylische Hardware oder streicheln gerne den glatten Metallrücken eines HTC. Warum, fragen sie mich gern, soll ich mir ein iPhone kaufen, wenn Android oft billiger geht?

Ich könnte vielschichtige Antworten geben. Etwa, dass Apple das moderne Smartphone erfunden hat und weiterhin vorantreibt. Oder die oft besseren Apps ins Felde führen. Oder das Thema Sicherheit.

Aber nein, ich treibe Android-Liebhabern mit einer Gegenfrage die Tränen in die Augen: Wie aktuell bitte ist das bei dir installierte Betriebssystem? Gar grauslich geraten dann die Antworten. In den seltensten Fällen, so verrät es sogar Googles hauseigene Statistik, läuft auf Androiden die neueste Software-Version. Im Gegenteil, auf den meisten Geräten ist sie uralt – inklusive Sicherheitslücken.

Wenn ich erzähle, wie lange Apple seine iOS-Geräte mit Software-Updates versorgt und wie schnell sie der gesamten Nutzerschaft bereitgestellt werden, ernte ich neidische Blicke.

Das ist auch bei iOS 10 wieder so (siehe Seite 16). Gut, bestimmte Modelle wie das iPad 3 oder das iPhone 4s werden nun nicht mehr unterstützt. Irgendwann muss nun mal Schluss sein, die Geräte sind immerhin vier beziehungsweise fünf Jahre alt. Von solchen Support-Zeiträumen träumen Android-Fans.

Man bekommt für ältere iOS-Geräte zwar zumeist nicht alle Funktionen. Und böse Zungen behaupten, Apple mache alte Hardware mit neuen Betriebssystemen langsamer, damit sich die Kundschaft zur Anschaffung aktueller Produkte genötigt sieht. Doch dafür gibt es keine Anhaltspunkte – Apple muss auf alter Hardware schlicht eine Balance finden.

Den Mac unterstützt Apple sogar noch länger. macOS Sierra (Seite 8) wird man auch auf einem iMac von Ende 2009 noch installieren können. Das ist mehr als lobenswert.

Ben Schwan

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