Mac & i 1/2017
S. 128
Report
Mac-Software-Markt
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Die große Pleite

Wie der Finanzdienstleister Kagi wichtige Mac-Software-Entwickler fast in den Abgrund gerissen hätte

Insbesondere kleinere Softwarefirmen sind darauf angewiesen, dass ihnen jemand die Kreditkartenabrechnungen abnimmt. Als im vergangenen Sommer der im Mac-Markt populäre Dienstleister Kagi in Konkurs ging, verschwanden Millionenbeträge im Nichts. Der Fall zeigt auch auf, welche Defizite Apple bei der Überstützung der Mac-Software-Szene aufweist.

Im Vertriebssystem unabhängiger Software-Firmen nahm der kalifornische Finanzdienstleister über zwei Jahrzehnte lang eine zentrale Rolle ein. In seinen besten Zeiten hatte Kagi über zehntausend Kunden unter Vertrag, darunter viele Anbieter von Mac-Software: Rund jeder zweite Kagi-Kunde kam nach Expertenschätzungen aus dem Mac-Lager, darunter so populäre Entwickler wie Peter N. Lewis von Stairways, Boinx Software und viele Shareware-Autoren. Kagi kümmerte sich um die Abwicklungen der Finanztransaktionen und verteilte die Seriennummern oder Lizenzierungsdateien an die Käufer der Programme.

Dass Kagi insbesondere unter den Anbietern von Mac-Software populär war, liegt auch in der Person des Firmengründers Kee Nethery begründet. Seit Ende der 80er-Jahre arbeitete Nethery, ein studierter Elektronik-Ingenieur, an verschiedenen Projekten bei Apple mit und war 1994 zum Produkt-Manager der Internet-Server-Sparte von Apple aufgestiegen. Im September 1994 gründete Nethery die Firma Kagi, da er damals bereits ahnte, dass Software nicht mehr lange in verschweißten Verpackungen auf CDs oder DVDs vertrieben werden würde.