Mac & i 3/2018
S. 3
Editorial

Mehr Qualität bitte!

Soso, Apple kauft also für hundert Milliarden Dollar eigene Aktien zurück. Und Warren Buffett darf sich mittlerweile drittgrößter Anteilseigener nennen. Das geht mir, offen gesagt, am Allerwertesten vorbei. Apple sitzt inzwischen auf so viel Geld, dass es zu den Ohren wieder herauskommt. 100 Milliarden mehr oder weniger – piepegal.

Ganz und gar nicht egal ist mir hingegen, dass bei meinem MacBook Pro mit Touch Bar seit einiger Zeit immer wieder Tasten klemmen. Das nervt bei einem so teuren Rechner kolossal. Klar, Apple tauscht die Tastatur, wenn ich lang genug nöle und bereit bin, während der Reparatur auf mein Notebook zu verzichten. Das leicht durchgebogene Gehäuse meiner Bluetooth-Tastatur mit Zehnerblock könnte ich ebenfalls tolerieren, stünde da nicht der stolze Preis von 150 Euro im Raum. Die Magic Mouse der ersten Generation raubt mir mit ständigen Verbindungsabbrüchen den letzten Nerv. Jaja, das lässt sich mit einer Visitenkarte zwischen Deckel und Batterien halbwegs in den Griff bekommen. Aber bei einer Luxusmaus für 80 Euro? Geht's noch?

Ich könnte mühelos weitere Pannen aufzählen, zum Beispiel die Sache mit den fleckigen Retina-Displays in MacBook Pros vor 2014. Und wie war das gleich mit dem iPhone 6s, das großflächig mit Akkus bestückt wurde, die vorschnell alterten? Das Vorzeige-Telefon iPhone X in nennenswerter Stückzahl mit einem Display-Fehler auszuliefern, zählt schließlich auch nicht zu den Sternstunden amerikanischer Ingenieurskunst.

Klar, das kann alles passieren, nobody is perfect. Aber bei einem Premiumhersteller wie Apple erwarte ich, dass neue Produkte von Anfang an richtig funktionieren und nicht erst nach einer Reparatur oder gar dem Neukauf einer verbesserten Version. Außerdem müssten die Kalifornier, wenn's schon in die Hose geht, zügig und unbürokratisch nachbessern.

Vielleicht sollte sich Tim Cook einmal mit Ikea in Verbindung setzen. Die Schweden prüfen ihre Möbel gnadenlos auf Strapazierfähigkeit, bevor sie auf den Markt kommen. Zugegeben, der Vergleich hinkt. Aber ich bin überzeugt: Eine intensivere Qualitätskontrolle stünde auch Apple gut zu Gesicht. Das kann so wahnsinnig schwer nicht sein. Hinreichend Geld für solche Maßnahmen hat das Unternehmen doch. Was wäre es toll, wenn nicht nur die Börse, sondern auch die Kunden wieder jubeln könnten.

Herzlich,

Kai Schwirzke

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