Mac & i 4/2018
S. 3
Editorial

Das Rad neu erfinden

Seit der Rückkehr von Steve Jobs zu Apple zieht sich das kleine „i“ durch die Produktlinie wie ein roter Faden. Auch bei den neuen Systemen legt Apple den Fokus wieder auf intelligente Funktionen, die den Wunsch des Anwenders ahnen. iOS 12 schlägt vor, Fotos mit Freunden zu teilen, die dieselbe Veranstaltung besucht haben. Mit Shortcuts kann man Verhaltensmuster automatisieren. Siri bietet Aktionen passend zu den Gewohnheiten des Nutzers an. Die Apps Aktivität, Health und Karten lernen kontinuierlich dazu (siehe Seite 32).

Doch scheint mir Apple einen blinden Fleck aufzuweisen: Die Karten-App kennt noch immer keine Radwege und versucht wieder und wieder, mich auf den Autobahnzubringer zu lotsen. Der Kalender ignoriert, dass ich seit Jahren mit dem Fahrrad unterwegs bin, und berechnet stupide Fahrzeiten fürs Auto. Das neue watchOS 5 startet automatisch eine neue Aktivität, wenn ich jogge oder schwimme – versucht es beim Radfahren aber gar nicht erst.

Dabei passt die pedalbetriebene Fortbewegung perfekt zu Apples Image: Umweltfreundlich, gesund und individuell bewegen wir Radler uns durch Stadt und Land. Auf dem Apple Park können sich Mitarbeiter tausende Fahrräder kostenlos leihen.

Warum also gibt es kein intelligentes Apple-Bike? Das wäre viel leichter und schneller zu bauen als das Auto, an dem die Ingenieure seit Jahren heimlich tüfteln.

Sensoren könnten den integrierten A12-Chip mit Daten füttern, damit er Federn und Bremsen dem Fahrstil anpasst. Das wasserfeste Display würde Routen abhängig von meinen Vorlieben per Augmented Reality ins Kamerabild einzeichnen. Abends, wenn ich hungrig nach Hause fahre, bekäme ich passend zu meinem Geschmack Einkaufsmöglichkeiten und Imbisse angezeigt. Natürlich wüsste das System, dass ich steigungs- und ampelarme Strecken bevorzuge. Andere Verkehrsteilnehmer bekämen von eingelassenen LEDs und dem Bluetooth-Helm blinkend signalisiert, wenn ich abbiegen möchte. Eine wartungsarme Automatikschaltung und GPS-gestützte Diebstahlsicherung wären Standard.

All das sind keineswegs Hirngespinste eines fahrradverrückten Technikredakteurs, sondern fertige Produkte, die man kaufen kann (vgl. Seite 64). Es müsste sie nur jemand sinnvoll kombinieren mit einem innovativ designten Fahrrad.

Tim Cook, wie wärs? Aus meiner Sicht wird es Zeit für: das iCycle®. Den Namen schenke ich Euch.

Immo Junghärtchen

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