Mac & i 5/2018
S. 3
Editorial

Sympathisches Understatement

Verglichen mit den vielen Superlativen bei der Vorstellung von iPhone XS & Co kam mir die Präsentation der neuen Uhr ungewohnt zurückhaltend vor. Dabei hätte Apple als Marktführer allen Grund zu jubeln.

Das Display der Series 4 haut mich glatt um. Es wirkt viel größer, als es die Maße vermuten lassen und zeigt ein sehr helles Bild mit knackigen Farben und Kontrasten (siehe Test auf Seite 26).

Die Hinweise auf Herzrhythmusstörungen können für Millionen Menschen eine unschätzbare Hilfe sein. Das Vorhofflimmern zählt in den Industriegesellschaften zu den Volkskrankheiten – mit steigender Verbreitung und hoher Dunkelziffer. Nur ein therapiertes Vorhofflimmern schützt vor den gefürchteten Folgen eines möglichen Schlaganfalls. Hoffentlich wird die erforderliche Genehmigung auch in Deutschland schnell erteilt.

Die neue Sturzerkennung könnte heute schon Leben retten. Die Watch kontaktiert selbsttätig den Notruf, falls sich der Träger nach einem harten Sturz nicht mehr rührt. Diese Funktion sollte man nicht unterschätzen: Durch Haushaltsunfälle sterben mehr Menschen als im Straßenverkehr. Für mich ist die Series 4 allein wegen der Gesundheits-Features das Apple-Produkt des Jahres.

Tim Cook hat nicht übertrieben: Die Watch ist wirklich das persönlichste und motivierendste Gerät, das seine Ingenieure je gebaut haben. Sie vereint Fitness-Trainer, Gesundheits- und Ernährungsberater, Kommunikator, Navi und Musik-DJ. Ihre Verwendung als digitale und sichere Geldbörse – endlich auch in Deutschland – setzt dem Ganzen das i-Tüpfelchen auf. All das bedingt, dass die persönlichen Daten in guten Händen sind. Ich vertraue Apple in dieser Hinsicht.

Das Unternehmen demonstriert wieder einmal, wie es tickt: Es denkt eine Uhr völlig neu und verschiebt dabei die Grenzen des technisch Machbaren. Ich bin gespannt, was als Nächstes kommt.

Thomas Kaltschmidt

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