Mac & i 6/2020
S. 3
Editorial

ARM in ARM

Kai Schwirzke

Tschüss Intel! Gleich drei neue Macs mit ARM-Prozessoren hat Apple auf der letzten und seit Langem spannendsten Keynote vorgestellt. Das sind aufregende Zeiten für Mac-User! Ich stehe in diesen Tagen immer wieder staunend von unserem neuen MacBook Pro und schüttele ungläubig den Kopf ob der exzellenten Performance. Apple setzt ein deutliches, auch dringend notwendiges Statement: Der Mac liegt uns am Herzen. Gut so.

Viel zu lange schon beherrschen zwei Hersteller das Marktsegment der Desktop-CPUs. Bei den Grafikkarten sieht es nicht anders aus. Apples Befreiungsschlag, jahrelang sorgfältig vorbereitet, kommt da zur rechten Zeit. Es geht eben auch anders. Und schneller, gerade, was die Entwicklung neuer Macs betrifft. Dieser Mut zur Innovation hat uns allen – und Cupertino – lange gefehlt.

Es wäre freilich blauäugig anzunehmen, dass Mac-User auf einem bequemen Wanderweg zwischen Intel und ARM spazieren. Der Pfad ist manchmal steil und steinig. Ja, Rosetta 2 leistet Erstaunliches. Aber längst läuft noch nicht wirklich jede macOS-Software unter diesem Emulator. Wer also auf eine bestimmte App angewiesen ist, prüfe vor einem Wechsel der Plattform sorgfältig, ob seine Software den Gang in neue Gefilde beschreiten kann.

Tschüss Intel? Ganz so einfach funktioniert es eben doch nicht. Die neuen Rechner mit dem Apple-Silicon-Chip M1 bieten eine eher bescheidene Anzahl an Schnittstellen, und auch das Angebot an RAM fällt mager aus. Das hat durchaus Einfluss auf die Performance, wie der Kollege Schuster nach seinen ersten ausführlichen Tests auf Seite 24 berichtet. Zudem laufen eGPUs nicht. Das ist richtig ärgerlich, wenn man sich vor Kurzem so ein wahrlich nicht preisgünstiges Exemplar bei Apple gekauft hat.

Dennoch: Die flüsterleisen neuen Macs bereiten schon jetzt viel Freude und machen Appetit auf mehr. Ich bin äußerst gespannt, was uns Apple bei den kommenden, sehr wahrscheinlich noch leistungsfähigeren Modellen präsentieren wird; einen Mac Pro mini kann ich kaum erwarten. Auch einen Mac mit Touchscreen erhoffen viele Anwender sehnsüchtig. Eines weiß ich bereits jetzt: Mein nächster Rechner wird ein ARM-Mac!

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