Mac & i 1/2021
S. 3
Editorial

Auf das, was kommt!

Wolfgang Reszel

Seit ich das redaktionseigene MacBook Pro mit M1-CPU nutze, hat mich eine neu entfachte Mac-Begeisterung gepackt. So ein leises, extrem ausdauerndes und kühles MacBook macht einfach nur Spaß. Genau so muss sich ein Mac anfühlen. Die befürchteten Probleme mit Intel-Apps blieben aus, die meisten laufen wie geschmiert. Viele Entwickler, darunter nicht nur Apple-affine wie Serif/Affinity, sondern auch Größen wie Microsoft, haben ihre Programme zügig auf Apple Silicon angepasst. So schnell ging das bei keinem CPU-Wechsel in der Geschichte des Macs. Die Umstiegsschmerzen hat Apple geschickt auf die Zeit verteilt. Der Abschied von 32-Bit-Apps etwa wurde für alle sichtbar in macOS Catalina angekündigt und in Big Sur besiegelt; die nun zwingenden Sicherheitsanforderungen wie signierte Apps sind den Entwicklern schon länger vertraut.

All das bestätigt Apples Beteuerungen, den Mac nie vernachlässigt zu haben: Solch einschneidende Änderungen müssen von langer Hand vorbereitet sein. Als das iPad erstmals mit Desktop-Performance beworben wurde, deutete sich schon an, welches Entwicklungsziel der Konzern bei den hauseigenen Chips verfolgt. Einem ehemaligen Ingenieur zufolge reichen die Pläne für Macs mit Apple-CPU sogar bis 2010 zurück.

Selbst der Intel-Chef Pat Gelsinger räumt ein, dass die „Lifestyle-Firma aus Cupertino“ da Großes geleistet hat: Man werde die Herausforderung annehmen, wieder konkurrenzfähige CPUs für den PC-Markt zu entwickeln. Auch ihm ist klar: Apples Vorpreschen könnte die Branche umkrempeln und Windows für ARM an Fahrt gewinnen – was letztlich auch zum Erfolg der sparsamen ARM-Chips im PC-Markt führen würde.

Um die zurückgewonnene Rolle als Innovationsführer langfristig zu festigen, muss Apple nun aber am Ball bleiben. Es genügt nicht, neue Chips in altbekannte Gehäuse zu packen. Halbherzig umgesetzte Ideen wie die Touch Bar gehören begraben oder verfeinert. Entscheidungen wie die Abkehr von MagSafe und vom SD-Kartenleser sollte Cupertino überdenken, und auch zeitgemäßere Designs sind überfällig. Ein nicht höhenverstellbarer iMac passt einfach nicht zu Apples Bemühungen um Inklusion und Diversität. Profis brauchen zudem noch mehr Power und RAM. Glaubt man der Gerüchteküche, steht einiges davon in Apples Pipeline – und, wer weiß, vielleicht sogar ein Touchscreen-Mac (siehe Seite 7).

Privat werde ich vorerst beim Intel-MacBook bleiben, weil ich mehr als zwei Thunderbolt-Ports und manchmal noch ein älteres macOS benötige. Umso gespannter warte ich auf die neuen Modelle.

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