Mac & i 2/2021
S. 3
Editorial

Werbung vs. Wirklichkeit

Wolfgang Reszel

Apple wirbt damit, dass macOS Big Sur Updates deutlich schneller und im Hintergrund installiert. So sei es einfacher als je zuvor, einen Mac auf dem neuesten Stand und sicher zu halten.

Mittlerweile sind wir bei macOS 11.3 angelangt und keines der insgesamt sechs Updates wurde flott installiert. Das beginnt bei der Download-Größe. Während der Vorgänger macOS Catalina im März vergleichsweise fluffige 84 MByte für das Safari-Sicherheits-Update herunterlud, wog die vergleichbare Aktualisierung für Big Sur weit über 2 GByte.

Bei einem nicht unerheblichen Teil der Anwender:innen in diesem Land und auch in Apples Heimat geht so ein Brocken leider immer noch schleppend durch die Leitung. Und selbst tempoverwöhnte Großstädter sind mal unterwegs, wollen aber Sicherheitsupdates möglichst zeitnah installieren. Nicht zuletzt verhindern die unter dem Ansturm immer wieder lahmenden Apple-Server den schnellen Download – falls er nicht sogar mittendrin abbricht.

Bei iOS und iPadOS beweist Apple, dass es besser geht: Dort beanspruchte der Safari-Patch nur rund 140 MByte – ein Fünfzehntel des Big-Sur-Updates. Kurios dabei: Entwicklern zufolge hat Apple im Unterbau von macOS 11 einiges von iOS übernommen. Deshalb erscheint es mir noch weniger nachvollziehbar, warum der Code zum Schließen der gleichen Sicherheitslücke am Mac zigfach größer ausfallen muss.

Auch von der gepriesenen Hintergrundinstallation spüre ich als Anwender bis dato nichts: Die drei Macs unter meiner Obhut waren teils 10 bis 30 Minuten blockiert. Je nach Hardware bedurfte es mehrerer Neustarts – die selbst auf M1-Macs im Vergleich zu Windows elend lange dauern. Schlimmer noch: Zwischen den Neustarts blieb der Monitor in einigen Fällen eine gefühlte Ewigkeit dunkel und der Mac gab keinen Mucks von sich. Innerlich bereitete ich mich mit pochendem Puls schon auf eine Neuinstallation vor.

Mich stört aber nicht nur das hohle Werbeversprechen. Vielmehr befürchte ich sicherheitskritische Konsequenzen. Experten – auch von Apple selbst – betonen ständig, wie wichtig es ist, Security-Updates zeitnah zu installieren. Apple gewöhnt uns mit Big Sur aber wieder daran, Aktualisierungen als extrem lästig oder gar riskant zu empfinden und deshalb aufzuschieben. Damit tut der Konzern allenfalls Hackern einen Gefallen, die dann länger ihr Unwesen treiben können.

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