Make Magazin 6/2016
S. 144
Bücher

bubblesort zines

Informatik im Comicformat

Mit handgezeichneten Kätzchen und vielen Harry-Potter-Referenzen wirken die Zines von Amy Wibowo deutlich anders als Standardwerke der Technik. So erklärt die Informatikerin etwa, ein Programm für einen Arduino funktioniere wie ein Zauberspruch, der einem Zauberstab vermittelt, was nun zu tun sei. Gerade Interessierte ohne Vorkenntnisse finden so einen ganz eigenen Zugang zu technischen Konzepten.

Insgesamt sechs Zines hat Wibowo 2016 nach einem erfolgreichen Crowdfunding herausgebracht. Weitere Themen sind Verschlüsselung, Logikschaltungen, Sortieralgorithmen, Speicher und wie das Internet von HTML bis DNS funktioniert. Auch die Zines für 2017 sind bereits finanziert. Zu den geplanten Themen gehören Betriebssysteme, Maschinenlernen und Programmiersprachen. hch

Das ESP8266-Praxisbuch

Mit NodeMCU und ESPlorer

Billig und einfach: Das WLAN-Modul ESP8266 erfreut sich derzeit großer Beliebtheit. Die Vielzahl an Hardware-Varianten macht die Auswahl für Anfänger nicht ganz einfach. Die nächsten Stolpersteine sind die Wahl der Firmware beziehungsweise deren Aktualisierung und schlussendlich die Programmierung und Verbindung zu anderer Elektronik. Das wird in der uns als Vorabversion vorliegenden Ausgabe auch abgedeckt. Leider gibt es ein immenses Defizit bei der didaktischen Präsentation. Der Autor springt zwischen verschiedenen Boards, Firmwares, Programmier-Tools und Themen derart hin und her, dass man kaum den Überblick behalten kann. Auf den quasi Nachfolger ESP8285 wird gar nicht eingegangen. Es wird ohne Motivation eine Firmware geflasht, dann mal ein Arduino oder ein Raspberry genutzt, zu dessen Einrichtung gar kein Wort verloren wird. Die Pegelanpassung zwischen 5 V und 3,3 V erfolgt lediglich per Spannungsteiler – eine elektronisch bessere Lösung würde sich der Profi wünschen.

Zwischendurch gibt es eine unerwartete und lange Abhandlung über Elektronik-Grundlagen. Wer sich durch den unstrukturierten Aufbau nicht abschrecken lässt, findet immerhin zahlreiche Beispiele für Anwendungen. Spezielle Themen wie Stromsparmodus oder SPI kommen hingegen nicht vor. Gegenüber einer Internetsuche bietet das Buch so kaum Vorteile, zumal die rhetorischen Fragen des Autors eher stören. fls

Senioren nutzen Mikrocontroller

Ein soziales Netzwerk mit NodeMCU organisieren

Mehr Selbstständigkeit im Alter ist die Motivation hinter diesem Buch und dem vorgestellten Projekt: Auf Basis eines NodeMCU mit Temperatur- und Bewegungssensor wird ein privates soziales Netzwerk für allein lebende Menschen geschaffen. Die notwendigen Bauteile sowie zwei mögliche Vernetzungsplattformen werden kurz vorgestellt und in elf Beispielen vertieft. Einige Vorkenntnisse in Elektronik oder Programmierung sollte man zum Verständnis bereits mitbringen.

Das Buch ist ein Projekt der ehrenamtlichen Initiative Senioren-Lernen-Online, einem virtuellen Weiterbildungsangebot. Angeboten werden Einzelhilfen, Stammtische und Workshops – auch zum Buch gibt es einen acht-tägigen Kurs, der kostenlos per Skype besucht werden kann. Damit wird es auch als Einstiegsprojekt interessant. hch

Ecommony

UmCARE zum Miteinander

Was haben Open Fabrication, Umsonstläden, Gemeinschaftsgärten und Vio.me, eine griechische Seifenfabrik in Arbeiterhand gemeinsam? Die Antwort von Friederike Habermann: Es sind Ansätze von Ecommony im Alltag – einer neuen Wirtschaftsform, die das Potenzial hat, den Kapitalismus zu verabschieden. Commons sind Ressourcen, die für eine Gemeinschaft geschaffen und von Allen genutzt werden können. In der Maker-Szene finden sich zahlreiche Projekte, die auf diesem Gedanken basieren. Maschinen werden gemeinsam genutzt und Baupläne mit anderen geteilt, so dass Produkte verbessert und den eigenen Bedürfnissen angepasst werden können. Habermann geht es nicht nur um den Zugang zu Wissen und nachhaltige Produkte, sondern im Kern um die Frage, wie Gesellschaften organisiert werden können, dass nicht Profit und Wachstum, sondern die Sorge umeinander und die Entfaltung des Einzelnen im Mittelpunkt stehen.

In ihrem zitatereichen Buch verbindet Habermann die Praxis sozialer Bewegungen mit Philosophie und Ökonomie, und räumt nebenbei mit der verbreiteten Vorstellung auf, wonach der freie Zugang zu gemeinsamen Ressourcen zwangsläufig zu deren Zerstörung führen muss. In jedem Hackerspace gibt es Vereinbarungen darüber, wie mit den gemeinsam genutzten Gegenständen umzugehen ist. Es geht also um die Sorge um das Gemeinsame. Für viele mag die Vorstellung, dass wir eines Tages Wachstum, Geld und Eigentum hinter uns lassen, utopisch klingen. Aber warum eigentlich? Kathrin Ganz/hch

Das Action-Buch für Maker

Bewegung, Licht und Sound mit Arduino und Raspberry Pi – Experimente und Projekte

“Noch ein Experimentierbuch für Arduino und Pi!“, dachte ich zuerst gelangweilt. Und wie die meisten fängt es im Urschleim an: Was ist ein Arduino, was ist Strom? Wie bringe ich eine LED zum Blinken? Gähn! Nach rund hundert Seiten wird das Buch spannend: Es widmet sich den Funktionen von Gleichstrommotoren, (Peristaltik-)Pumpen, Magnetventilen, Linearantrieben, Servomotoren, Schrittmotoren und wie man sie mit H-Brücken, PWM und käuflichen Shields ansteuert. Jeweils für den Arduino und den Pi führt der Autor farbige Fritzing-Schaltpläne und passende Programme für zahlreiche Experimente auf und erklärt sie detailliert. Am Ende stehen praktische Projekte wie eine Pflanzenbewässerung, eine Dosenpresse und die Steuerung einer Marionettenfigur mit 4 Motoren.

Nach einem Kapitel zum Thema Heizen und Kühlen mit Peltierelementen folgt ein sehr gut gemachtes Kapitel „Regelkreise“. Darin erklärt der Autor nicht nur, wie Regelkreise funktionieren und was PID bedeutet, sondern auch, wie man die optimalen PID-Parameter experimentell herausfindet und den Regelverlauf misst. Die konkrete Implementierung wird anhand eines Getränkekühler-Thermostats gezeigt. In dieser Ausführlichkeit und Anschaulichkeit ist das Thema in den üblichen Arduino-Büchern bislang kaum behandelt worden. Das Buch schließt mit dem praktischen Einsatz vom Optokoppler zum Schalten von hohen Wechselströmen, der Ansteuerung von RGB-LEDs und OLEDs sowie der Tonerzeugung mit dem Arduino ab. Alles in allem ist das Buch sehr praxisorientiert und bietet auch dem Fortgeschrittenen interessanten Lesestoff – wenn er die ersten Grundlagenkapitel überspringt. Anfänger dürfte das Buch schnell überfordern. —dab