Make Magazin 1/2017
S. 42
Was uns inspiriert
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Bilder: Charles Young

Stadt aus Papier

Die Gebäude sehen nicht nur fantastisch aus – manche widersetzen sich auch der Schwerkraft.

Täglich ein neues Papiermodell entwerfen, herstellen und das Foto ins Internet stellen. Mit dieser Idee begann der schottische Künstler Charles Young im August 2014 das Projekt Paperholm. Nach einem Jahr war die erste Stadt fertig. Ein Jahr später waren weitere vier Städte vollendet und über 600 Miniaturmodelle entstanden. In Ausstellungen werden die Städte jeweils als einzelne Inseln aufgestellt und bilden gemeinsam eine Inselgruppe. Eine überschaubare Angelegenheit, da die Modelle meist nur wenige Zentimeter messen.

Bei der Herstellung verwendet Young nur Aquarellpapier und Bastelkleber, um einerseits möglichst schnell zu arbeiten und gleichzeitig die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten eines Materials auszutesten. Waren die Stücke zuerst alle statisch, sind inzwischen viele der Gebäude und Geräte mit beweglichen Teilen versehen. So drehen sich auf Youngs Webseite die Satellitenschüsseln auf Gebäuden, Kräne heben Waren durch die Gegend und kleine Karren fahren auf den Achterbahnen. —hch

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Animatronische Gefährten

Auf der Mini Maker Faire der Kölner Stadtbibliothek haben wir Frank Mengel und seine animatronischen Kreaturen getroffen. Beide sind Arduino-basiert und bestehen aus Material aus dem Baumarkt, von der Gewindestange bis zum Alurohr, sowie vielen selbstentworfenen Einzelteilen aus dem 3D-Drucker. Die Iris des Auges und die Fahrzeugkuppel sind die zwei Hälften einer transparenten Weihnachtsbaumkugel. Nicht nur an Konstruktion und Zusammenbau hat Mengel Spaß, besonders freut es ihn, wenn große und kleine Kinder die Geschöpfe in Aktion sehen und mit ihnen interagieren.

Neben drei Motoren stecken 143 gedruckte Teile in Anomo.

Das Auge Viko blinzelt mit seinen Lidern und kann sowohl die Iris als auch das ganze Auge hin- und herschwenken. Das dreirädrige Fahrzeug Anomo hat noch mehr drauf. Dank eines Infrarotsensors erkennt es auftretende Hindernisse und weicht – meistens – aus. Mengel nennt es daher passend ein „Autonomobil“. hch

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Bild: MIT

Ultrastarke Gitter

Am Massachusetts Institute of Technology (MIT) wird derzeit mit sogenannten Metamaterialien experimentiert: speziellen Materialien, die Eigenschaften haben, die nicht in der Natur auffindbar sind. Ein Forscherteam hat dazu Graphenflocken bei hohen Temperaturen simuliert und in eine Gitterstruktur gebracht. Die dabei entstandene Struktur ist 10-mal stärker als Stahl, hat aber nur fünf Prozent der Dichte. Diese Eigenschaften des Computermodells können auch mit anderen Materialien erreicht werden, zum Beispiel mit Polymeren oder Metallen, da die Geometrie der beherrschende Faktor ist.

Aus herkömmlichem Filament wurden zwei der Modelle im Industrie-3D-Drucker erzeugt und verschiedenen Belastungstests unterzogen. Während ein Modell plötzlich und explosionsartig zerfällt, brechen die Strukturen beim anderen, geometrisch optimierten Modell schrittweise. Das Paper mit den Ergebnissen steht zum kostenlosen Download zur Verfügung. Kathrin Grannemann