Make Magazin 1/2017
S. 128
Bücher

Elektronik Reparaturen für Maker

Ratgeber mit Praxistipps

Das vollmundige Versprechen vom Cover, man könne nach dem Studium des Büchleins nun einen Fernseher reparieren, darf vehement bezweifelt werden. Das bei Amazons Books-on-Demand-Service veröffentlichte Buch kommt mit gerade einmal neun Abbildungen aus und vermittelt kaum mehr als einen prinzipiellen Überblick, wie man bei einer Fehlersuche vorgehen kann.

Ohne fundierte Vorkenntnisse im Bereich Elektronik wird keine Freude aufkommen, denn wer nicht einmal weiß, wie ein Widerstand oder Kondensator aussieht oder die Dimension abliest, kann auch keinen Ersatz beschaffen. Gleiches gilt für die zu benutzenden Geräte wie Multimeter, Komponententester oder Trenntransformator. Wichtige Sicherheitshinweise zum Umgang mit Netzspannung werden für Laien unverständlich kurz angesprochen; daraus resultierende Haftungsfragen gar nicht. Wer über fundierte Elektronikkenntnisse verfügt, braucht das Heft nicht, denn er wird sich der Fehlersuche intuitiv nähern können. Unbedarften Makern dürfte es keine große Hilfe sein. fls

Die Welt reparieren

Open Source und Selbermachen als postkapitalistische Praxis

In diesem Buch haben die vier Herausgeberinnen und Herausgeber eine Reihe von Texten gesammelt, die die jüngere Entwicklung der weltweit boomenden DIY-Bewegung aus verschiedensten Blickwinkeln betrachten und darstellen, von der soziologischen Sicht über kompakte Projektbeschreibungen bis hin zu Planskizzen für Urban-Gardening-Objekte. Dabei entsteht ein differenziertes Bild der Maker-Szene, das Kritik nicht ausspart, etwa wenn der Design-Professor Otto von Busch die Frage aufwirft, wem ein offenes Design tatsächlich nützt: „Offenheit schafft Macht nicht ab. Sie macht sie lediglich unsichtbar.“

Sind der erste und der dritte Teil des Bandes – mit „Visionen“ und „Analysen“ überschrieben – eher von der soziologischen Perspektive der Herausgeberinnen und Herausgeber geprägt (was sich durchaus auch in einer Sprache niederschlägt, die nicht für jeden Techniker und Praktiker ganz leicht zugänglich sein dürfte), stellt der Mittelteil über 30 konkrete Projekte und Initiativen unterschiedlicher Komplexität kurz vor. Dabei reicht die Bandbreite von der Fräsen-Community CNC14 (deren Maschinen-Entwurf auf die Baumarkt-Fräse aus Make 1/14 zurückgeht) über Recycling-Maschinen für 3D-Drucker-Material bis hin zum Freifunk-Netz und zu Nähzirkeln. In diesem Teil sind wir auf einige spannende Projekte gestoßen, die der Make-Redaktion bisher noch nicht bekannt waren.

Das Buch selbst geht übrigens mit gutem Beispiel voran – es steht komplett unter einer Creative-Commons-Lizenz und kann kostenlos als E-Paper oder PDF komplett heruntergeladen werden (siehe Link). pek

Steampunk Mechanics

Made in Germany

Auf den Maker Faires sind die Stände der Steampunker regelmäßig die buntesten (Holz, Messing, ∆Æther) und lautesten (Tesla-Spulen) und dementsprechend von Besuchern belagert. Leider zeigen sie meist nur einen kleinen Ausschnitt der Geräte, die im Kern meist moderne Technik enthalten, jedoch im Stile der viktorianischen Epoche verpackt sind – eben Steampunk-mäßig. Deshalb wollte Admiral Aaron Ravensdale (Sven Möller), eine der zentralen Figuren der deutschen Steampunk-Szene, diverse Projekte aus der Community zusammentragen, um sie in einem Bildband zu veröffentlichen. Daraus ist dann durch viel Meinungsaustausch mit der Community (ja, auch die Make: war Mitschuld) schließlich ein Buch geworden, das weit darüber hinausgeht.

Auf 232 Seiten liefert der Bildband neben durchweg hochwertigen farbigen Fotos auch noch die Entstehungsgeschichten der Projekte – geschrieben von den jeweiligen Erbauern der Maschinen, Geräte und Accessoires in Deutsch und Englisch. Zu jedem Projekt gibt es zudem ein kurze Liste der verwendeten Bauteile. Wem das zur Inspiration nicht genügt, der findet auf der Online-Seite zum Buch eine Link-Sammlung, die zu weiteren Informationen und zu YouTube-Videos führen.

Zum Nachbauen ist der Bildband weniger geeignet, wer aber auf Steampunk steht, dem wird er beim Schmökern so einige „Aaahs“ und „Ooohs“ entlocken. dab

Elektronik kinderleicht!

Experimente mit Elektrizität und Stromkreisen

Der Norweger Øyvind Nydal Dahl hat im letzten Jahr ein schönes Elektronikbuch für Einsteiger geschrieben, das der dpunkt-Verlag jetzt in der deutschen Übersetzung veröffentlicht hat. Über das Buch lässt sich viel Gutes sagen. Es ist sowohl klar und übersichtlich als auch schön gestaltet. Die theoretischen Erklärungen zu den Bauteilen werden in den praktischen Anleitungen sinnvoll wieder aufgenommen und ergänzt, so dass man mit dem Basteln sein Wissen gut vertiefen kann. Und besonders wichtig: Die Anleitungen sind einerseits so ausführlich, dass Einsteiger sie tatsächlich nachvollziehen können und andererseits so straff gehalten, dass sie die Lesenden nicht mit verwirrenden Zusatzinformationen überfrachten.

Es handelt sich hier um ein hervorragendes Buch, das Anfänger wirklich kompetent und verständlich von null bis zu Logikschaltungen begleitet. esk

The Hardware Hacker

Adventures in Making & Breaking Hardware

Die Maker-Szene hat eine Menge populärer Hacker hervorgebracht und oft reicht schon ein einziges Projekt, um jemanden über Nacht berühmt zu machen. Trotzdem gibt es nur wenige Menschen, die über einen langen Zeitraum immer wieder von sich reden machen.

Huang (Spitzname: bunnie) gehört gewiss dazu. Er hat nicht nur die Xbox gehackt, sondern unter anderem auch mit seinem Kollegen „xobs“ gravierende Sicherheitslücken in microSD-Karten aufgedeckt. Nebenher entwickelt er Elektronik-Produkte und ist ein fleißiger Blogger. Einen Teil seiner Blog-Einträge hat er jetzt aufpoliert und als Buch veröffentlicht.

Der Löwenanteil dreht sich nicht um seine Hacks, sondern um die Erfahrungen, die er mit der Massenproduktion in China, speziell in Shenzen, gesammelt hat. In aller Ausführlichkeit beschreibt er die vielen kleinen und großen Probleme, auf die er dort gestoßen ist.

Was bei vielen Autoren schnell zur langweiligen Analyse von Kosten und Nutzen mutiert, wird bei bunnie zu einer höchst unterhaltsamen und lehrreichen Lektüre. Er berichtet nicht nur von obskuren Fehlern, die er gefunden hat, sondern gibt auch handfeste Tipps für jeden, der auch nur entfernt darüber nachdenkt, in China zu produzieren. Er lässt keinen Aspekt aus und kümmert sich um Qualitätssicherung, Kosten, Verhandlungen und auch um das leidige Thema Patente. Seine Ratschläge betreffen längst nicht nur die Elektronik, sondern reichen von der Verpackung übers Handbuch bis zum Gehäuse und dem Versand.

Aber auch das Hacken kommt nicht zu kurz und bunnie beschreibt unter anderem, wie er HDCP umschifft hat und welche Hürden er für sein offenes Notebook Novena überwinden musste. Selbst vor der Biologie macht er nicht halt und beschreibt, wie sich sogar ein Schweinegrippe-Virus hacken lässt.

Gerade die Abschnitte, die nichts mit Elektronik zu tun haben, zeigen deutlich, was für ein Ausnahmetalent bunnie ist. Das Sahnehäubchen ist sein sympathischer und motivierender Schreibstil. Maik Schmidt/dab