Make Magazin 2/2017
S. 144
Bücher

Free to Make

How the Maker Movement is Changing Our Schools, Our Jobs, and Our Minds

Der Autor Dale Dougherty ist Gründer der US-Ausgabe des Make-Magazins und hat die Maker Faires ins Leben gerufen. Was er vor rund 12 Jahren klein begann, hat sich mittlerweile zu einer Denkweise gemausert, an Dinge heranzugehen, Probleme zu meistern und sich mit anderen auszutauschen. Dougherty beschreibt das internationale Maker Movement aus verschiedenen Blickrichtungen: Was ist eigentlich Making, wer sind die Maker, wo findet man sie und womit arbeiten sie?

Statt langweiliger Auflistungen serviert der Autor viele Anekdoten aus seinen Treffen mit Makern, Vorstellung von Projekten, Besuchen von Veranstaltungen und seinen Erfahrungen bei der Herausgabe des Magazins und dem Organisieren der Maker Faires. Das ist vergnüglich zu lesen und man erfährt viele überraschende Dinge, etwa, warum die Faire mit e geschrieben wird, wie der Musiker und Hobbyastronom Wilhelm Herschel mit einem selbstgebauten Spiegelteleskop Uranus entdeckte, dass das Arbeiten mit den eigenen Händen besonderes viele Regionen im Hirn anregt und Depressionen mindern kann.

Mitunter wird es philosophisch, wenn es um das Selbstverständnis von Makern geht: Während wir uns früher darüber definierten, was wir erschufen, definieren wir uns heute oft darüber, was wir konsumieren. Doch der Autor steht nicht mit erhobenem Zeigefinger da; er zeigt Auswege durch einen Wertewandel in der Bildung, am Arbeitsplatz und der Gesellschaft beispielsweise durch spielerische Ansätze sowohl für Kinder als auch Erwachsene – und so erkennt man sogar noch Parallelen zwischen dem Maker Movement und der Montessori-Pädagogik, deren Leitspruch „Hilf mir, es selbst zu tun“ lautet.

Das Buch ist für alle zu empfehlen, die sich einen tieferen Einblick in der Maker-Bewegung verschaffen wollen – aber auch für alle, die gerne schmökern und Blicke über Tellerrände mögen. dab

NASA-STD 8739.4A

Workmanship Standard for Crimping, Interconnecting Cables, Harnesses, and Wiring

Anforderungen an die Technik sind bei der Luft- und Raumfahrt deutlich höher als bei zivilen Anwendungen oder im Hobbybereich. Wenn die NASA also ein Handbuch zu ihrem internen technischen Standard herausgibt, in dem es auf einhundert Seiten nur darum geht, wie man zwei Drähte miteinander verbindet, Stecker zusammenbaut und Kabelstränge verlegt, dann haben sich sicherlich hochkarätige Techniker intensiv mit der Materie befasst. Immerhin müssen die Verbindungen und Bauteile extreme Belastungen wie Vibrationen und Beschleunigungskräfte bei Start und Landungen aushalten oder besonders langlebig sein. Selbst wenn Sie keine Sonde zum Mars schicken wollen, lohnt sich ein Blick in das Dokument, denn die zahlreichen Abbildungen sind detailliert und bieten praktischen Nutzen. Da wo Otto-Normal-Anwender einen billigen Plastikkabelbinder zusammenzippt, werden bei der NASA noch immer Kabel aufwändig gebunden. Das Ergebnis ist nicht nur optisch ansprechend (siehe Bild), sondern auch haltbar. Auch wenn man die Techniken im Einzelfall nicht so extrem umsetzen wird, kann man doch lernen, einige Handgriffe beim Umgang mit Drähten zu optimieren. fls

Sensoren im Einsatz

mit Arduino

Vom Gassensor bis zum GPS-Modul erläutert Thomas Brühlmann Funktionsweise und Ansteuerung zahlreicher bekannter und beliebter Sensoren. Zu jedem von ihnen gibt es ein oder mehrere Praxisbeispiele. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Sensoren, die sich bei der Hausautomation und -überwachung einsetzen lassen, von der Nachtlampe bis zur Wetterstation. Etwas verwirrend wird es im zweiten Teil, wenn das Kapitel Übertragung nur die serielle Schnittstelle, ein RF-Modul und Bluetooth mittels des 1Sheeld (siehe Kurzvorstellungen Make 2/16) umfasst – ein Ethernet-Shield taucht dann versteckt im Praxisbeispiel auf – im nächsten Kapitel zum Thema Datenspeicherung.

Das Buch richte sich an Einsteiger mit Vorkenntnissen, so Brühlmann. Gerade ohne erste Programmierkenntnisse dürfte es schwierig sein, die Praxisbeispiele wirklich zu verstehen. Wer zum Beispiel nach einem Workshop weiterführende Ideen mit Beispielcode sucht, die nur wenig Bauteile erfordern, wird hier aber definitiv fündig. hch

3D-Drucken … und dann?

Weiterbearbeitung, Verbindung & Veredelung von 3D-Druck-Teilen

Zur Technik des 3D-Drucks gibt es mittlerweile schon einige Bücher, insofern ist es eine gute Idee, auch mal der Nachbearbeitung von Werkstücken aus dem 3D-Drucker einen eigenen Band zu widmen. Das vorliegende Buch überrascht mit der einen oder anderen wenig bekannten oder naheliegenden Nacharbeitungstechnik, etwa klassisches Reiben für Bohrungen, Heißdrahtschneiden oder Lasercutten für 3D-Drucke.

Doch das Buch leidet an drei handfesten Mängeln: Erstens nützt das Buch vor allem Lesern, die mit einer 3D-Konstruktionssoftware umgehen können. Die sind in der Lage, die gezeigten formschlüssigen Verbindungen und Aufteilungen selbst einzubauen oder gleich ganze Werkstücke im Hinblick auf weitere Veredelungen- und Nachbearbeitungen zu entwerfen. Wer hingegen nur druckt, was das Internet so bietet, kann wenig aus diesen Abschnitten praktisch umsetzen.

Zum zweiten ermüdet das Buch durch ausschweifende Wiederholungen, etwa wenn nacheinander einzeln für Nut und Feder, Spundung und Schwalbenschwanzverbindung ausführlich durchdekliniert wird, bei welcher Ausrichtung es im Druck zu keinen Überhängen kommt (was der Leser schon nach dem ersten Beispiel verstanden hat). Überhaupt stehen einigen kaum nachvollziehbar breiten Passagen an anderer Stelle nur dürre Informationen gegenüber. So behandeln zwölf Seiten verschiedene Nietverbindungen, aber nur vier das Thema Kleben, mit dem Fazit: „Geeigneten Kleber für den jeweiligen Anwendungsfall verwenden.“

Nicht zuletzt erkennt man auf vielen Abbildungen zu wenig – vor allem die zahlreichen gerenderten 3D-Objekte saufen durchweg in tiefstem Dunkelblau ab.

Das ist alles umso bedauerlicher, weil der Autor unzweifelhaft eine Menge Kenntnis der Materie und viel praktische Erfahrung zu bieten hat. Ein intensiveres Lektorat hätte aus dem Material ein Nachschlagewerk mit viel Nutzwert verdichten können. pek

Raspberry Pi Kochbuch

Lösungen für alle Software- und Hardware-Probleme

Über zehn Millionen Exemplare des Einplatinen-Computers Raspberry Pi („Raspi“) haben bislang ihren Weg zu Bastlern, Experimentierern und Do-it-Yourself-Programmierern gefunden; ein Ende ist nicht in Sicht. Die Entwicklung der Hardware-Versionen gleicht eher einer behutsamen Klettertour als einem Trommelfeuer von Sensationen. Der Raspi 3 und der Zero, die zwei in der neuen Auflage von Monks „Kochbuch“ zusätzlich berücksichtigten neueren Modelle, bilden wichtige Meilensteine in der Geschichte des Projekts. Erheblich gewandelt hat sich in den vergangenen Monaten vor allem die Software-Landschaft.

Der Autor bietet nach bewährter Manier viele kurze Kapitel zu allen möglichen Themen rund um den Raspi. Er erklärt etwa Installation und Konfiguration des auf Linux beruhenden Standard-Betriebssystems Raspbian und beschreibt, wie sich das Computerchen auf vielfältige Weise ins heterogene Netzwerk integrieren lässt.

Auch wer bei der täglichen Bildschirmarbeit Mühe hat, die Maus loszulassen, muss sich für den Raspi mit der Kommandozeile anfreunden. Das Hantieren mit Skripten und Parametern gehört für denjenigen zum täglichen Brot, der Code für solche Systeme schreibt. Monk führt in die Programmierung mit Python ein. Schnell kommt er zu hardwarenahem Arbeiten und zeigt etwa, wie man eine USB-Kamera zur Erkennung von Gesichtern und Gegenständen nutzt.

Vor allem präsentiert Monk jede Menge Rezepte zur Umsetzung typischer Elektronik-Projekte mit dem Raspberry Pi. Dabei erklärt er nicht nur die Verwendung gängiger Komponenten und deren Anschluss an die GPIO-Pins des Raspi. Er berücksichtigt auch speziellere Hardware wie Beschleunigungs- und Magnetfeldsensoren sowie Displays mancherlei Art. Breiten Raum widmet er der Steuerung von Motoren; auch die Integration mit dem Arduino kommt nicht zu kurz. Ausführlich beschreibt Monk ferner den Einsatz von Erweiterungsplatinen (HAT) und ihre Entwicklung.

Zumindest streckenweise setzt die Lektüre des Buchs grundlegende Kenntnisse von Elektronik und Software-Entwicklung voraus. Anfänger können zwar die meisten Anleitungen nachvollziehen, aber die kompakte Darstellung spricht vorwiegend fortgeschrittene Leser an.

Der Großteil von Monks Hardware-Rezepten ist zeitlos und funktioniert mit allen aktuellen Raspi-Boards. Mit der Entwicklungsgeschwindigkeit der Software kann derzeit aber kein gedrucktes Buch mithalten; Leser müssen sich also ergänzend online informieren. Das betrifft insbesondere die jüngsten Neuerungen des Systems wie etwa den Pixel-Desktop. Maik Schmidt/dab