Make Magazin 2/2017
S. 3
Editorial
Felix Pfeifer

Maker-Latein und Macher-Graecum

Kaputt vom Job nach Hause kommen, sich eine Fertig-Pizza in den Ofen schieben und mit einem kühlen Getränk ab auf die Couch. Da ist eigentlich nichts dran auszusetzen – kann ja jedem mal passieren. Den Geist (lateinisch sapiens) hat der Mensch (Homo) auf der Arbeit gelassen. Was ihm bleibt, ist der Konsum. Ganz so gesund soll das auf Dauer nicht sein. Das hat jedenfalls der Psychoanalytiker Erich Fromm in den 1960er-Jahren herausgefunden. Er erfand den Begriff Homo consumens und mahnte vor den krankhaften Folgen.

Das klingt jetzt irgendwie wie Panikmache, aber es scheint ja doch was dran zu sein, bei der Hochkonjunktur, die das Burnout-Syndrom in letzter Zeit erfährt. Oft sind Fachkräfte davon betroffen. Und die hat vor allem die Industrialisierung hervorgebracht. Hohe Spezialisierung zeichnet den Homo laborans aus. Die Bezeichnung hat sich Karl Marx im 19. Jahrhundert ausgedacht, aber nicht, um den Auswirkungen der Arbeitsteilung auf den Menschen zu schmeicheln.

Ältere Modelle der Gattung Mensch werden in der Anthropologie als Homo Faber bezeichnet. Diese Exemplare lebten vor allem von der Antike bis zur Renaissance. Ihr Hauptmerkmal ist ihre handwerkliche Fertigkeit. Was Homo Faber so fabrizierte, hatte er vor allem manuell, also per Hand gemacht. Damals gab es noch keine industriellen Fertigungsanlagen. Echte Maker also.

Moralpredigten stinken zwar, aber hier kommt trotzdem eine: Der Schritt vom Fernseher an die Werkbank tut wirklich gut. Der Lohn der handwerklichen Arbeit ist eine erhöhte Ausschüttung körpereigener Endorphine (Glückshormone) und kann bis zur Euphorie reichen. Das ist nicht nur gut für unsere Psyche und unterstützt Stressabbau, sondern stärkt auch das Immunsystem. Ob ein handwerkliches Hobby gegen Burnout hilft, sollten Sie dennoch besser mit Ihrem Arzt abklären.

Unterschrift Felix Pfeifer Felix Pfeifer